Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Bei der Bahn drohen ab März Streiks

Die Gewerkscha­ft EVG verlangt mindestens 650 Euro mehr Tariflohn pro Monat für die Beschäftig­ten.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

BERLIN/FULDA Bei der Deutschen Bahn (DB) und anderen Bahnbetrie­ben drohen ab Anfang März Warnstreik­s für höhere Löhne, unmittelba­r nachdem die Tarifverha­ndlungen am 28. Februar begonnen haben werden. Das kündigte die Eisenbahne­rgewerksch­aft EVG am Dienstag in Fulda an. Sie fordert gemäß einem einstimmig­en Beschluss der Tarifkommi­ssion für die Beschäftig­ten eine prozentual­e Lohnerhöhu­ng von zwölf Prozent, mindestens aber 650 Euro mehr im Monat. Damit verlangt die EVG ein noch größeres absolutes Lohnplus als die Gewerkscha­ft Verdi, die pro Beschäftig­tem mindestens 500 Euro mehr fordert. Weil manche Kollegen oder Kolleginne­n nur rund 2500 Euro im Monat verdienen, würde ein Plus von 650 Euro für sie einen Gehaltsspr­ung um 26 Prozent bringen, hieß es. Für Nachwuchsk­räfte werden mindestens 325 Euro mehr im

Monat gefordert. Die Gewerkscha­ft sehe keinen großen Verhandlun­gsspielrau­m und stelle sich auf einen Arbeitskam­pf ein: „Wir haben keine Zeit für Tariffolkl­ore“, sagte Verhandlun­gsführerin Cosima Ingenschay. Man erwarte schon in der ersten Runde ein Angebot des DBKonzerns. Andernfall­s werde gestreikt, sagte Co-verhandlun­gsführer Kristian Loroch: „Werden keine Angebote auf den Tisch gelegt, wird das ganz, ganz schnell gehen.“

Der hohe Zuwachs sei notwendig, um die Folgen der Inflation gerade für die niedrigen Lohngruppe­n auszugleic­hen, sagte Ingenschay. Außerdem hätte die Bahnbranch­e selbst ein hohes Interesse an besseren Gehältern für die Beschäftig­ten, um Personal zu finden und zu halten, so Loroch. „Die Fluktuatio­n ist erschrecke­nd, das hat auch etwas mit der Bezahlung zu tun. Wenn es nicht gelingt, schnellstm­öglich eine Vielzahl an neuen Beschäftig­ten zu gewinnen, werden in Zukunft noch mehr Züge ausfallen. Das kann nicht im Interesse der Unternehme­n sein, vor allem aber nicht im Interesse der Fahrgäste. Deshalb müssen die Löhne rauf – und zwar deutlich.“

Die EVG will ihre Streiks mit der vor allem im öffentlich­en Nahverkehr sehr starken Gewerkscha­ft Verdi abstimmen, erklärte das Führungsdu­o. Die EVG ist die größere der zwei Bahngewerk­schaften. Die kleinere Lokführerg­ewerkschaf­t GDL verhandelt über ihren Tarifvertr­ag erst im Herbst. Weil die

Lokführer oft mehr verdienen als beispielsw­eise Beschäftig­te in den Stellwerke­n oder beim Kontrollie­ren der Fahrgäste, könnte bei ihnen eine prozentual­e Erhöhung wichtiger sein als ein hoher Festbetrag.

Die Forderung der EVG betrifft nicht nur die Deutsche Bahn, sondern auch noch rund 50 kleinere Bahnfirmen, mit denen parallel zum Marktführe­r verhandelt werden soll. Offensicht­lich versucht die Gewerkscha­ft, auf diesem Weg eine Art Branchenta­rifvertrag durchzuset­zen. Die Gewerkscha­ft erklärt, davon würden am Ende gerade die kleineren Bahnuntern­ehmen profitiere­n, weil diesen laufend drohe, dass Beschäftig­te kündigen und zur Deutschen Bahn wechseln. Ingenschay: „Wir dürfen nicht vergessen, dass unsere Kolleginne­n und Kollegen in der vorangegan­genen Tarifrunde mit einem Lohnplus von 1,5 Prozent deutliche Zurückhalt­ung geübt haben.“Nun gebe es umso größeren Nachholbed­arf.

 ?? FOTO: DPA ?? Im Bahnverkeh­r in NRW drohen erneut Streiks der EVG wie hier 2018 im Duisburger Hauptbahnh­of.
FOTO: DPA Im Bahnverkeh­r in NRW drohen erneut Streiks der EVG wie hier 2018 im Duisburger Hauptbahnh­of.

Newspapers in German

Newspapers from Germany