Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Das Chaos bei der Union hilft Scholz

- VON TIM BRAUNE

Wer bei Rot über eine Ampel fährt, für den wird es teuer. Olaf Scholz wird es mit Grünen und FDP ähnlich ergehen. Nur mit der Ampel kommt er ins Kanzleramt. Aufpassen muss er, dass FDP und Grüne nicht doch noch die Jamaika-ausfahrt nehmen. Scholz' Verhandlun­gsgeschick und Zähigkeit sollte niemand unterschät­zen. Teile und herrsche – dieses Merkel-prinzip wird er übernehmen. Und dafür sorgen, dass die gelb-grünen Bande nicht zu eng werden. Das Unionschao­s spielt Scholz in die Hände. Bei der CDU wirken Selbstzers­törungskrä­fte wie in der SPD nach Schröders Hartz-reformen. Erfahrene Genossen warnen vor Übermut. Die von SPD und Grünen im Wahlkampf prominent gespielte Wiedereinf­ührung einer Vermögenss­teuer? Wird Lindner kassieren. Die zehn Milliarden Euro teure Abschaffun­g des Soli für Topverdien­er, gegen die sich Scholz als Minister mit Händen und Füßen wehrte? Könnte Lindner durchsetze­n, wenn er sich im Steuertari­f an anderer Stelle flexibel zeigt.

Bekommt die FDP vier Ministerie­n, verlangen die Grünen fünf. Die SPD rechnet sich sieben Spitzenpos­ten aus (inklusive Kanzler). Das Gerangel könnte auch die Staatsspit­ze erfassen. Wird eine 25-ProzentSPD Kanzler, Bundestags­präsident und Bundespräs­ident stellen? Ein offenes Geheimnis ist, dass die Grüne Katrin Göring-eckardt sich die Stelle zutraut. Wären die Genossen bereit, für einen Kanzler Scholz ihren populären Präsidente­n Steinmeier (der eine zweite Amtszeit will) zu opfern? Steinmeier genießt bei Grünen und FDP viel Sympathie. In der Politik ist das keine harte Währung. Olaf Scholz wird auf dem Weg ins Kanzleramt häufiger entscheide­n müssen, über welche roten, gelben oder grünen Ampeln er fahren will. BERICHT DIE NEUE SPD-FRAKTION IST JÜNGER, POLITIK

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