Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Für Behandlungen fehlt oft Geld
Tropenkrankheiten könnten eingedämmt werden, gäbe es mehr Aufmerksamkeit.
Vor Kurzem war der Welttag der vernachlässigten Tropenerkrankheiten, zu denen gemäß der Weltgesundheitsorganisation ( WHO) rund 20 Krankheiten gehören. Mit wenigen Ausnahmen handelt es sich hierbei um Infektionskrankheiten wie die Afrikanische Schlafkrankheit, die Bilharziose oder das Dengue-fieber, hervorgerufen durch Parasiten, Bakterien, Viren und Pilze. Mehr als 1,4 Milliarden Menschen erkranken jährlich an den vernachlässigten Tropenerkrankungen, und Millionen Menschen sterben an ihren Folgen. Diese haben nicht nur eine große Bedeutung für die globale Gesundheit, sondern verstärken auch die Armut in Ländern, die bereits als einkommensschwach stigmatisiert sind.
Ihr Name ist irreführend, viele vernachlässigte Tropenerkrankungen können nur begrenzt auf das tropische Klima zurückgeführt werden. Tatsächlich gab es einige der Krankheiten wie Malaria und Lepra früher auch in Europa; andere wie das Q-fieber oder Bandwurminfektionen treten auch heute noch sporadisch in westlichen Industrieländern auf. Heutzutage sind die Erkrankungen jedoch insbesondere im tropischen Gürtel zu finden und ließen sich meistens vermeiden oder behandeln, wenn da nicht die Frage des Geldes wäre. Was den betroffenen Ländern zum Verhängnis wird, ist der Mangel an Medikamenten, eine schlechte Infrastruktur im Gesundheitssystem sowie der nicht ausreichende Zugang zu sauberem Wasser.
Eine erstaunliche Erfolgsgeschichte verzeichnete die Drakunkulose. Die Infektionskrankheit führt zu schmerzhaften Geschwüren und war früher von Afrika bis Indien anzutreffen. Sie wird durch Fadenwürmer hervorgerufen, deren Larven über infizierte Ruderfußkrebse mit dem Trinkwasser aufgenommen werden. Bis zum Ende des vergangenen Jahrtausends waren mehr als 3,5 Millionen Menschen betroffen, heutzutage sind es keine 50 mehr. Grund dafür war ein billiger kleiner Wasserfilter, der von Hilfsorganisationen an die Betroffenen verteilt wurde.
Unsere Autorin ist Professorin für Infektionsbiologie an der RWTH Aachen.
Sie wechselt sich hier mit der Philosophin Maria-sibylla Lotter ab.