Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Erkältungswelle hält Kitas und Ärzte in Atem
An einigen Kita-standorten gibt es eine Notbetreuung, weil Erzieher krank sind. Warum die Jugendmediziner mit Sorge auf die kalte Jahreszeit blicken.
DÜSSELDORF Die frühe Erkältungswelle bei Kleinkindern sorgt für volle Arztpraxen und stellt einen Teil der 365 Düsseldorfer Kita-standorte vor Herausforderungen. „In zwei unserer 48 Einrichtungen fehlt fast die Hälfte der Jungen und Mädchen, in zwei anderen ist es jeweils nur ein Kind“, beschreibt Diakonie-sprecher Christoph Wand die Spannbreite. Dort, wo die Erkältungswelle ankommt, betrifft sie auch Erzieher und Kinderpfleger. „Der Krankenstand bei unseren rund 1450 KitaMitarbeitern liegt in diesem September bei bis zu 20 Prozent“, sagt Dagmar Niederlein, kommissarische Leiterin des Jugendamts. In unauffälligen Monaten liege diese Quote in den 101 städtischen Kitas meist unterhalb von zehn Prozent.
„Wenn beispielsweise von zehn Vollzeit-kräften drei erkrankt sind, müssen wir natürlich die gewohnten Abläufe ändern“, sagt Rita Mans, Leiterin des Diakonie-familienzentrums an der Wettinerstraße. Das schließe auch eine Notbetreuung ein. „In einem Fall gab es plötzlich für zwei Gruppen nur noch eine Erzieherin. Wir haben dann in Absprache mit dem Elternbeirat eine Hälfte der Kinder nur am Vormittag und die andere Hälfte nur am Nachmittag betreut“, sagt Mans. Angekommen ist die Erkältungswelle auch bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo), die in Düsseldorf 30 Einrichtungen betreibt. So wurden an einigen Standorten Gruppen zusammengelegt. „Wo es nötig ist, unterstützen wir die Teams auch durch Fachkräfte aus Personalagenturen“, sagt Sprecher Wolfram Lotze. Dass einige Eltern aktuell mit Einschränkungen leben müssen, erklärt Dagmar Niederlein mit dem Betreuungsschlüssel, also der Kinderzahl, die eine pädagogische Fachkraft höchstens betreuen darf. „Notdienste lassen sich in dieser Situation nicht immer vermeiden, wir müssen die Aufsichtspflicht sichern.“
Überrascht von der früh einsetzenden Krankheitswelle wurde die
Garather Kinderärztin Ute Steindor. „Ich kam Anfang September aus dem Urlaub und hatte innerhalb von vier Tagen 600 Patienten in der Praxis“, sagt sie. Viele Kinder hätten heftigen Husten und manchmal auch wochenlanges Fieber, zudem grassiere das Rs-virus. „Meine Erklärung ist, dass durch den langen Lockdown und die Separierung der Kinder keine Viruskontakte stattgefunden haben – diese werden nun im Zeitraffer nachgeholt“, sagt die Ärztin. Hinzu komme, dass aus guten Gründen in den Kitas keine Masken getragen werden. Das erhöhe aber die Ansteckungsgefahr.
Hermann Josef Kahl, der eine Praxis an der Uhlandstraße betreibt und Sprecher der Kinder- und Jugendärzte ist, schaut nun mit Sorge auf die näher rückende kalte Jahreszeit. „Noch handelt es sich überwiegend um banale Infekte, aber wir müssen in den Praxen auch Vorsorgeuntersuchungen durchführen und Impfungen, irgendwann wird es halt eng“, sagt er. Habe ein Kind kein Fieber, könne es den Infekt auch zu Hause auskurieren. Eltern, die unsicher seien, sollten aber ihren Kinderarzt aufsuchen. Nicht zuletzt wegen des Rs-virus. „Dieses Virus ist vor allem für Kinder mit Lungenoder Herzproblemen sowie für Frühgeborene gefährlich. Sein Anteil an den Infekten ist in Düsseldorf bislang aber gering“, sagt Kahl.