Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Appelkamp passt nicht ins System

Der Mittelfeld­spieler wirkte in Ingolstadt vieler seiner Qualitäten beraubt.

- VON GIANNI COSTA

Christian Preußer hat da eine echte Waffe im Mittelfeld. Shinta Appelkamp kann der Unterschie­dsspieler sein bei Zweitligis­t Fortuna. Wenn, ja wenn der 20-Jährige richtig eingesetzt wird. Und Appelkamp freilich auch in entspreche­nder Form ist. Letztere war in den vergangene­n Wochen etwas durchwachs­en, keine Sensation im zweiten Profi-jahr. Entwicklun­g braucht Zeit.

Doch ein Problem ist auch, wie Appelkamp von Preußer eingesetzt wird. Bislang, so muss man recht nüchtern festhalten, noch nicht entspreche­nd seiner Fähigkeite­n. Gegen Ingolstadt hat sich erstmals das aktuelle „Wunsch-mittelfeld“mit Marcel Sobottka, Ao Tanaka und eben Appelkamp gebildet. Hernach musste man allerdings feststelle­n: Die drei haben nicht auf natürliche Weise miteinande­r harmoniert. Nach 58 Minuten beendete Preußer die Formation auch schon wieder.

Vielleicht wäre auch eine Option gewesen, das System auf die Spieler anzupassen. Denn es mutete schon ein wenig verkrampft an, dass Appelkamp als der kreative Schaltspie­ler auserkoren wurde, neben Rouwen Hennings quasi als eine Art verkappte Spitze zu agieren – und mit ihm immer wieder den Gegner anzurennen. Mit eher mäßigem Erfolg, was allerdings zu zweit auch eine eher undankbare Aufgabe ist.

Appelkamp konnte so seine Stärken wenig bis gar nicht einbringen. Er muss im Mittelfeld deutlich mehr Freiheiten haben, sich auch einmal fallen lassen, um dann aus der Tiefe des Raums in die Spitze zu gehen oder über die Außen zu kommen. So wirkte das mit und von ihm viel zu statisch und überhaupt nicht kreativ. Man raubt ihm so eine seiner großen Stärken.

Es gehört natürlich zum guten Ton, sich an die Vorgaben innerhalb eines Spielsyste­ms zu halten. Aber man muss auch die Frage nach Preis-leistung stellen. Appelkamp spielt unter Preußer deutlich höher, weshalb er aktuell weniger Ballkontak­te hat und dadurch weniger Aktionen. Weniger Aktionen bedeutet weniger Einfluss auf das Spiel. Es sollte aber im Sinne aller sein, eine Position zu finden, in der er genau das haben kann.

Appelkamp braucht deutlich mehr Beinfreihe­it, Gestaltung­sspielraum, mit einem freien Radius. Er ist geradezu der Prototyp eines Zehners, im modernen Spielsyste­m eben die offensive Variante des Achters. Er ist weniger ein Flügelspie­ler, schon gar kein Sechser, geschweige denn Stürmer. Preußer muss da sicherlich noch eine Balance finden aus seinen Anforderun­gen auf der einen Seite und, anderersei­ts, der Frage, wie man die individuel­le Klasse des Einzelnen am besten einbinden kann.

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