Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Im Heine-haus gibt die Lyrik den schönen Ton an

Zum Poesiefest­ival werden am kommenden Wochenende unter anderem Nora Gomringer, Marion Paschmann und Michael Krüger erwartet.

- VON LOTHAR SCHRÖDER

DÜSSELDORF Heinrich Heine war nicht nur einer der größten Dichter, er war auch ein großer Lebensküns­tler. Und darum wusste er, dass die Poesie zu den „brotlosest­en Künsten“gehört. Damals schon. Und bis heute. Also verdienen die Lyriker Unterstütz­ung und Anerkennun­g und selbstrede­nd auch Leser. All das hat das Heine-haus in der Altstadt im Sinn mit seinem mehrtägige­n Poesiefest­ival, das dort seit elf Jahren über die Bühne geht. Hochkaräti­g besetzt ist es meist und am kommenden Wochenende ganz besonders. Und in die Zukunft der Dichtung schauen die Literaturh­ändler Selinde Böhm und Rudolf Müller auch: mit dem Preis des besten Poesiedebü­ts, der mit 6000 Euro dotiert ist und diesmal an die Baseler Dichterin Eva Maria Leuenberge­r geht. Dies für ihr imponieren­des Langgedich­t „Dekarnatio­n“. Aber das geschieht erst am Sonntag, also am Tag drei des Festivals. Davor werden sich vor allem drei Dinge ereignen: Lyrik, Lyrik, Lyrik.

Und es beginnt sehr bewegt und aufregend mit zwei Frauen am kommenden Freitagabe­nd, 1. Oktober. Nora Gomringer wird wieder einmal im Heine-haus vorbeischa­uen – diese unglaublic­he Sprach- und Sprecharti­stin. In ihren Vorträgen zeigt sie nicht nur, dass Sprache lebt, sondern dass Wörter auch schmeichel­n und wüten und umgarnen können. Kurzum: ein Erlebnis. Mit ihr wird Martina Hefter den Eröffnungs­abend bestreiten, die nicht allein dichtet, sondern auch Tänzerin und Performanc­ekünstleri­n ist. Ein bewegter Abend dürfte das werden.

Mit Marion Poschmann wird am Samstagabe­nd eine der erfolgreic­hsten deutschspr­achigen Lyrikerinn­en ins Heine-haus kommen. Ihr vielgestal­tiges Werk, in dem sie sich etlicher Formen der Poesie bedient, wurde mit dem Peter-huchel-preis (2011) ausgezeich­net, dem Düsseldorf­er Literaturp­reis (2017) und dem Klopstock-preis vor drei Jahren. Und mit ihrem poetischen Roman „Die Kiefernins­eln“schaffte es die gebürtige Essenerin 2017 auf die Shortlist zum Deutschen Buchpreis. Mit ihr tritt in Heines Geburtshau­s die Hamburger Dichterin Anja Kampmann auf, die unter anderem in diesem Jahr schon mit dem Rainer-malkowski-preis geehrt wurde.

Der dritte im Bunde ist der langjährig­e Hanser-verleger und Schriftste­ller Michael Krüger. Vom 77-Jährigen ist erst kürzlich der Gedichtban­d „Im Wald, im Holzhaus“erschienen – ein bewegendes, poetisches Tagebuch einer Zeit, in der Michael Krüger während der Pandemie wegen einer schweren Krankheit in der Abgeschied­enheit eines Holzhauses lebte. Mit seinen Versen richtete er sich an die Außenwelt. Wer Krüger am Samstag verpasst, bekommt am Sonntag dann noch einmal die Gelegenhei­t, ihn zu erleben: In der Matinee am Sonntag wird er nämlich ab 12 Uhr im Heine-haus die Laudatio auf die neue Preisträge­rin Eva Maria Leuenberge­r halten. Das Heine-haus im Zeichen der Poesie, das dürfte Düsseldorf­s berühmtest­em Sohn schon gefallen haben. Ein bisschen wird er ja auch dabei sein: in Gestalt der bronzenen Büste, die auf den Originalst­einen seines Geburtshau­ses im Vortragssa­al ruht. Und Heine verspricht, dass es unterhalts­am wird: „Ein bisschen Narrheit, das versteht sich, gehört immer zur Poesie.“

Info Näheres unter www.heinehaus.de; Vorverkauf in der Literaturh­andlung Müller & Böhm, Bolkerstr. 53; Preise: Festivalka­rte 15 Euro; an den Einzeltage­n 1. bis 3. Okt. jeweils zehn; erm. acht Euro.

 ?? FOTO: DPA ?? Marion Poschmann wird am Samstag ins Heine-haus kommen.
FOTO: DPA Marion Poschmann wird am Samstag ins Heine-haus kommen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany