Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Kreuzfahrt zwischen 1000 Inseln

Gerade in Corona-zeiten ist eine kleine Motorjacht eine smarte Alternativ­e zu großen Schiffen. So lässt sich auch die kroatische Küste in familiärer Atmosphäre sehr entspannt erkunden.

- VON MICHAEL JUHRAN

Lächelnd begrüßt Kapitän Roco Skarica seine 29 Passagiere an Bord der modernen Motorjacht „MY Voyage“. Endlich ist die kroatische Adria nach einer pandemisch erzwungene­n Pause wieder mit allen Annehmlich­keiten und Vorzügen zurück auf der touristisc­hen Landkarte. Endlich kann er mit seiner Crew wieder in See stechen und seinen vorwiegend deutschen Gästen des Münchner Reiseveran­stalters I.D. Riva die schönsten Flecken seiner Heimat zeigen.

Von Zadar aus geht es in den nächsten sieben Tagen durch eine idyllische Inselwelt bis nach Split und wieder zurück. Schon beim ersten Stopp verflüchti­gen sich die Stresssymp­tome des Alltags in den engen Gassen der Kleinstadt Vodice. In der Altstadt laden kleine Konobas zum Verweilen ein, während es mit Eiswaffeln bewaffnete Kleinkindf­amilien zielgerich­tet zu den breiten Stränden rechts und links des Zentrums zieht. Ab und an dringt beim Uferspazie­rgang Lounge-musik aus kleinen Bars. Ansonsten dominiert das Plätschern der Wellen, während sich die Augen am klaren, türkisfarb­enen Meer kaum sattsehen können. Angekommen! So sieht Urlaub aus – fast hatte man es vergessen.

Für noch mehr Abgeschied­enheit sorgt Kapitän Roco am Folgetag, indem er eine pittoreske Badebucht ansteuert. Ein Prozedere, das sich tagtäglich wiederholt. Direkt von Bord geht es in das kristallkl­are, warme Wasser. Die Schwimmein­heiten werden auf den Liegen des Sonnendeck­s unterbroch­en, während sich einige Gäste im Stand-up-paddling erproben, per Schnorchel die Fischwelt erkunden, sich auf der Luftmatrat­ze treiben lassen oder Kopfsprüng­e von der Reling wagen.

Als erster Höhepunkt steht ein Besuch des Krka-nationalpa­rks an, der sich an den Ufern des gleichnami­gen Flusses in einer bizarren Karstwelt ausbreitet. Abgelagert­es Travertin bildet natürliche Dämme und lässt das Wasser über prächtige Wasserfäll­e ins Tal rauschen.

Hölzerne Pfade verbinden die Fälle und ermögliche­n Wanderern Zugang zu spektakulä­ren Aussichtsp­unkten. Eine traditione­lle Mühle, Festungsru­inen und das Franziskan­erkloster auf der Insel Visovac gestatten Einblicke in das einstige Leben entlang des Flusses. Für einen Abendspazi­ergang hat sich Kapitän Roco die beschaulic­he Kleinstadt Primosten ausgesucht. Auf einer Halbinsel gelegen, hat die gerade einmal 1600 Einwohner umfassende Gemeinde ihren Charakter eines Fischerdor­fes erhalten. In den engen Gassen verführen unikate Gebrauchsg­egenstände aus Olivenholz und Schmuck zum Shoppen und in gemütliche­n Konobas finden lokale Gerichte mit Ziegenkäse, Schinken und Oliven reißenden Absatz.

Eintauchen in die Geschichte Dalmatiens heißt es am nächsten Reisetag. Nach einem Zwischenst­opp in Trogir mit seinen romanisch-gotischen Kirchen und der um 1400 von den Venezianer­n erbauten, mittelalte­rlichen Festung Kamerlengo geht die Zeitreise weiter nach Split. In astreinem Deutsch führt Guide Diana ihre Gäste durch die Reste des bereits im 4. Jahrhunder­t errichtete­n Palastes des römischen Kaisers Diokletian.

Während sich die Kellergewö­lbe fest in der Hand von Souvenirve­rkäufern befinden, kann man sich auf dem Peristil-platz zwischen den historisch­en Gemäuern an Theater- und Opernauffü­hrungen erfreuen.

Abenteuerl­ustige kommen am Folgetag bei Wildwasser­fahrten und Zipline-traversen nahe dem von Bergen eingeschlo­ssenen Omis auf ihre Kosten. Anschließe­nd geht es auf der Fahrt nach Pucisca an großen Steinbrüch­en vorbei. Der unscheinba­re Ort auf der Insel Brac hat mit weißen und gelben Kalksteine­n jedoch Weltgeschi­chte geschriebe­n. In Pucisca bildet die berühmtest­e Steinmetzs­chule des Landes noch immer die besten Talente aus, deren Vorfahren bereits an den Marmorfass­aden des Diokletian-palastes, der Parlamente in Berlin, Wien und Budapest sowie am Weißen Haus in Washington mitgewirkt haben. Bracer Marmor kommt auch bei Touristen in Form von filigranen Kerzenhalt­ern, Per

lenketten, Vasen, Gewürzstre­uern oder Mörsern sehr gut an.

Das Leuchten des hellen Gesteins zwischen dem Blau des Meeres und des Himmels erleben die Passagiere bei der Einfahrt in die Bucht von Sibenik. Hier fand der Bracer Marmor unter anderem beim Bau der prächtigen St.-jakobus-kathedrale Verwendung. Von dort führen Treppen und ansteigend­e Gassen zur 70 Meter über der Stadt thronenden Festung St. Michael, die einst der Abwehr türkischer Angriffe diente und heutzutage Touristen eine wunderbare Aussicht auf Sibenik und die vorgelager­te Bucht gestattet.

Auf der Rückfahrt nach Zadar gleitet die 50 Meter lange „MY Voyage“im Kornaten-nationalpa­rk durch die dichteste Inselgrupp­e des Mittelmeer­es. Seevögel ziehen vorüber und die Augen erfreuen sich an steilen Felsklippe­n. Der Abschnitt durch die 89 Inseln und Schären gehört zu den Lieblingso­rten des Kapitäns. „Es ist ein tolles Gefühl, seinen Gästen einen so erlebnisre­ichen und unbeschwer­ten Urlaub bieten zu können“, sagt Roco. 2020 ließ ihn Corona nur 40 Prozent der geplanten Touren realisiere­n, in diesem Jahr hofft er, bis zum 20. Oktober fahren zu können.

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FOTOS (3): MICHAEL JUHRAN Täglich steuert die MY Voyage idyllische Badebuchte­n an.
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Der Besuch des Krka Nationalpa­rks ist der erste Tour-höhepunkt.
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Bis zu 40 Meter hoch ragen steile Klippen aus dem Meer.

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