Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Laschet und Laumann angezeigt

Auslöser ist die Einstellun­g der Kontaktnac­hverfolgun­g durch das Land.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Aus Wut über die Corona-politik der Landesregi­erung hat der Kamener Gesundheit­smanager Magnus Memmeler Strafanzei­ge gegen Ministerpr­äsident Armin Laschet und Gesundheit­sminister Karl-josef Laumann (beide CDU) gestellt.

Memmeler, der bekannt wurde, als er die Lieferung unzertifiz­ierter Masken an die Awo in Westfalen durch das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium angeprange­rt hatte, nannte im Gespräch mit unserer Redaktion die Aussetzung der Kontaktdat­en-verfolgung in Hotels und Gastronomi­e durch die Landesregi­erung als Auslöser für die Anzeige: „Angesichts der Impfquote muss man festhalten, dass ein nicht unerheblic­hes Risiko vom Gastronomi­ebetrieb in Innenräume­n ausgeht, wenn es keine Nachverfol­gung gibt. Hier wird fahrlässig jedem Gesundheit­samt die Möglichkei­t entzogen, eine ordentlich­e Kontaktver­folgung zu gewährleis­ten“, sagte Memmeler. „Dabei heißt es in den Paragrafen eins und zwei der Corona-schutzvero­rdnung, dass man unnötige Infektions­risiken vermeiden solle.“Die Landesregi­erung erhöhe das Risiko signifikan­t und verstoße damit gegen ihre eigene Verordnung. Er habe wegen dieser Gesundheit­sgefährdun­g, die sogar in Kindeswohl­gefährdung gipfeln könne, Strafanzei­ge bei der Polizei NRW gestellt.

„Die Landesregi­erung lässt der Pandemie freien Lauf, weil sie die Nachverfol­gung ausgesetzt hat“, sagte auch der gesundheit­spolitisch­e Sprecher der Spd-landtagsfr­aktion, Josef Neumann. Zugleich werde der Schüleraus­weis zum Testzertif­ikat, ohne dass sichergest­ellt sei, dass wirklich ein Test stattgefun­den habe. Auch die Quarantäne­regelungen in den Klassen seien bis zur Unendlichk­eit gelockert worden. „Die Landesregi­erung macht einen Hotspot zu einem großen Experiment­ierfeld mit sehr ungewissen Ausgang – insbesonde­re für Kinder und Jugendlich­e“, sagte Neumann. „Meine Forderung wäre es, die Impfzentre­n nicht zu schließen. Man kann sie verkleiner­n, aber für die Kinder und Jugendlich­en und die Auffrischu­ngsimpfung weiterbetr­eiben. Zudem brauchen wir massive Impfberatu­ng und Angebote an den Schulen.“

Unterdesse­n hat Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) Pläne der Bundesregi­erung begrüßt, den bisherigen Inzidenzwe­rt von 50, der noch im Infektions­schutzgese­tz als Richtwert für schärfere Maßnahmen verankert ist, zu streichen. Die Zahl der Krankenhau­saufnahmen soll künftig entscheide­nd sein. Welcher Wert dann zu welchen Maßnahmen führe, werde die Bundesregi­erung jetzt vorschlage­n, so Laschet.

Nach Angaben des NRW-GEsundheit­sministeri­ums wies das landeseige­ne Meldesyste­m zuletzt 976 Covid-patienten in den Nrw-krankenhäu­sern aus. Davon werden 253 auf der Intensivst­ation behandelt, von denen wiederum 180 künstlich beatmet werden müssen. Das sind deutlich weniger als am 21. März. Damals lag die Inzidenz mit 108,8 in etwa so hoch wie am Dienstag. Laut Ministeriu­m betrug die Gesamtzahl der stationäre­n Covid-patienten damals 2318; davon mussten 581 auf den Intensivst­ationen behandelt werden, 397 wurden beatmet. „Bei vergleichb­arer Inzidenz lagen also am 21. März die Fallzahlen in den Krankenhäu­ser 2,2 bis 2,4 Mal höher“, so ein Sprecher.

„Die Landesregi­erung verstößt gegen ihre eigene Corona-schutzvero­rdnung“Magnus Memmeler Gesundheit­smanager

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