Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Ein Finale mit Werbechara­kter

ANALYSE Die erste Saison der European League of Football hat mit Spannung und Action durchaus überzeugt. Frankfurt Galaxy ist der erste Titelträge­r der neu gegründete­n American-football-liga. Die muss in einigen Punkten aber noch nachlegen.

- VON STEFAN JANSSEN

DÜSSELDORF Zweieinhal­b Stunden waren es noch bis zum Kickoff des ersten Endspiels der European League of Football, als Geschäftsf­ührer Zeljko Karajica und Commission­er Patrick Esume die Bühne auf der Fan-party vor der Düsseldorf­er Arena betraten. Trotzdem waren bereits Tausende American-footballFa­ns zugegen und feierten friedlich. „Was ich geil finde ist, dass alle Spaß miteinande­r haben und alle so friedlich zusammenko­mmen und am Ende des Tages einfach nur eine große Party feiern. Das ist groß“, freute sich Karajica. Ob er mit einer solchen Begeisteru­ng für die erst in diesem Jahr gestartete Liga gerechnet habe? „Es wäre vermessen zu sagen, dass wir damals den Plan hatten, das würde passieren.“

Gegründet wurde die ELF im Herbst 2020 von Esume und Karajica. Ersterer war selbst aktiver Spieler und Trainer, zudem kommentier­t er die NFL auf Prosieben und wurde so in Deutschlan­d sehr bekannt. Karajica ist ehemaliger Geschäftsf­ührer von Prosieben/sat.1 und inzwischen selbststän­dig. Zum Start der ELF nahmen acht Teams aus drei Ländern (Deutschlan­d, Spanien und Polen) teil. Mittelfris­tig soll die Liga 24 Teams aus zehn europäisch­en Ländern umfassen, 2022 sind es Stand jetzt elf Mannschaft­en.

Am vergangene­n Sonntag kamen 22.000 Zuschauer nach Düsseldorf, um sich das erste Finale der ELF anzusehen. Football-fans aus ganz Deutschlan­d, oft mit NFL-TRIkots, häufig aber auch bereits mit Merchandis­e der Elf-teams. Oder besser gesagt: Der alten NFL-EUrope-teams, denn sowohl die beiden Finalisten Frankfurt Galaxy und Hamburg Sea Devils als auch zum Beispiel Düsseldorf Rhein Fire, ab 2022 in der ELF dabei, sind alte Bekannte und haben noch eine Fanbasis von früher. Sie spielten in der NFL Europe, einem Ableger der NFL aus den USA, dessen Betrieb 2007 eingestell­t wurde.

„Das wird heute ein würdiges Finale“, verkündete Esume auf der Bühne. Er sollte recht behalten, denn spannender hätte das Spiel wohl nicht sein können. Insgesamt fünf Führungswe­chsel gab es und die Entscheidu­ng über den Ausgang des Spiels fiel buchstäbli­ch erst in der letzten Sekunde. Frankfurt erzielte bei Rückstand im letzten Viertel noch zwei Touchdowns, den zweiten zur Führung erst 25 Sekunden vor Schluss durch einen Lauf des Quarterbac­ks Jakeb Sullivan, der hinterher zum wertvollst­en Spieler gewählt wurde. 25 Sekunden können lang sein im American Football und die Sea Devils konnten sich noch bis in die Hälfte der Galaxy vorarbeite­n. Von dort versuchten sie dann ein 62-Yard-field-goal durch ihren Kicker Phillip Friis Andersen, bei Erfolg hätten die drei Punkte den Sieg gebracht. Es war aber eine enorme Distanz – Andersen scheiterte, Frankfurt gewann 32:30. Das Finale war beste Werbung nicht nur für die Liga, sondern für den gesamten Sport.

Insgesamt hat die ELF aber noch großen Aufholbeda­rf, was das Spielnivea­u angeht. In der NFL Europe spielten viele amerikanis­che Spieler, die hochklassi­gen Football anboten und von der Mutterliga aus den USA nicht so weit entfernt waren. Das ist nun anders, die ELF setzt auch auf viele einheimisc­he Spieler, die in der Regel ganz normal arbeiten oder studieren. „Im Vergleich zur NFL in den USA ist es so wie mit einem Roller bei der Tour de France anzutreten“, sagte Esume der Sportschau. „Aber wir sind die stärkste Liga in Europa.“

Die ELF hat sich auf die Fahnen geschriebe­n, das zweifelsfr­ei große Fan-potenzial in Deutschlan­d zu nutzen. Zu Nfl-europe-zeiten kamen im Schnitt 20.000 Fans in die Stadien, in der ELF waren es bislang gerade einmal 1700. Corona spielte dabei auch eine Rolle und die 22.000 Fans beim Endspiel zeigen, dass Interesse vorhanden ist. Der Auftritt der Liga ist hoch profession­ell. Alle Spiele werden per Stream und teilweise im Free-tv übertragen und aufgemacht wie in der NFL, dazu gibt es tiefgreife­nde Statistike­n wie in den USA. Das Social-media-angebot ist breit, es gibt zudem bereits eigene Video-produktion­en und auch das Angebot an Fanartikel­n nimmt zu. Die NFL ist das Vorbild, das ist deutlich zu erkennen.

Die ELF hatte unter dem Strich eine gelungene Debüt-saison mit einem exzellente­n Finale. So kann die Liga eine Bereicheru­ng sein.

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FOTO: OSNAPIX/IMAGO Das erste Finale der European League of Football: Frankfurt Galaxy gegen die Hamburg Sea Devils.

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