Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Gefälschte Tüv-gutachten für Auto-poser verkauft
Einem 27-Jährigen wird vorgeworfen, für 200 Euro Bescheinigungen für Spoiler und Auspuffanlagen erstellt zu haben.
DÜSSELDORF Auch die waghalsigsten Wünsche zu erfüllen von Auto-posern und nicht ganz lupenreinen Tunern: Darauf hatte sich ein 27-jähriger Düsseldorfer offenbar spezialisiert. Er konnte für etwas mehr als 200 Euro pro Stück alle erdenklichen Tüv-gutachten über Um- und Anbauten an Fahrzeugen liefern. Der einzige Haken bei diesen Änderungsgutachten lag darin, dass sie allesamt gefälscht waren und der 27-Jährige als Mittler zwischen den Zinkern und den Kunden fungierte. Mehr als 7000 Euro soll er eingenommen haben. Dafür wurde er mit schriftlichem Strafbefehl zu 5400 Euro Strafe verurteilt, hat aber Protest dagegen eingelegt. Also kommt der Fall am Donnerstag vor das Amtsgericht.
Erst nach genauen Prüfungen können zusätzliche Tuning-teile für aufgemotzte Pkw vom Tüv genehmigt – und diese Zulassungen dann auch mit Änderungsgutachten dokumentiert werden. Andernfalls droht bei nicht genehmigten Umund Anbauten, dass die Betriebserlaubnis für das gesamte Fahrzeug erlischt. Doch von Anfang 2017 bis Ende 2018 hat der Angeklagte laut Ermittlungen deutschlandweit mindestens 32 Tuner, die es mit den Gesetzen nicht ganz so ernst nahmen, mit solchen Änderungsgutachten beglückt. Laut Anklage mussten die Kunden per Mail nur exakt ihre Wünsche äußern – und der 27-Jährige ließ sie angeblich wahr werden.
Er habe, so der Vorwurf, dann nämlich zwei Fälscher mit der Herstellung der gewünschten Dokumente beauftragt. Die vermeintlichen Zulassungen für alle möglichen Spoiler, für Zusatzscheinwerfer,
Auspuffanlagen oder auch Kotflügel- und Spurverbreiterungen ließ er dann gegen Aufpreis den autobegeisterten Kunden zukommen. Dabei musste er aber spätestens seit Mai 2017 wissen, dass die Änderungsgutachten aus dieser Fälscher-quelle alles andere als überzeugend waren.
Denn damals geriet er selbst mit seinem BMW 328i in eine Polizeikotrolle und präsentierte den Beamten ein solches „Tüv-gutachten“. Damit wollte er den Polizisten vormachen, dass sämtliche Um- und Anbauten an seinem Stadtflitzer legitimiert, also halbamtlich zugelassen waren. Die Polizisten fanden jedoch schnell heraus, dass die „Dokumente“nicht mal das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt waren. Der Schwindel war damit aufgeflogen. Und trotzdem soll der Angeklagte danach noch rund ein Jahr lang solche angeblichen Tüv-gutachten aus dieser Fälscher-werkstatt weiterhin an seine Kunden verkauft haben. Ob die Strafe dafür bei 90 Tagessätzen zu je 60 Euro bleibt, die schriftlich gegen ihn verhängt worden waren, hat nun ein Amtsrichter in öffentlichem Prozess zu prüfen.