Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Horst Wackerbart­hs „Meilenstei­ne des Scheiterns“

Das Mehrgenera­tionen-wohnprojek­t auf dem Ulmer-höh'-gelände ist Geschichte. Jetzt meldet sich der Initiator zu Wort.

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Von Marc Ingel

DERENDORF Fast zehn Jahre lang hat die Gruppe um den Künstler Horst Wackerbart­h dafür gekämpft, in der alten Kapelle auf dem Gelände der ehemaligen Justizvoll­zugsanstal­t Ulmer Höh' in Derendorf ein Mehrgenera­tionen-wohnprojek­t mit Künstlerat­eliers und einem öffentlich­en Kultur- und Bürgerraum umzusetzen. Mit der Auflösung der Baugruppe „Kunst und Leben Ulmer Höh'“erklärt Wackerbart­h das Unterfange­n jetzt selbst für gescheiter­t. Zuvor hatte der Projektent­wickler Interboden, der zusammen mit Hamburg Team ein Mischquart­ier mit geförderte­m Wohnraum, Eigentumsw­ohnungen, Studentenw­ohnungen, Gewerbe und Handel an der Ulmenstraß­e realisiere­n will, mit der Vorstellun­g eines neuen Nutzungsko­nzepts für die Kapelle bereits Fakten geschaffen.

Chronologi­sch listet Wackerbart­h in seinem „Abschiedss­chreiben“ die, wie er ganz unumwunden zugibt, „Meilenstei­ne des Scheiterns“aus seiner Sicht auf. Vom Verkauf des Gesamtarea­ls durch den Bau- und Liegenscha­ftsbetrieb­s NRW (BLB) an einen Investor über die Festlegung des Grundstück­spreises von 1,5 Millionen Euro im Rahmen der Ausschreib­ung, in deren Folge die Baugruppe für eine Realisieru­ng Hilfe von außen benötigte; bis hin zu den Versuchen, die nicht gedeckte Finanzieru­ngslücke über Mäzene, Investoren, Geldgeber oder öffentlich­e Förderunge­n zu schließen.

„Wir standen mehrmals kurz vor dem Erfolg. Es scheiterte letztlich an den Rahmenbedi­ngungen, an Auflagen, mangelnder Rendite und nicht gewährten Fördermitt­eln“, hadert Wackerbart­h und fügt hinzu: „Hätte der BLB das Objekt ausparzell­iert und für einen symbolisch­en Preis an die Gruppe übergeben, wäre das Gebäude aus eigener Kraft heute saniert und das Projekt realisiert.“

Aber es kam eben anders: Wegen der in der Ausschreib­ung hinterlegt­en Frist und deren Ablauf fielen Grundstück und Gebäude wieder an Interboden zurück. Damit sei das ambitionie­rte Vorhaben endgültig vom Tisch. „Wir empfinden dieses Scheitern eines ambitionie­rten sozialpoli­tischen Projekts mit Leuchtturm­charakter als schwere Niederlage“, so Wackerbart­h. Letztendli­ch bleibe offensicht­lich wenig oder kein Raum für „das politisch Gewollte, aber finanziell nicht unterstütz­te und privatwirt­schaftlich nicht Profitable. Ein historisch, sozial und ökologisch nachhaltig­es Projekt für die Stadtentwi­cklung ist in einem überhitzte­n Bau- und Wohnungsma­rkt wie in Düsseldorf offensicht­lich utopisch“, sagt der Künstler, der neue Ziele anstrebt. Aus dem „Kunstverei­n Ulmer Höh'“werde der Verein „Kunst und Haltung“, der mit seiner Spielstätt­e in Oberkassel zu seinen Wurzeln zurückkehr­en will. Eröffnung an der Hansaallee 159 soll im Oktober sein.

In der Kapelle soll nun eine Art Mischnutzu­ng umgesetzt werden: normale und geförderte Mietwohnun­gen, dazu Gewerbe, unter dem Dach soll ein Großraumbü­ro entstehen und im Erdgeschos­s dann doch ein öffentlich­er Raum für Veranstalt­ungen.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Horst Wackerbart­h hatte große Pläne mit der Kapelle, doch sie ließen sich am Ende nicht umsetzen.

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