Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
„Antisemitismus darf im WDR keinen Platz haben“
KÖLN (dpa) „Es ist eine schwierige, schwierige Abwägung“, sagte WDRIntendant Tom Buhrow in der jüngsten Sitzung des Wdr-rundfunkrats. Nach Antisemitismus-vorwürfen gegen die 28-jährige Journalistin Nemi El-hassan hat der Sender entschieden, sie nicht als Moderatorin der Wissenschaftssendung „Quarks“einzusetzen. Jedoch will der Sender „in Ruhe darüber beraten“, wie eine weitere Zusammenarbeit mit ElHassan aussehen könnte. Die Programmverantwortlichen sind der Meinung, dass die Auseinandersetzung um ihre Person zu einer unangebrachten Politisierung der renommierten Wissenschaftssendung geführt hat, teilte der Sender auf Anfrage mit.
2014 hatte El-hassan an einer AlKuds-demonstration teilgenommen, bei der unter anderem antisemitische Parolen gerufen wurden. Darüber hatte die „Bild“zuerst berichtet und damit die Debatte um die Moderatorin ins Rollen gebracht. Von der Demo-teilnahme hat sich El-hassan inzwischen klar distanziert. In der Kritik stehen jedoch auch problematische Likes von ihr in sozialen Netzwerken aus jüngerer Zeit.
Zahlreiche Rundfunkratsmitglieder kritisierten, dass El-hassan weiter für den WDR tätig sein solle. Sie könne weder vor noch hinter der Kamera einen Platz haben. „Wir dürfen doch nicht so tun, als ob es unterschiedlich wichtige Aufgabenbereiche im WDR gibt“, hieß es in einer Wortmeldung. Damit tue sich der WDR keinen Gefallen. Das Problem seien weniger die Jugendsünden als die Bekundungen aus neuester Zeit. Man könne israelkritisch sein, aber Freude über Gewalt gegen Israel sei auf keinen Fall zu tolerieren.
Der Rundfunkratsvorsitzende Andreas Meyer-lauber sagte: „Antisemitische Positionen können und dürfen im WDR keinen Platz haben.“Daran lasse man nicht rütteln. Wie man dann im Detail eine Personalentscheidung treffe, sei aber nicht Sache des Rundfunkrates. „Die Entscheidung können wir Ihnen hier und heute nicht abnehmen“, sagte er an Buhrow gewandt. Die Grundrichtung der Wortmeldungen sei aber deutlich gewesen. Er wünsche sich eine für alle Seiten akzeptable Lösung.