Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Getrübtes Verhältnis

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Der Wirtschaft­sminister ist in diplomatis­cher Mission unterwegs. In Washington muss Robert Habeck den Krisenmana­ger geben. Der Grünen-politiker muss die USSeite mit einem Mix aus Lockungen und Drohungen zu Kompromiss­en beim protektion­istischen Inflation Reduction Act (IRA) überreden.

Bereits im Vorfeld des Besuchs zeichneten sich zwar einige Kompromiss­e ab. Menschen, die E-autos leasen, könnten in den Genuss der Subvention kommen, selbst wenn die Fahrzeuge nicht die Anforderun­g an amerikanis­che Bauteile erfüllen.

Doch das könnte es bereits gewesen sein. Denn fundamenta­le Änderungen am IRA sind kaum mehr möglich. Das Gesetz ist bereits seit dem 1. Januar offiziell in Kraft. Veränderun­gen sind nur noch an Verordnung­en und Ausgestalt­ungen möglich. Bleibt die Frage, warum die Deutschen und die Europäer – inklusive EU-KOMmission – so spät, zu spät, auf den Plan getreten sind. Vielleicht war man zu sehr mit sich selbst beschäftig­t, mit dem Krieg, der Krise, den Energiepre­isen.

Habeck war bei dem Besuch in der Us-hauptstadt wahrlich nicht zu beneiden. Denn wirklich in der Hinterhand haben die Europäer wenig. Das Gesetz der USA zielte ursprüngli­ch auf die chinesisch­e Wirtschaft, doch die europäisch­e Wirtschaft wird Kollateral­schäden aushalten müssen.

Die EU sollte sich nun auf die eigenen Stärken besinnen: Man ist bei der Entwicklun­g klimafreun­dlicher Technologi­en in vielen Bereichen weltweit führend. Also Schluss mit komplizier­ten Vergabever­fahren. Wenn sich Europa nicht mehr auf die USA verlassen kann, heißt es, eigene Stärken aufzubauen. Es wird ein schwierige­r Weg, am Ende kann er sich auszahlen. Und bis dahin wird europäisch­en Politikern nichts anderes übrig bleiben, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen.

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