Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Schulhoff verlässt nach 95 Jahren die Stadt

Der neue Sitz des Traditions­unternehme­ns liegt in Erkrath, der Umzug steht unmittelba­r bevor. Der Geschäftsf­ührer Ralf Herzele erklärt, warum er sich so entschiede­n hat.

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF Ein Traditions­unternehme­n verlässt Düsseldorf. Seit 95 Jahren gibt es Schulhoff Haustechni­k, das nun nicht mehr lange an der Gogrevestr­aße 1 in Bilk sitzen wird. Wer über die Hauptverke­hrsachse Erasmusstr­aße fährt, dem fällt der markante Firmen-schriftzug auf dem Eckhaus stets ins Auge.

Nun rückt der Umzug näher. Der Geschäftsf­ührer Ralf Herzele bestätigt auf Anfrage unserer Redaktion, dass das Unternehme­n nach Erkrath zieht. Herzele ist seit sechs Jahren Eigentümer des Unternehme­ns, bei dem er seit über 30 Jahren tätig ist. Er hatte es nach dem Tod von Wolfgang Schulhoff von dessen beiden Töchtern übernommen, die zunächst noch in den Familienbe­trieb eingestieg­en waren.

Herzele sagt, dass er schon seit einigen Jahren nach einem neuen Standort gesucht habe. In Düsseldorf habe er jedoch trotz Mithilfe der städtische­n Immobilien­tochter IDR nichts finden können, was seinen Ansprüchen gerecht geworden wäre, vor allem in finanziell­er Hinsicht. „Mir war es wichtig, nicht weiter Miete zu zahlen, sondern Eigentum zu erwerben. Da sind die Preise in Düsseldorf einfach zu hoch gewesen.“Nun ist Herzele in Erkrath fündig geworden, wo der 56-Jährige selber lebt. Er hat einen ehemaligen Getränkema­rkt an der Ludenberge­r Straße 45 gekauft, der zurzeit umgebaut und saniert wird. Die Arbeiten hätten sich etwas verzögert, im Oktober soll jetzt der Umzug möglich sein. Herzele nennt mehrere Gründe für den Schritt. „Ich wollte alle Mitarbeite­r auf einer Ebene haben, das ist für die Kommunikat­ion deutlich besser.“In Düsseldorf sitzt er zurzeit mit einigen der insgesamt 40 Angestellt­en im ersten Stock, während der Kundenserv­ice im Erdgeschos­s angesiedel­t ist.

Als weiteren Grund nennt Herzele das starke Verkehrsau­fkommen in Düsseldorf. Die Anfahrt für die Mitarbeite­r nehme viel Zeit in Anspruch, sowohl zum Sitz des Unternehme­ns als auch zu den Kunden. Das sei auch mit Kosten verbunden. „Wir sitzen hier in Bilk eben auch mittendrin und direkt an der Hauptstraß­e. Da musste sich was ändern.“

Keinesfall­s der Grund für den Weggang aus Düsseldorf sei aber das Verhältnis zur Familie Schulhoff, die Eigentümer­in der Immobilie ist und dort mit ihrer Verwaltung sitzt. „Wir verstehen uns nach wie vor sehr gut, auch die Miete ist sehr fair“, sagt Herzele. Die Schulhoffs seien mit ihren Immobilien auch nach wie vor Kunde des Unternehme­ns. Zu den wichtigste­n Auftraggeb­ern gehören nach wie vor die IDR und die Messe in Düsseldorf, für die etwa bei Veranstalt­ungen Anschlüsse für die Stände verlegt werden. „Wir werden also auch künftig oft in Düsseldorf sein.“Aus alter Verbundenh­eit heraus bleibt Schulhoff trotz Umzug in den Kreis Mettmann in der Düsseldorf­er Innung für Sanitär- und Heizungste­chnik.

Esther Schulhoff-wilmes bedauert den Schritt von Herzele. „Das ist schade.“Wichtiger sei ihr aber, dass das Unternehme­n erhalten bleibe. „Und wir werden ja in Zukunft weiter zusammenar­beiten, sodass der Kontakt zu den Mitarbeite­rn erhalten bleibt.“

Die Firmenräum­e werden wohl wieder zu Wohnungen werden, was sie früher schon einmal waren. Aus der Lagerhalle könnten Quartiersp­arkplätze werden.

Was übrigens bleibt, ist der Schulhoff-schriftzug vor der prägnanten Kupferfass­ade. Denn nicht nur die Hausverwal­tung hat dort ihre Adresse. Die benachbart­e, ehemalige Wohnung der Großeltern ist mittlerwei­le zum Familienar­chiv geworden. Dokumentie­rt ist laut Schulhoff-wilmes die Geschichte ihres Vaters sowie des Großvaters.

Georg Schulhoff hatte das Unternehme­n für Sanitär-, Heizungs- und Lüftungsan­lagen 1926 nach seinem Studium gegründet. Später zog es in die Immobilie an der Ecke der Gogrevestr­aße zur Erasmusstr­aße, wo es heute noch zu finden ist. Fast 40 Jahre lang war er Präsident der Düsseldorf­er Handwerksk­ammer. Die sitzt heute am nach ihm benannten Platz.

Und wie sein Sohn Wolfgang, der den Betrieb in den 60er Jahren übernahm, saß Georg Schulhoff lange für die CDU im Stadtrat, später im Bundestag. Die Lebenswege von Vater und Sohn gleichen sich zudem in einem weiteren Aspekt. Wolfgang Schulhoff wurde ebenfalls Präsident der Handwerksk­ammer in Düsseldorf und blieb es mehr als zehn Jahre lang bis zu seinem Tod im Jahr 2014.

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FOTO: ANDREAS BRETZ Ralf Herzele ist Geschäftsf­ührer von Schulhoff, der prägnante Schriftzug (im Hintergrun­d) an der Erasmusstr­aße soll erhalten bleiben.

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