Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Akademie-pläne lösen Debatte aus
Die Kunstakademie plant einen Erweiterungsbau. Bei Experten und im Netz lösen die Entwürfe eine heftige Debatte aus. Die Politik zeigt sich offener für das treppenförmige Gebäude, das um bestehende Bäume herumgeplant wird.
Die Kunstakademie plant einen Erweiterungsbau. Bei Experten und im Netz sorgen die Entwürfe für Aufregung. Es gibt auch viel Kritik.
ALTSTADT Der Entwurf für einen Erweiterungsbau der Kunstakademie hat ein breites Echo ausgelöst – darunter viel Kritik. Ein historisches Gebäude von internationaler Strahlkraft solle hier nahezu komplett verdeckt werden, erklärte etwa der Vorsitzende des Bunds Deutscher Architekten Düsseldorf, Georg Döring. Er sprach von einem „desaströsen Vorschlag“, der das Stadtbild zerstöre: „Hier baut der Rektor sich ein persönliches Denkmal.“Döring kritisierte auch das Vorgehen, bei dem der Akademie-rektor selbst mit seinem ehemaligen Schüler Max Krumholz den Entwurf erstellt habe – ohne entsprechenden Wettbewerb.
Auch auf Facebook ernteten die ersten Visualisierungen des möglichen treppenförmigen Baus neben dem Hauptgebäude harsche Kommentare: „schrecklich“, „überkandidelt“oder auch „katastrophal“hieß es zu den Bildern, die unsere Redaktion veröffentlichte: „Wie kann man nur einen wunderschönen Bau so entstellen?“, fragte eine Kommentatorin. Mehrfach wurde auf die Tatsache hingewiesen, dass die historische Fassade der Akademie durch den Neubau verdeckt würde.
Gelassener sehen die Planungspolitiker die Entwürfe für den Erweiterungsbau – sie hatten in der vergangenen Woche den Weg für die Nutzung der benötigten Wiese geebnet. Der Stadtrat entschied in nicht-öffentlicher Sitzung, dass die Akademie die Wiese, auf der der Bau entstehen soll, per Erbbaurecht erhalten wird. Die Politiker weisen unter anderem darauf hin, dass es sich um erste Ansichten handelt und die Debatte dazu noch ganz am Anfang stehe.
„Die Diskussion beginnt erst, und sie wird mit Sicherheit lebhaft sein“, sagt etwa Fdp-fraktionschef Manfred Neuenhaus: „Aber sie wird auf jeden Fall geführt werden müssen.“Das gehöre dazu, wenn jemand einen Bau von derartigem öffentlichen Interesse plane – speziell direkt am Akademiegebäude, das „für sich schon ein Juwel“sei. Er persönlich finde den Entwurf schön, könne aber verstehen, dass es eine kritische Haltung dazu gibt.
Die Kunstakademie, die weit über die Grenzen der Stadt hinaus einen guten Ruf genießt, hat in den vergangenen Jahren einen starken Anstieg der Studierendenzahlen verzeichnet. Entsprechend groß ist der Platzbedarf. In dem Anbau sollen zusätzliche Werkstätten unterge
VISUALISIERUNGEN (2): KUNSTAKADEMIE DÜSSELDORF
bracht werden, in denen Techniken von Gipsbildnerei bis Digitaldruck erlernt werden können. Rektor Karl-heinz Petzinka sieht darin einen wichtigen Schritt, um den internationalen Rang der Akademie zu halten. Cdu-planungsexperte Alexander Fils hebt die Vorzüge des Entwurfs hervor. Man habe wegen der Treppenform noch zu einem großen Teil freien Blick auf das Akademiegebäude; schützenswerte Bäume würden durch die ungewöhnlichen Aussparungen im Gebäude bewusst erhalten. Zudem entstehe durch den modernen Stil ein Bruch: „Es ist also keine FakeArchitektur, die sich anbiedert oder etwas verschleiert.“Sicherlich gebe es auch noch Punkte zu diskutieren – beispielsweise die „bunkerartige“Anmutung der fensterlosen Fassade. Rechtlich stellt es aus seiner Sicht kein Problem dar, dass der Entwurf aus dem Haus selbst stamme. „Es gibt keine Bedenken dazu, dass der Hausherr selbst in Eigenregie planen kann.“
Grünen-fraktionssprecher Norbert Czerwinski sieht die AkademiePläne differenziert. „Für uns spielen Natur- und Denkmalschutzthemen eine Rolle, aber natürlich auch möglichst gute Bedingungen für die Studierenden der Kunstakademie“, sagt er. Die aktuellen Zustände dort mit dem fehlenden Platz seien einfach nicht haltbar. Er selbst hält den vorgelegten Entwurf für „aufregend“– und mit dem historischen Gebäude werde gleichzeitig respektvoll umgegangen. Eine Bürger- und Öffentlichkeitsbeteiligung müsse bei so einem Projekt trotzdem sein. Czerwinski stellt sich außerdem eine Ausstellung vor, sodass sich Interessierte frühzeitig ein umfassendes Bild von den Plänen machen können.
Aus Sicht von Alexander Fils liegt der Ball nach dem Ratsbeschluss zu dem benötigten Grundstück nun beim Land Nordrhein-westfalen. „Wir haben sozusagen die Tür geöffnet und ein wichtiges Signal gesandt, indem wir Bereitschaft gezeigt haben, dass das Grundstück zur Verfügung gestellt wird“, sagt der Cdu-politiker. Das Geld für den Bau selbst müsse nun das Land zur Verfügung stellen. Dann könnte möglicherweise schon 2023 – und damit im Jahr des 250. Geburtstags der Akademie – der Grundstein für den Neubau gelegt werden.