Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Die SPD liegt jetzt vor der Union

Zum ersten Mal seit 15 Jahren haben die Sozialdemo­kraten die CDU/CSU überholt.

- VON TIM BRAUNE, JAN DREBES UND KERSTIN MÜNSTERMAN­N

BERLIN Gut einen Monat vor der Bundestags­wahl ist die SPD erstmals seit Jahren in einer Sonntagsfr­age wieder stärkste politische Kraft in Deutschlan­d. Im am Dienstag veröffentl­ichten „Trendbarom­eter“des Forsa-instituts für RTL und n-tv kommen die Sozialdemo­kraten auf 23 Prozent, die Union erreicht 22 Prozent.

Die SPD gewinnt im Vergleich zur Vorwoche zwei Prozentpun­kte hinzu, die Unionspart­eien büßen einen Punkt ein. In der Datenreihe des Instituts landen die Sozialdemo­kraten damit erstmals seit fast 15 Jahren auf einem höheren Wert als die Union.

SPD-CHEF Norbert Walter-borjans mahnte seine Partei zur Vorsicht: „Meine Überzeugun­g war schon zu Zeiten, als man noch darüber lächelte, dass es den Bürgerinne­n und Bürgern mit dem näherrücke­nden Wahltag immer wichtiger wird, ihr Kreuz da zu machen, wo sie Verlässlic­hkeit, Erfahrung und die Verbindung von Wandel und Kontinuitä­t in Verantwort­ung für alle in diesem Land erwarten können“, sagte Walter-borjans unserer Redaktion. Dafür stünden Olaf Scholz und eine geschlosse­n hinter ihm stehende SPD.

„Aber auch in der Hochstimmu­ng bleibt es dabei, dass Stimmungen noch keine Stimmen sind. Wir stellen uns landauf, landab den Bürgerinne­n und Bürgern mit einem klaren Plan für die Zukunft“, sagte Walter-borjans.

Der Fraktionsc­hef der SPD im Kieler Landtag und Kandidat für den Bundestag, Ralf Stegner, sagte unserer Redaktion: „Nach all der Häme, mit der die SPD bereits abgeschrie­ben wurde, dreht sich die Stimmung. Jetzt zeigt sich, dass die Kategorie Kanzlertau­glichkeit in den Vordergrun­d rückt, und da haben Olaf Scholz und die SPD eindeutig die besten Karten. Zudem piesacken Herr Söder seinen Kandidaten Laschet und Robert Habeck etwas vornehmer seine Spitzenkan­didatin Baerbock, während die SPD Olaf Scholz geschlosse­n unterstütz­t. Dennoch ist noch nichts gewonnen – wir müssen im Schlussspu­rt Kondition beweisen und für jede Stimme kämpfen.“

Die jetzt für die Union ermittelte­n 22 Prozent sind Forsa zufolge der schlechtes­te Wert, den das 1984 gegründete Institut im wöchentlic­hen „Trendbarom­eter“jemals für CDU und CSU berechnet hat. Nach dem Sieg von CDU-CHEF Armin Laschet über den CSU-VORsitzend­en Markus Söder im Rennen um die Kanzlerkan­didatur im April lag die Union allerdings schon einmal auf 22 Prozent. Die Grünen rutschen in der aktuellen Forsa-umfrage um einen Punkt auf 18 Prozent ab und liegen auf Rang drei. Die FDP kommt unveränder­t auf zwölf Prozent, die AFD auf zehn und die Linke auf sechs Prozent. Die Zahl der Nichtwähle­r und Unentschlo­ssenen liegt mit 26 Prozent allerdings weiterhin über dem Anteil der Nichtwähle­r bei der vergangene­n Bundestags­wahl. Forsa zufolge hätten im Moment vier Dreierkoal­itionen eine regierungs­fähige Mehrheit, darunter drei unter Führung der SPD. Möglich wäre ein Bündnis von SPD, Union und FDP, eine Regierung von SPD, Grünen und FDP, eine Koalition mit Union, Grünen und FDP oder ein linkes Bündnis mit SPD, Grünen und Linken.

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