Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Nrw-fraktion stärkt Laschet den Rücken

In Düsseldorf ringt die CDU um ihre Neuaufstel­lung. Dabei zeichnet sich ab, dass Ministerpr­äsidentena­mt und Landesvors­itz in einer Hand bleiben sollen. Die Abgeordnet­en wollen den Vorschlag des Kanzlerkan­didaten unterstütz­en.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF/BERLIN Der Chef der Cdu-landtagsfr­aktion im Düsseldorf­er Landtag, Bodo Löttgen, geht davon aus, dass der Vorsitz der Landespart­ei und das Amt des Ministerpr­äsidenten auch künftig in einer Hand liegen werden. Bei der mit Spannung erwarteten Sitzung meldeten sich am Dienstag 34 Abgeordnet­e zu Wort. „Es war schon in Teilen eine harte Analyse der Fehler im Wahlkampf, bei dem die CDU leider kein geschlosse­nes Bild abgegeben hat“, kritisiert­e Löttgen. „Es war nicht hilfreich, dass die Kollegen in Bayern nicht immer so freundlich gesonnen waren wie in den vergangene­n beiden Wochen.“

Viele Wortmeldun­gen hätten darauf abgezielt, dass dieser Fehler im anstehende­n Landtagswa­hlkampf nicht wiederholt werden dürfe. „Die Fraktion hat sich einmütig hinter den Beschluss des Landesvors­tands gestellt. Der Landesvors­itzende wird jetzt Gespräche mit den Beteiligte­n führen, um dann nach dem Wochenende einen Vorschlag für den Landesvors­itz und die Spitzenkan­didatur zu präsentier­en. Darüber hinaus gab es in der Fraktion den Wunsch, es möge dann auch zwischen dem Landesvors­itzenden und dem nach dem Parteitag zu wählenden Ministerpr­äsidenten Personenid­entität bestehen“, sagte der Fraktionsv­orsitzende.

Dass es in diesem Prozess Abweichler geben werde, glaubt Löttgen nach eigenen Angaben nicht: Die Fraktion habe sich „eindeutig und unmissvers­tändlich dafür ausgesproc­hen, Armin Laschets Vorschlag zu unterstütz­en und so zu dokumentie­ren, worin die große Stärke der NRW-CDU liegt: in der Geschlosse­nheit. Sie ist kämpferisc­h und möchte ihr Potenzial bei der Landtagswa­hl komplett abrufen. Diese Geschlosse­nheit macht Mut.“Löttgen bezeichnet­e die Fraktionen von CDU und FDP bei der Wahl des Ministerpr­äsidenten als die „entscheide­nden Faktoren“: „Daher gehe ich davon aus, dass Armin Laschet mit mir in den nächsten Tagen darüber sprechen wird.“

Mehrere Teilnehmer beschriebe­n die Stimmung bei der Fraktionss­itzung übereinsti­mmend als gut. „Wir müssen es endlich schaffen, vor die Lage zu kommen“, sagte Fraktionsv­ize Gregor Golland unserer Redaktion. „Deswegen brauchen wir eine schnelle, klare Entscheidu­ng für Nordrhein-westfalen.“Golland beschrieb die Stimmung in der Fraktion als „sehr gut, sehr geschlosse­n“. Es habe in der Sitzung weder Streit noch Vorwürfe gegeben.

Nach Angaben von Sitzungste­ilnehmern ergriff auch der als Favorit geltende Nrw-verkehrsmi­nister Hendrik Wüst das Wort. Er forderte, die CDU müsse mit einem Kurs der Mitte verloren gegangene Merkel-wähler zurückgewi­nnen. Nicht links, nicht rechts, sondern nach vorn sei die klare Richtung, so die Botschaft des Münsterlän­ders.

Verwirrung hatte am Morgen unter anderem ein Tweet ausgelöst, wonach sich Laschet bereits auf Wüst als Nachfolger festgelegt habe. Josef Hovenjürge­n, Generalsek­retär der nordrhein-westfälisc­hen CDU, dementiert­e dies nachdrückl­ich: „Der Fahrplan für die inhaltlich­e und personelle Neuaufstel­lung steht: Auf dem Landespart­eitag am 23. Oktober 2021 in Bielefeld wählen wir einen neuen Landesvors­tand. Bereits deutlich früher wird unser Vorsitzend­er Armin Laschet einen Personalvo­rschlag unterbreit­en, der den Erfolg der NRW-CDU auch in Zukunft garantiert.“

Der Fdp-fraktionsv­orsitzende im Landtag, Christof Rasche, sagte, der Ball liege jetzt im Feld der CDU; alle Namen, die diskutiert würden, seien respektabl­e Persönlich­keiten. „Wenn die CDU sich auf einen Nachfolger für Armin Laschet verständig­t hat, erwarten wir, dass wir in der Koalition gemeinsam über das weitere Vorgehen beraten“, sagte Rasche. Zur Übergangsp­hase bis zur Wahl eines neuen Ministerpr­äsidenten stehe Vizeregier­ungschef Joachim Stamp „für eine kurze Übergangsz­eit bereit“.

In Berlin trat am späten Nachmittag die Unionsfrak­tion im Bundestag zu ihrer konstituie­renden Sitzung zusammen. Darin wurde der bisherige Vorsitzend­e der Unionsfrak­tion, Ralph Brinkhaus (CDU), zunächst nur für sieben Monate und nicht wie üblich für ein Jahr ins Amt gewählt. CDU-CHEF Armin Laschet und CSU-CHEF Markus Söder hatten einen solchen Kompromiss vorgeschla­gen. Zuvor hatte die CSU erkennen lassen, dass sie eine vorläufige Lösung für nur wenige Wochen nicht akzeptiert. Eine solche hatte Laschet favorisier­t. Brinkhaus wurde in der Sitzung bis Ende April 2022 gewählt, wie es aus Teilnehmer­kreisen hieß. Er erhielt 164 von 195 abgegebene­n Stimmen, es gab zwei Enthaltung­en.

Armin Laschet beharrte derweil in der Fraktionss­itzung darauf, dass es weiterhin Chancen für ein Bündnis mit FDP und Grünen gebe. Es gebe starke Signale der FDP in Richtung Union. Laschet räumte in der Sitzung zudem Fehler im Wahlkampf ein. Er habe als Spitzenkan­didat auch selbst Fehler gemacht. Er bedaure das sehr, machte er nach Teilnehmer­angaben deutlich. (mitdpa)

 ?? FOTO: MICHAEL KAPPELER/DPA ?? Nrw-ministerpr­äsident und Unions-kanzlerkan­didat Armin Laschet (l.) und sein Düsseldorf­er Staatskanz­leichef Nathanael Liminski am Dienstag in Berlin.
FOTO: MICHAEL KAPPELER/DPA Nrw-ministerpr­äsident und Unions-kanzlerkan­didat Armin Laschet (l.) und sein Düsseldorf­er Staatskanz­leichef Nathanael Liminski am Dienstag in Berlin.

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