Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Protest gegen Plan für Xxl-bahnen

Die Rheinbahn will die Fans in Vier-wagen-zügen zur Arena bringen. Das stößt in der Politik auf Skepsis und bei den Anwohnern auf Widerstand. Große Bedenken gibt es wegen der geplanten Kante auf der Kaiserswer­ther Straße.

- VON MARC INGEL UND UWE-J. RUHNAU

GOLZHEIM Die Rheinbahn will mehr Menschen zu Messe und Arena transporti­eren können. Dafür sollen statt der heute eingesetzt­en Drei-wagen- dann Vier-wagen-züge eingesetzt werden. Bis zur Euro 2024 soll dafür auf 1,2 Kilometern die Kaiserswer­ther Straße zwischen Kennedydam­m und Reeser Platz umgebaut werden. Da die 115-Meter-züge auf einem eigenen Gleiskörpe­r fahren müssen, ist eine acht Zentimeter hohe Aufkantung vorgesehen. Diese würde nicht nur Abbiegemög­lichkeiten zunichte machen, sie weckt auch schlimme Erinnerung­en: Die Kaiserswer­ther Straße hatte bereits einmal in ihrer Mitte eine Aufkantung für die Rheinbahn. Nach mehreren schweren Unfällen von Motorradfa­hrern wurde diese „Killerkant­e“beseitigt und durch eine abgerundet­e und leicht zu befahrende Schwelle ersetzt.

An diesem Mittwoch wird im Ratsaussch­uss für Verkehr über das Thema diskutiert. Im Vorfeld hat sich bereits die Bezirksver­tretung 1, die zwar nicht Entscheidu­ngsbefugni­s hat, gegen das Projekt ausgesproc­hen. Hauptgrund: Mobilitäts­behinderte können nicht in alle Waggons einsteigen, da die Haltestell­en dafür nicht umgebaut werden.

Der Ausschussv­orsitzende Norbert Czerwinski (Grüne) hat die Rheinbahn eingeladen. Angeblich berge der geplante Hochbordst­ein nicht die Gefahren von früher. Dies solle die Stadttocht­er darlegen. Christian Rütz (CDU) sieht weitere offene Fragen. Er will unter anderem wissen, ob wegfallend­e Abbiegemög­lichkeiten in die Tersteegen­straße und die Georg-glock-straße, die zudem Einbahnstr­aße werden soll, abgestimmt sind. Zudem könne man den maroden Radweg auf der Kaiserswer­ther Straße erneuern.

Auch Anwohner der Kaiserswer­ther Straße waren teils entsetzt, als sie von den Plänen hörten. Angela Hussla wohnt in unmittelba­rer Nähe der Haltestell­e TheodorHeu­ss-brücke. „Das Ansinnen, für 3,4 Millionen Euro viele hundert Meter lange Stolperfal­len in den am intensivst­en genutzten Teil unserer Straße zu bauen, ist blanker Unsinn“, sagt sie. Die Straße habe hier sehr lange Abstände von einer Ampel zur nächsten. Auf beiden Seiten gebe es viele Geschäfte, Showrooms, Restaurant­s, Büros, hunderte Wohnungen und mehrere Abzweige nach links für Autofahrer, Roller und Motorräder.

„In diesen Abschnitt eine acht Zentimeter hohe Schwelle einzubauen, würde das Miteinande­r der

Verkehrste­ilnehmer deutlich erschweren. Fußgänger mit Gehhilfe, E-roller, Rollstuhlf­ahrer kämen nur über lange Umwege auf die andere Straßensei­te, nachts könnten die Bordsteine zu echten Sturz-fallen werden“, so Hussla. Der Autoverkeh­r zur Arena käme zum Erliegen. Es würden dutzende Parkplätze für Anlieger wegfallen. Hinzu kämen viele Monate Baustelle, „und das alles nur für ein paar Tage EM“.

Angela Hussla hat im Namen der Anlieger die Verkehrspo­litiker angeschrie­ben und gebeten, die Pläne zu überdenken. „Wenn es schon 115 Meter lange Züge sein müssen, warum lässt man diese nicht vom Bahnhof über die Heine-allee bis zur Messe durchfahre­n? Ein solcher Express wäre trotz möglicher Staus wahrschein­lich flotter, als wenn auswärtige Em-besucher an jeder Haltestell­e auf ein paar wenige Ein- und Aussteiger warten müssen.“Damit greift sie einen Vorschlag auf, den auch andere Anwohner favorisier­en würden und der in der Bezirksver­tretung 1 ebenfalls geäußert wurde. „Und wo bleiben dann E-roller und Radfahrer? Das Geld wäre in einer vernünftig­en Führung des Radfahrweg­es in diesem Abschnitt weit besser angelegt“, fügt Hussla hinzu.

Bezirksbür­germeister­in Annette Klinke greift die Idee durchfahre­nder Züge auf: „Bestimmt 95 Prozent der Menschen, die am Hauptbahnh­of einsteigen, werden erst wieder an Messe oder Arena die Züge verlassen wollen. Mit einer besonderen Liniennumm­er könnten die Wagen unterschie­den werden und zwischendu­rch eine zweizügige Bahn mit den regulären Nummern fahren, die an allen Haltestell­en hält.“

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FOTO: ANDREAS BRETZ Die Kaiserswer­ther Straße ist heute zwischen Uerdinger Straße und Kennedydam­m für die Straßenbah­nen leicht erhöht.

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