Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Kreuzfahrt zwischen 1000 Inseln
Gerade in Corona-zeiten ist eine kleine Motorjacht eine smarte Alternative zu großen Schiffen. So lässt sich auch die kroatische Küste in familiärer Atmosphäre sehr entspannt erkunden.
Lächelnd begrüßt Kapitän Roco Skarica seine 29 Passagiere an Bord der modernen Motorjacht „MY Voyage“. Endlich ist die kroatische Adria nach einer pandemisch erzwungenen Pause wieder mit allen Annehmlichkeiten und Vorzügen zurück auf der touristischen Landkarte. Endlich kann er mit seiner Crew wieder in See stechen und seinen vorwiegend deutschen Gästen des Münchner Reiseveranstalters I.D. Riva die schönsten Flecken seiner Heimat zeigen.
Von Zadar aus geht es in den nächsten sieben Tagen durch eine idyllische Inselwelt bis nach Split und wieder zurück. Schon beim ersten Stopp verflüchtigen sich die Stresssymptome des Alltags in den engen Gassen der Kleinstadt Vodice. In der Altstadt laden kleine Konobas zum Verweilen ein, während es mit Eiswaffeln bewaffnete Kleinkindfamilien zielgerichtet zu den breiten Stränden rechts und links des Zentrums zieht. Ab und an dringt beim Uferspaziergang Lounge-musik aus kleinen Bars. Ansonsten dominiert das Plätschern der Wellen, während sich die Augen am klaren, türkisfarbenen Meer kaum sattsehen können. Angekommen! So sieht Urlaub aus – fast hatte man es vergessen.
Für noch mehr Abgeschiedenheit sorgt Kapitän Roco am Folgetag, indem er eine pittoreske Badebucht ansteuert. Ein Prozedere, das sich tagtäglich wiederholt. Direkt von Bord geht es in das kristallklare, warme Wasser. Die Schwimmeinheiten werden auf den Liegen des Sonnendecks unterbrochen, während sich einige Gäste im Stand-up-paddling erproben, per Schnorchel die Fischwelt erkunden, sich auf der Luftmatratze treiben lassen oder Kopfsprünge von der Reling wagen.
Als erster Höhepunkt steht ein Besuch des Krka-nationalparks an, der sich an den Ufern des gleichnamigen Flusses in einer bizarren Karstwelt ausbreitet. Abgelagertes Travertin bildet natürliche Dämme und lässt das Wasser über prächtige Wasserfälle ins Tal rauschen.
Hölzerne Pfade verbinden die Fälle und ermöglichen Wanderern Zugang zu spektakulären Aussichtspunkten. Eine traditionelle Mühle, Festungsruinen und das Franziskanerkloster auf der Insel Visovac gestatten Einblicke in das einstige Leben entlang des Flusses. Für einen Abendspaziergang hat sich Kapitän Roco die beschauliche Kleinstadt Primosten ausgesucht. Auf einer Halbinsel gelegen, hat die gerade einmal 1600 Einwohner umfassende Gemeinde ihren Charakter eines Fischerdorfes erhalten. In den engen Gassen verführen unikate Gebrauchsgegenstände aus Olivenholz und Schmuck zum Shoppen und in gemütlichen Konobas finden lokale Gerichte mit Ziegenkäse, Schinken und Oliven reißenden Absatz.
Eintauchen in die Geschichte Dalmatiens heißt es am nächsten Reisetag. Nach einem Zwischenstopp in Trogir mit seinen romanisch-gotischen Kirchen und der um 1400 von den Venezianern erbauten, mittelalterlichen Festung Kamerlengo geht die Zeitreise weiter nach Split. In astreinem Deutsch führt Guide Diana ihre Gäste durch die Reste des bereits im 4. Jahrhundert errichteten Palastes des römischen Kaisers Diokletian.
Während sich die Kellergewölbe fest in der Hand von Souvenirverkäufern befinden, kann man sich auf dem Peristil-platz zwischen den historischen Gemäuern an Theater- und Opernaufführungen erfreuen.
Abenteuerlustige kommen am Folgetag bei Wildwasserfahrten und Zipline-traversen nahe dem von Bergen eingeschlossenen Omis auf ihre Kosten. Anschließend geht es auf der Fahrt nach Pucisca an großen Steinbrüchen vorbei. Der unscheinbare Ort auf der Insel Brac hat mit weißen und gelben Kalksteinen jedoch Weltgeschichte geschrieben. In Pucisca bildet die berühmteste Steinmetzschule des Landes noch immer die besten Talente aus, deren Vorfahren bereits an den Marmorfassaden des Diokletian-palastes, der Parlamente in Berlin, Wien und Budapest sowie am Weißen Haus in Washington mitgewirkt haben. Bracer Marmor kommt auch bei Touristen in Form von filigranen Kerzenhaltern, Per
lenketten, Vasen, Gewürzstreuern oder Mörsern sehr gut an.
Das Leuchten des hellen Gesteins zwischen dem Blau des Meeres und des Himmels erleben die Passagiere bei der Einfahrt in die Bucht von Sibenik. Hier fand der Bracer Marmor unter anderem beim Bau der prächtigen St.-jakobus-kathedrale Verwendung. Von dort führen Treppen und ansteigende Gassen zur 70 Meter über der Stadt thronenden Festung St. Michael, die einst der Abwehr türkischer Angriffe diente und heutzutage Touristen eine wunderbare Aussicht auf Sibenik und die vorgelagerte Bucht gestattet.
Auf der Rückfahrt nach Zadar gleitet die 50 Meter lange „MY Voyage“im Kornaten-nationalpark durch die dichteste Inselgruppe des Mittelmeeres. Seevögel ziehen vorüber und die Augen erfreuen sich an steilen Felsklippen. Der Abschnitt durch die 89 Inseln und Schären gehört zu den Lieblingsorten des Kapitäns. „Es ist ein tolles Gefühl, seinen Gästen einen so erlebnisreichen und unbeschwerten Urlaub bieten zu können“, sagt Roco. 2020 ließ ihn Corona nur 40 Prozent der geplanten Touren realisieren, in diesem Jahr hofft er, bis zum 20. Oktober fahren zu können.