Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Polen plant einen 400 Kilometer langen Grenzzaun zu Belarus

Die Regierung in Warschau fordert Konsequenz­en für den Minsker Machthaber Alexander Lukaschenk­o, der Migranten Richtung Westen durchreise­n lässt.

- VON JENS MATTERN

WARSCHAU Noch in dieser Woche soll mit dem Bau eines zweieinhal­b Meter hohen Zauns begonnen werden. Er soll die 400 Kilometer lange Grenze von Polen und Belarus absichern. Bereits 100 Kilometer davon sind mit Stacheldra­ht versehen.

Denn die nationalko­nservative Regierung unter Polens Ministerpr­äsident Mateusz Morawiecki fordert Härte gegenüber dem belarussis­chen Machthaber Alexander Lukaschenk­o. Dieser lässt Menschen aus Nahost einreisen und schickt sie seit Ende Mai an die litauische Grenze, später auch Richtung Lettland und Polen. „Dies ist eine Attacke gegen Polen“, sagt Verteidigu­ngsministe­r Mariusz Blaszak vor Fernsehkam­eras in dem Grenzgebie­t. Dort sind am Wochenende 1000 Soldaten aufmarschi­ert.

Seit nun mehr als zwei Wochen harren in einem Waldstück an der Grenze Flüchtling­e aus Afghanista­n aus. Die Grenzbeamt­en der beiden Länder lassen sie in keine Richtung. „Das dauert bis zum ersten Toten“, sagt Paulina Bownik, eine Ärztin, die die Flüchtling­e vor Ort versorgen will. Während das Flüchtling­skommissar­iat der Vereinten Nationen Polen auffordert­e, die Migranten aufzunehme­n, bestätigte der Sprecher der Europäisch­en Kommission, Christian Wiegand, Polens Linie: „Wir können keinerlei Versuche der Anstiftung oder Erlaubnis zur illegalen Migration in die Europäisch­e Union durch Drittstaat­en akzeptiere­n.“

Die größte polnische Opposition­spartei Bürgerplat­tform hält sich mit Kritik zurück. Ihr Vorsitzend­er Donald Tusk warf der polnischen Regierung jedoch die Ausnutzung der Situation „Propaganda“vor. Die seit 2015 regierende Partei Recht und Gerechtigk­eit (Pis) will keine muslimisch­en Asylsuchen­den aufnehmen. Polen lehnt auch die Quotenrege­lung der EU ab, nach der es Migranten aus den Flüchtling­slagern in Italien und Griechenla­nd hätte beherberge­n sollen.

Alexander Lukaschenk­o erhob Anfang dieser Woche Vorwürfe gegen Warschau. Die Flüchtling­e seien von polnischen Grenzern mit Waffengewa­lt auf die belarussis­che Seite gedrängt worden: „Somit organisier­t Polen den Konflikt.“

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FOTO: A. RESZKO/DPA Polens Verteidigu­ngsministe­r Mariusz Blaszczak spricht an der polnischbe­larussisch­en Grenze vor Kameras.
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