Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Die vergessenen Prinzessinnen von Thorn
Ab Sonntag gibt es im Limburgs Museum in Venlo eine spannende Ausstellung.
Im Ministaat Thorn in Limburg schwangen jahrhundertelang Damen des Hochadels das Zepter. Ihre Geschichte ist vergessen, doch ab Sonntag, 3. Oktober, widmet das Limburgs Museum in Venlo diesen mächtigen Frauen eine Ausstellung: „Die vergessenen Prinzessinnen von Thorn“zeigt Leihgaben aus mehr als fünfzig internationalen Spitzenmuseen. Der Ticket-vorverkauf hat begonnen.
Die Ausstellung erzählt die faszinierenden Lebensgeschichten dreier Prinzessinnen von Thorn: Polyxena von Hessen-rheinfels-rotenburg, Gabriele zu Salm-salm und Fürstäbtissin Kunigunde von Sachsen. Hinsichtlich ihrer Unabhängigkeit waren diese Frauen ihrer Zeit voraus. Sie waren selbständig, finanziell unabhängig, lebten unverheiratet und wählten selbst ihre Stiftsleiterin. Nur unverheirateten Damen des Hochadels stand das Reichsstift Thorn offen. Diese Prinzessinnen stammten von glanzvollen Höfen wie dem in Wien oder Versailles. Sie empfingen auch Gäste: Es galt als eine Ehre, nach Thorn eingeladen zu werden. Die Ausstellungsbesucher sehen die Lebensumgebung der Stiftsdamen, lernen, wie bedeutend ihre fürstlichen Ahnen waren und tauchen in das persönliche Leben von drei der vergessenen Prinzessinnen ein.
Diese mächtigen Frauen kamen in den Genuss einer für jene Zeit ungewöhnlichen Freiheit, wurden jedoch zugleich von den turmhohen Erwartungen der Außenwelt eingeengt. Die Ausstellung zeigt, wie die Pracht und der Prunk das Gefühlsleben der Stiftsdamen einschränkten. Stets drehte sich alles um Repräsentation. Die Frauen mussten sich rund um die Uhr gesellschaftlich angemessen verhalten. Fehltritte durften sie sich nicht erlauben.
Dass in dieser Ausstellung Frauen die Hauptrolle spielen, ist eine Besonderheit. In der Geschichtsschreibung werden Frauen nun einmal seltener erwähnt. Für Frauen war im öffentlichen Leben jahrhundertelang kaum Platz. Die Prinzessinnen von Thorn bilden hier eine Ausnahme, denn von ihnen sind viele Informationsquellen erhalten geblieben, von offiziellen Dokumenten bis hin zu persönlichen Briefen. Gastkurator Dr. Joost Welten von der Universität Leiden hat diese Quellen ausgewertet. Er forschte jahrelang zum Land Thorn, dem Ministaat, der von adligen Damen gelenkt wurde, mit einer gewählten Fürstäbtissin als Leitung des Stifts.
Das Museum arbeitet mit dutzenden privaten Leihgebern aus aller Welt, Einrichtungen zur Bewahrung des historischen Erbes und Museen wie dem Palazzo Degli Uffizi (Florenz), dem Albertina Museum ( Wien), dem Kunsthistorischen Museum ( Wien), Liechtenstein. The Princely Collection, den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden sowie dem Rijksmuseum (Amsterdam) zusammen. Drei Viertel der Objekte stammen aus dem Ausland und waren noch nie in den Niederlanden zu sehen.
Ein Highlight der Ausstellung ist eine goldene Kutsche aus dem 18. Jahrhundert. Die Prunkkutsche im Louis Xv-stil wurde aus dem Koninklijk Museum voor Kunst & Geschiedenis in Brüssel ins Limburgs Museum gebracht. In der Ausstellung veranschaulicht die 270 Jahre alte Kutsche die Geschichte von Johannes Philipp Eugen, Reichsgraf von und zu Merode.
„Seit Thorn Thorn ist, hat man noch nie etwas Derartiges gesehen, von allen Seiten strömten die Schaulustigen herbei.“So schrieb ein Mitarbeiter des Grafen, als 1721 zwei Kutschen in Thorn ankamen, um die zukünftige Braut des Reichsgrafen abzuholen, die 29 Jahre jüngere Charlotte, Prinzessin von Nassau-hadamar.
Die Kutschen des Grafen kamen aus Brüssel und Wien und blinkten nur so vor Gold. Sogar die Nägel der Kutsche waren vergoldet.