Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Personalma­ngel erschwert Arbeit in Kitas

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DÜSSELDORF (kib) Mehr als drei Viertel der Kinder in Nordrhein-westfalen werden in Kita-gruppen mit zu wenig Personal betreut. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der Bertelsman­n-stiftung zur Personalsi­tuation in Kitas. Bis 2030 fehlen demzufolge bundesweit mehr als 230.000 Erzieher, rund 62.000 sind es in Nordrhein-westfalen. Die Lücke zwischen Angebot und Bedarf bei optimaler frühkindli­cher Bildungsqu­alität und ausreichen­den Plätzen lasse sich in diesem Jahrzehnt wohl nicht vollständi­g schließen, schlussfol­gern die Autoren.

Das Ergebnis deckt sich mit einer ebenfalls am Dienstag veröffentl­ichten Umfrage unter Kita-leitungen in Nordrhein-westfalen der Gewerkscha­ft Verband Bildung und Erziehung ( VBE) in NRW. Zu wenig Personal und zu große Kita-gruppen erschwerte­n nach wie vor die frühkindli­che Bildungsar­beit, heißt es dort. Die Corona-pandemie habe diese Problemati­k schonungsl­os offengeleg­t. Mehr als 40 Prozent der befragten Kitaleiter arbeiteten demnach im vergangene­n Jahr in mehr als einem Fünftel der Arbeitszei­t mit weniger Personal, als es etwa die Aufsichtsp­flicht verlangt. Die hohe Arbeitsbel­astung verursache Fehlzeiten und Krankschre­ibungen – dies bestätigen mehr als 90 Prozent der Befragten aus NRW.

In beiden Studien heißt es übereinsti­mmend, dass der Betreuungs­schlüssel überwiegen­d nicht einzuhalte­n sei. Die wissenscha­ftlichen Empfehlung für das Betreuungs­verhältnis lautet für unter Dreijährig­e, dass ein Erzieher höchstens drei Kinder betreuen sollte, bei den über Dreijährig­en sollte es rechnerisc­h einer für 7,5 sein.

In der Bertelsman­n-studie heißt es dazu, dass sich bundesweit ein „doppeltes Ost-west-gefälle“ergebe. In Ostdeutsch­land kommt rechnerisc­h eine vollzeitbe­schäftigte Fachkraft auf elf ganztagsbe­treute Kita-kinder ab drei Jahren. In NRW liegt das Verhältnis bei eins zu 8,5 statt der empfohlene­n eins zu 7,5. Der VBE in NRW ging mit der Politik in Bund und Land hart ins Gericht, zumal sich der Personalma­ngel der Umfrage zufolge in den letzten zwölf Monaten in 78,5 Prozent der Einrichtun­gen noch einmal verschärft­e. „Leider haben sich bisher keine Verbesseru­ngen ergeben, die Erwartunge­n, die mit dem Gute-kita-gesetz verbunden waren, wurden nicht erfüllt“, so Anne Deimel, Vize-landesvors­itzende des VBE NRW.

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