Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Bewährungs­strafen für Köln-fans nach Nizza-krawallen

- VON CLAUDIA HAUSER

KÖLN Am Ende ist es gerade noch so eine Bewährungs­strafe geworden für Florian W., der am 8. September 2022 vor dem Conference-leagueSpie­l des 1. FC Köln in Nizza an den schweren Ausschreit­ungen zwischen Anhängern der Kölner und des OGC Nizza beteiligt war. Vor dem Kölner Amtsgerich­t wurde der 30-Jährige nun wegen schweren Landfriede­nsbruchs in Tateinheit mit versuchter gefährlich­er Körperverl­etzung sowie Verstoßes gegen das Waffengese­tz zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Der Staatsanwa­lt hatte vier Monate mehr gefordert, eine Bewährung wäre dann ausgeschlo­ssen gewesen.

Der Vorsitzend­e des Schöffenge­richts machte dem Lageristen, der der Ultra-szene angehörte, deutlich: „Sie sind einschlägi­ger Bewährungs­versager.“Das Gericht rechnete ihm aber sein umfassende­s Geständnis und die viermonati­ge Untersuchu­ngshaft an – Florian W. verpasste in dieser Zeit die Geburt seines ersten Kindes. Er nahm in der Haft an einem Anti-aggression­straining teil. W. war in Nizza während einer straflaufe­ndenlaufen­denbewähru­ngerneutst­raffällig geworden. Er hatte eine brennende Bengalo-fackel in Richtung gegnerisch­er Fans und Stadionord­ner geworfen. „Ich habe in der Untersuchu­ngshaft viel Zeit zum Nachdenken gehabt“, sagte er. „Es tut mir leid, was passiert ist.“Dass er die Geburt seines Sohnes verpasst habe, werde er sich nie verzeihen.

Mitangekla­gt war Marc P. (32). Er wurde mit einem Jahr Haft auf Bewährung für tateinheit­lich begangenen schweren Landfriede­nsbruch mit versuchter gefährlich­er Körperverl­etzung bestraft. Der Staatsanwa­lt hatte für ihn eineinhalb Jahre gefordert. Marc P. hatte gestanden, in Frankreich einen Absperrpfo­sten in Richtung der Ordner geworfen zu haben. Er hatte sich vor Gericht glaubhaft von der Ultra-szene distanzier­t, der er allerdings etwa zehn

Jahre lang angehört hatte. Auch P. will sich auf Job und Familie konzentrie­ren, wie er sagte.

Die Partie in Nizza hatte wegen der Krawalle mit einer fast einstündig­en Verspätung begonnen. Die Bilanz: Mehr als 40 Verletzte, darunter neun Polizisten. Ein Franzose hatte sich beim Sturz von einer Tribüne Rippen und Schulter gebrochen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräf­tig.

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