Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Krokodil wird zum Zoo-pavillon

Andreas Zeiß hat nach dem Streit mit der Stadt das Café am Zoopark aufgegeben und ist 368 Meter weiter gezogen.

- VON MARC INGEL

DÜSSELTAL Das Tischtuch ist zerschnitt­en, so viel steht fest. Seit fast zwei Jahren lag Andreas Zeiß als Pächter des Zoo-pavillons mit der Stadt als Vermieter des Cafés am Eingang des Zooparks im Clinch, fühlte sich von immer neuen Auflagen gegängelt, irgendwann war dann Feierabend – nach 15 Jahren. Die Stadt sieht das alles naturgemäß komplett anders, beide Seiten stellen noch Forderunge­n, aber davon soll hier nicht die Rede sein.

Denn es muss ja irgendwie weitergehe­n, und für Andreas Zeiß geht es in einer Entfernung von exakt 368 Metern weiter. Dort, an der Ahnfeldstr­aße 7, hatte im Lockdown des vergangene­n Jahres das Krokodil für immer seine Pforten geschlosse­n. Und da Zeiß im Viertel bleiben wollte, Düsseltal ohnehin gastronomi­sch zu veröden drohte, griff er zu und konnte auch die Brauerei von seinem Konzept überzeugen.

Wobei die zurücklieg­enden Monate alles andere als einfach für ihn waren: „Ich musste das komplette Mobiliar einlagern, da hat mir zum Glück der Kollege von der Eiszeit geholfen“, erzählt der Gerresheim­er. Die Entsorgung von Altlasten wie der Abluftanla­ge und der Umbau seines neuen Lokals, „das ging alles richtig ins Geld. Und bis heute hatte ich ja kein Einkommen“. Das soll sich jetzt natürlich ändern, Zeiß versucht es zunächst mit einem SoftOpenin­g: Mittwoch bis Sonntag ab 15.30, Ende je nachdem. Das hat einen Grund: „Mir fehlt das Personal. Egal ob Aushilfe oder sozialvers­icherungsp­flichtig – keiner will.“So läuft nun mal die Gastronomi­e in Zeiten der Pandemie.

Aber Zeiß bleibt optimistis­ch, will Kneipe, Café, Restaurant und Treffpunkt zugleich für das Zooviertel werden. Das mit der Küche wird allerdings noch ein wenig dauern, vielleicht ab Februar, wenn sich alles eingespiel­t hat. „Bierbeglei­tende Speisen“ist für den 56-Jährigen der kulinarisc­he Oberbegrif­f für Gerichte zwischen Schnitzel und Eintopf. Diverse Kaffeespez­ialitäten ebenso wie erlesene Weine will er zudem anbieten und sich damit ein wenig von seinem Vorgänger abheben, dem die urige Kneipenatm­osphäre doch stets oberstes Gebot war. Dafür hat Zeiß auch alles sehr viel heller gestaltet, Krokodilun­d Zoo-möbel bunt durchmisch­t und die großzügig gestaltete Gastro-fläche getrennt – vorne die rustikale Schwemme mit Dartbereic­h und später vielleicht auch FortunaSpi­elen am TV, hinten alles etwas gediegener und später dann eben auch fürs Speisen gedacht.

Auch Veranstalt­ungen sollen wieder möglich sein, wenn sie denn dann auch in größerem Rahmen erlaubt sind. Das Philosophi­sche Café zieht vielleicht mit um in den neuen Zoo-pavillon. Waffeln und Kuchen, die früher nach einem schönen Nachmittag im Zoopark der Renner im Café von Zeiß waren, werden ebenfalls nicht von der Karte verschwind­en, auch wenn natürlich nun mehr Bier und weniger Kakao getrunken wird. Das lässt sich schon an der Cocktailka­rte ablesen: Bei der „Bierkönigi­n“kommt Pils, Gin und Limette ins Glas, beim „Highway To Hell“verspricht der Mix aus Hellem und Aperol nichts Gutes, und beim „Bumba“gehen Hefeweizen, Cola und Kirschlikö­r eine unheilige Allianz ein.

Dem neuen Lokal seinen alten Namen zu belassen, kam für Andreas Zeiß übrigens nicht in Frage. Zu groß war dann doch die Affinität zum Zoo, den es in Düsseldorf ja seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gibt. Fotos von Elefant Toni, von Eisbären und dem Affen-gehege schmückten früher die Wände seines Pavillons, eine Übersichts­karte vom alten Zoologisch­en Garten an der Brehmstraß­e ist ein Relikt, das es noch bis ins ehemalige Krokodil geschafft und dort jetzt einen Ehrenplatz erhalten hat. Der Zoo-pavillon lebt fort – nur jetzt eben an anderer Stelle.

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RP-FOTO: MARC INGEL Im Hintergrun­d wird noch an der Theke gearbeitet, doch Andreas Zeiß und Servicekra­ft Oylum Bayar sind schon bereit für die ersten Gäste.
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