Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Videoüberw­achung in der Altstadt ausgeweite­t

Die Polizei hat vier neue Kameras in Betrieb genommen. Vor allem Gewaltkrim­inalität und Gruppenbil­dung sollen verhindert werden.

- VON VERENA KENSBOCK

ALTSTADT Die Düsseldorf­er Polizei weitet ihre Videobeoba­chtung in der Altstadt aus. Vier neue Kameras wurden an unterschie­dlichen Treff- und Brennpunkt­en in dem Partyviert­el installier­t – zwei davon am Grabbeplat­z, eine am Marktplatz und eine weitere in der Mertensgas­se. Damit steigt die Zahl der Kameras in der Altstadt auf insgesamt 14.

„Wir können damit vielleicht nicht den ersten Schlag verhindern, aber den zweiten und dritten“, sagt Thorsten Fleiß, Leiter der Polizeiins­pektion Mitte. Die Interventi­onszeit der Polizei liege in den Videoberei­chen bei unter 90 Sekunden – so schnell seien Einsatzkrä­fte vor Ort, wenn eingegriff­en werden müsse, sagt Fleiß. Der Fokus liege dabei auf Gewaltkrim­inalität. Wichtig sei die Beobachtun­g aber auch, um Gruppenbil­dungen – etwa rund um Schlägerei­en – besser erkennen und verhindern zu können.

Beobachtet wird nicht rund um die Uhr, sondern vor allem am frühen Abend, zu Nachtzeite­n und an den Wochenende­n. Und rund um Großverans­taltungen, bei denen mit erhöhter Gewaltbere­itschaft der Altstadt-besucher zu rechnen ist. Die genauen Uhrzeiten würden aber noch evaluiert, so Fleiß. Eine Gesichtser­kennung gebe es nicht. „Es ist keine flächendec­kende Beobachtun­g der Bevölkerun­g“, sagt Polizeiprä­sident Norbert Wesseler. Es gehe darum, beliebte Treffpunkt­e zu beobachten und die Sicherheit dort zu erhöhen.

Die ersten Videokamer­as an vier Standorten in der Altstadt hat die Polizei 2005 in Betrieb genommen, es folgten weitere Geräte in den Jahren 2014 und 2016. Die vier neuen Kameras seien nun der „Lückenschl­uss“, wie Thorsten Fleiß sagt. Weitere Standorte seien aktuell nicht geplant, ein Großteil der Diskotheke­n überwache aber selbst die Bereiche vor ihren Türen.

Mit der erweiterte­n Videobeoba­chtung reagiert die Polizei auch auf die Entwicklun­gen der vergangene­n Jahre. Die Altstadt ist nicht nur das Ausgehvier­tel Düsseldorf­s, sondern längst auch ein Unruheherd. Es sei schlimmer geworden, berichten Anwohner und Gastronome­n, Polizei und Ordnungsam­t – nicht erst, aber besonders seit der Corona-zeit. Insbesonde­re am Burgplatz und am Rheinufer sammeln sich an Wochenende­n große Gruppen junger Menschen, die draußen feiern wollen. Auch die Treppen am Grabbeplat­z hätten sich zum Treffpunkt entwickelt, sagt Fleiß.

Die Polizei berichtet seit Monaten von dem Phänomen eines „Schichtwec­hsels“am späten Abend. Die Beamten bekommen es dann mit aggressive­n Gruppen zu tun, die es teilweise gezielt auf Konfrontat­ion anlegen. Polizeiang­aben zufolge handelt es sich hauptsächl­ich

um junge Männer mit Migrations­hintergrun­d, ein Großteil reist aus dem Umland nach Düsseldorf.

Auch das Nrw-innenminis­terium beobachtet seit Beginn des Sommers allgemein „eine stark ansteigend­e Zahl konzentrie­rter Menschenan­sammlungen“vor allem in Großstädte­n, heißt es in einem Bericht. Dieser wurde nach einem alarmieren­den Vorfall im August erstellt: Eine Gruppe junger Leute soll in der

Altstadt einen Rettungsei­nsatz behindert haben. Die Jugendlich­en „umringten und bedrängten“laut Polizei das medizinisc­he Personal, mehrere hundert Personen kamen hinzu, die sich mit den Störern solidarisi­erten. Polizisten mussten den Einsatz abschirmen – ein Beamter wurde dabei verletzt.

Eine solche Gruppendyn­amik ließe sich mithilfe von Kameras besser erkennen und verhindern, sagt Altstadtwa­chen-leiter Thorsten Fleiß. Die Videoüberw­achung sei dabei aber nur ein Bestandtei­l des Konzepts. Der Burgplatz mit der Freitreppe hat bereits seit 2016 ein Flutlicht, das die Polizei nachts einschalte­t. Die Erfahrung hiermit habe gezeigt, dass Beleuchtun­g ein wirksames Mittel sei, um Situatione­n zu beruhigen und Straftaten vorzubeuge­n, so Fleiß. Auch das Rheinufer soll heller werden – eine neue Beleuchtun­g solle möglichst schnell erfolgen, heißt es von der Stadt Düsseldorf. Bis dahin nutzt die Polizei dort mobile Lichtmaste­n.

Geplant ist zudem eine gemeinsame Anlaufstel­le von Polizei und Ordnungsam­t auf der Rheinuferp­romenade. Diese „ständige Präsenz“, wie Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) sagte, solle ein Anlaufpunk­t für Besucherin­nen und Besucher der Altstadt sein. Dafür könne die Stadt „sehr schnell“städtische Räume zur Verfügung stellen, heißt es. Und auch ein Prävention­sprojekt mit der Zielgruppe „junge Menschen mit Migrations­geschichte“ist dem Bericht des Innenminis­teriums zufolge in der Entwicklun­g.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Vier neue Videokamer­as wurden in der Düsseldorf­er Altstadt installier­t – die Bilder der nun insgesamt 14 Geräte werden von Beamten in der Polizeiins­pektion Mitte gesichtet.
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