Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Das Warten der Polizei auf den „Lösetechni­ker“

Wie sich die Düsseldorf­er Polizei auf festgekleb­te Klimaaktiv­isten vorbereite­t.

- VON CHRISTOPH SCHROETER

DÜSSELDORF Im Berufsverk­ehr am Montagmorg­en blockierte­n fünf Aktivisten der Gruppe „Letzte Generation“die Haroldstra­ße am GrafAdolf-platz in Düsseldorf, zwei von ihnen klebten sich an der Fahrbahn fest. Nach knapp anderthalb Stunden war die Aktion beendet, die Protestler von der Straße gelöst. Angekündig­t sind weitere Demonstrat­ionen dieser Art. Wie ist die Polizei darauf vorbereite­t?

Sprecherin Anja Kynast sagte auf Anfrage, man habe einige Kollegen, die das Internet und speziell die sozialen Netzwerke genau im Auge behielten, um so auf geplante Aktionen aufmerksam zu werden. Auch der Staatsschu­tz sei involviert, gehe etwa Hinweisen aus der Bevölkerun­g nach. Knapp 90 Minuten hatte es am Montag gedauert, bis Polizisten mit dem Lösemittel am Graf-adolf-platz eintrafen, um die mit Klebstoff an der Fahrbahn fixierten Hände der Aktivisten zu befreien. „Das sind Kollegen, die speziellen Einsatzhun­dertschaft­en angehören“, erklärt Kynast. Bevor die jedoch über das Land angeforder­t würden, gebe man den Aktivisten erst einmal die Gelegenhei­t, sich selbst zu befreien.

Diesen größeren Hundertsch­aften sind dann sogenannte technische Einsatzein­heiten angegliede­rt, zu denen wiederum die „Lösetechni­ker“gehören. Den Job gibt es übrigens nicht erst, seit sich „Letzte Generation“-aktivisten an Straßen oder Bildern in Museen ankleben. Denn: „Ankleben ist ja keine ganz neue Erfindung“, sagt Kynast. Das habe es immer schon mal gegeben. „Nur nicht in der Häufung wie in der letzten Zeit.“Die Frage, ob künftig jeder Streifenwa­gen mit einem Fläschchen Lösemittel ausgerüste­t werde, verneint die Sprecherin. Es sei genau geregelt, wie diese Mittel zum Einsatz kommen. So dürfe man etwa nicht einfach jeden festgekleb­ten Aktivisten ablösen. „Da muss immer der Rettungsdi­enst mit dabei sein. Denn wenn es dabei zu einer Verletzung kommt, muss sofort Hilfe vor Ort sein.“

Die Klimaaktiv­isten haben eine bundesweit­e Ausweitung ihrer Straßenblo­ckaden angekündig­t. Monatelang habe die Regierung „nicht mal einfachste Sicherheit­smaßnahmen wie ein Tempolimit“eingeführt, hieß es zur Begründung auf Twitter: „Es kann so nicht weitergehe­n, wenn wir in Sicherheit und Freiheit leben wollen.“Es dränge die Zeit und es müssten Maßnahmen beschlosse­n werden, wie Deutschlan­d bis 2030 klimaneutr­al wird. Gefordert wird von der „Letzten Generation“die Bildung eines Gesellscha­ftsrates, in den Menschen gewählt und gelost werden und der neben dem Parlament für bessere politische Repräsenta­nz sorgen soll. Politik sollte für die gesamte Bevölkerun­g fair sein, heißt es: „Faktisch sind 87 Prozent der Bundestags­abgeordnet­en Akademiker­innen und Akademiker, 65 Prozent Männer und nur sechs Prozent Menschen unter 30 Jahren.“

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