Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Die Rheinbahn braucht neue Kontrolleure für Busse und Bahnen.
Die Rheinbahn hat ihrem Dienstleister Gülich fristlos gekündigt, weil er seinen Auftrag nur mangelhaft erfüllt hat. Die Mitarbeiter des insolventen Unternehmens wiederum bekamen aus ihrer Sicht völlig überraschend keinen Lohn mehr.
DÜSSELDORF In Bussen und Bahnen der Rheinbahn sind zuletzt deutlich seltener die Tickets kontrolliert worden. Der Grund: der mit dieser Tätigkeit beauftragte Dienstleister Gülich erfüllte seine Pflichten offenbar nur noch unzureichend. Rheinbahnsprecher Thomas Kötter spricht auf Nachfrage von knapp 500 bestellten Diensten im Vormonat, von denen mehr als die Hälfte nicht erbracht worden sei. Im September habe sich diese Entwicklung fortgesetzt, trotz einer zweiten Abmahnung Ende August. Am Freitag sei deshalb die fristlose Kündigung erfolgt.
Die Ticketkontrollen werden zurzeit vom zweiten mit dieser Aufgabe betrauten Dienstleister Klüh erbracht und von eigenen Rheinbahn-mitarbeitern, wie Kötter sagt. „Bis Oktober wollen wir das entstandene Delta durch eine neue Vergabe überbrücken.“
Zum Hintergrund: Mitte Juni hatte die „Gülich Gruppe Sicherheitsdienste Gmbh“Insolvenz angemeldet. Für die Rheinbahn war das Unternehmen nicht nur für die Ticketkontrollen, sondern auch für einige Security-dienste in der U-bahn zuständig. Dieser Aufgabenteil war von der Rheinbahn bereits zum 1. Juli gekündigt worden, als Nachfolger wurde Iso-security gefunden.
Viele der für die Ticketkontrollen eingesetzten Gülich-angestellten waren aber bis zur vergangenen Woche im Einsatz. Sie stellten allerdings am 16. September ihren Dienst ein, als sie Mitte des Monats nicht wie vorgesehen ihr Gehalt bekamen, wie ein Mitarbeiter unserer Redaktion berichtet. Er berichtet von zuletzt problematischen Arbeitsbedingungen, einem hohen Krankenstand und einem kaum noch existenten Dienstplan, der von Tag zu Tag aufgestellt worden sei. Der Arbeitgeber habe dann erst auf Nachfrage Formulare ausgehändigt, mit denen der Gang zum Arbeitsamt angetreten werden solle. Verdi-gewerkschaftssekretär Özay Tarim kritisiert: „Es kann nicht sein, dass die Mitarbeiter für die Sicherung der Einnahmen der Rheinbahn arbeiten, ihre eigenen Einnahmen aber nicht gesichert sind.“
Der Insolvenzverwalter erklärt den Sachverhalt über das eingesetzte Kommunikationsbüro Möller PR. Demnach sei für zwei von drei Geschäftsbereichen der insolventen „Gülich Gruppe Sicherheitsdienste Gmbh“eine Investorenlösung gefunden worden. Diese übernimmt die neu gegründete Gesellschaft „Gülich Gruppe Sicherheit Gmbh“, mit dem Gesellschafter Jürgen Gülich, bisheriger Mehrheitsgesellschafter. „Für die stark defizitäre Öpnv-sparte konnte hingegen kein Investor gefunden werden. Dort haben inzwischen auch alle Kunden gekündigt, so dass keine Aufträge mehr vorliegen. Vor diesem Hintergrund war der Insolvenzverwalter gezwungen, die Stilllegung des Geschäftsbereichs vorzubereiten“, sagt Sebastian Glaser von Möller PR.
Die Löhne hätten nicht bezahlt werden können, da „Massenunzulänglichkeit“angemeldet werden musste. Das heißt: Für Sozialplan, Verfahrenskosten sowie Gehälter stand nicht mehr genug Geld bereit. Anders wäre das möglicherweise gewesen, wenn eine Einigung mit dem Betriebsrat auf einen Interessenausgleich gelungen wäre und so bereits Kündigungen hätten ausgesprochen werden dürfen. Das sei aber bis zuletzt nicht gelungen.
Problem für die Mitarbeiter: Sie sind formell nicht arbeitslos und können so kein Arbeitslosengeld beantragen. Nun sind Bescheinigungen vom Arbeitgeber ausgestellt worden, damit über eine so genannte „Gleichwohlgewährung“doch Arbeitslosengeld I bezogen werden kann. Über den Antrag entscheidet die Agentur für Arbeit.