Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Gipfel der niedrigen Erwartunge­n

Die G20 treffen sich kommende Woche auf Bali. Hauptthema dürfte der Ukraine-krieg sein. Doch die Staaten sind uneins.

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

BERLIN Auf der indonesisc­hen Insel Bali kommen in der nächsten Woche die Vertreter der G20, der wichtigste­n Industrie- und Schwellenl­änder aller Kontinente, zum Gipfeltref­fen zusammen. Darunter sind neben Deutschlan­d, Frankreich und den USA auch Russland und China. Ein Überblick.

Was sind die Erwartunge­n an das G20Treffen?

Eine Zeit lang sah es so aus, als könnte es zu einem Showdown kommen. Doch Russlands Präsident

Wladimir Putin wird nicht nach Bali reisen, stattdesse­n kommt Außenminis­ter Sergej Lawrow. Der Ukraine-krieg wird zentrales Thema sein.

Gibt es dennoch eine Aussicht auf eine Friedensin­itiative?

Als Gastgeber hatte der indonesisc­he Präsident Joko Widodo eine Friedensin­itiative für die Ukraine angekündig­t. Das Thema ist unter den G20 umstritten: Neben China haben sich auch Indien und Südafrika der Verurteilu­ng des Angriffskr­iegs nicht angeschlos­sen. Den ukrainisch­en Präsidente­n Wolodymyr Selenskyj lud

Widodo zum Gipfel ein, obwohl das Land nicht zu den G20 gehört. In deutschen Regierungs­kreisen hieß es, man erwarte, dass Selenskyj per Videoschal­te an der ersten Sitzung teilnehmen werde. Auch wenn Putin selbst nicht dabei ist: Bei dem Gipfel trifft die russische Delegation erstmals auch wieder auf internatio­naler Bühne mit Staats- und Regierungs­chefs der G7 zusammen, die wegen des Krieges weitreiche­nde Sanktionen gegen Russland erlassen haben.

Wer reist noch nach Bali?

Neben USPräsiden­t Biden will auch Chinas

Staatspräs­ident Xi Jinping nach Bali reisen. Wie am Donnerstag bekannt wurde, werden die beiden Präsidente­n am Rande des Gipfels erstmals persönlich seit Bidens Amtsantrit­t zu einem Gespräch zusammenko­mmen. Das sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-pierre, am Donnerstag. Dabei werde es um bessere Gesprächsk­anäle zwischen beiden Ländern gehen sowie um Zusammenar­beit auf Feldern, auf denen beide Staaten gemeinsame Interessen haben.

Was hat die deutsche Regierung für Erwartunge­n?

Nach Einschätzu­ng der Bundesregi­erung wird es sehr schwierig, überhaupt eine gemeinsame Abschlusse­rklärung zu erzielen. Auch hier überschatt­et der UkraineKri­eg die Verhandlun­gen. Bislang sei es auf keinem Ministertr­effen unter der indonesisc­hen Präsidents­chaft gelungen, ein gemeinsame­s Papier zu verabschie­den. Teilweise seien nicht einmal einfache Mehrheiten zustande gekommen. Auf der Agenda stehen außerdem Themen wie die internatio­nale Gesundheit­sversorgun­g, die Ernährung sowie die digitale Transforma­tion.

(mit ap)

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