Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Deutsche Wirtschaft wächst um 1,6 Prozent
Zugleich steigt das Staatsdefizit im ersten Halbjahr auf den zweithöchsten Stand seit der Wiedervereinigung.
WIESBADEN (dpa) Trotz einer spürbaren Konjunkturerholung in der ersten Hälfte des Jahres 2021 steckt der deutsche Staat angesichts milliardenschwerer Ausgaben zur Bewältigung der Corona-pandemie tief im Minus. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wies der Staatshaushalt das zweithöchste Minus in einem ersten Halbjahr seit der Wiedervereinigung aus. Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen gaben in den ersten sechs Monaten 2021 insgesamt 80,9 Milliarden Euro mehr aus, als sie einnahmen. „Ein höheres Defizit gab es nur im ersten Halbjahr 1995, als die Treuhandschulden in den Staatshaushalt übernommen wurden“, erklärte die Wiesbadener Behörde am Dienstag.
Im Frühjahr gewann die deutsche Wirtschaft nach dem Einbruch im Corona-lockdown zu Jahresbeginn (minus 2,0 Prozent) jedoch wieder an Tempo. Das Bruttoinlandsprodukt stieg von April bis Juni um 1,6 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. In einer ersten Schätzung waren die Statistiker von einem
Plus von 1,5 Prozent ausgegangen. Nach Einschätzung von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat der Aufschwung Tritt gefasst: „2021 und 2022 wächst unsere Wirtschaft kräftig.“Volkswirte gehen daher davon aus, dass sich auch die Einnahmen-ausgaben-bilanz des Staates spätestens 2022 im Zuge des zu erwartenden Aufschwungs wieder normalisieren wird.
Vor allem die Konsumfreude der Verbraucher (plus 3,2 Prozent) und staatliche Konsumausgaben (plus 1,8 Prozent) schoben Europas größte Volkswirtschaft im zweiten Quartal des laufenden Jahres an. Die Einschränkungen zur Bekämpfung des Coronavirus mit Schließungen beispielsweise von Teilen des Einzelhandels, von Fitnessstudios oder Kinos waren ab Mai schrittweise gelockert worden. Die Menschen legten auch weniger Geld auf die hohe Kante. Die Sparquote verringerte sich auf 16,3 Prozent. Von 100 Euro verfügbarem Einkommen legten die Haushalte somit im Schnitt gut 16 Euro zurück. Zu Jahresbeginn waren es noch 22 Euro.