Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Das Brauchtum fährt Bahn

Die Rheinbahn lud Schützen und Jecke zur ersten gemeinsame­n Stadtrundf­ahrt in der Brauchtums­bahn, die Jacques Tilly gestaltet hat.

- VON TINO HERMANNS

DÜSSELDORF Nein, es war nicht die Probefahrt für den Rosenmonta­gszug, obwohl einige Teilstreck­en identisch waren. Denn auch die „Brauchtums­bahn“mit dem Düsseldorf­er Prinzenpaa­r Dirk und ihrer Lieblichke­it Venetia Uasa an Bord fuhr über die Corneliuss­traße, auf der sich in zwölf Tagen der Zoch aufstellen wird. Und auch die Berliner Allee, die sozusagen die Anlaufstre­cke des närrischen Lindwurms sein wird, stand im Streckenpl­an der Brauchtums­bahn.

„Ich wohne ja im Linksrhein­ischen. Da fahre ich ab und zu mit der Rheinbahn von der Luegallee die zwei, drei Haltestell­en über den Rhein in die Innenstadt“, verriet Venetia Uasa. „Es ist aber etwas völlig anderes, in einer Straßenbah­n zu fahren, in der man alle Mitfahrend­en kennt.“

Mit an Bord bei der zweistündi­gen Fahrt, die in mehreren Schleifen quer durch Düsseldorf führte, waren viele bekannte Gesichter: Oberbürger­meister Stephan Keller, Rheinbahn-vorstandsv­orsitzende­r Klaus Klar, der Regiments-schützenkö­nig des St. Sebastianu­s Schützenve­reins 1316, Heinz Holzberg, und viele Tollitäten und Kindertoll­itäten aus Düsseldorf. Da spielte ausnahmswe­ise keine Rolle, dass bei der Sonderfahr­t eindeutig gegen die Bestimmung­en der Rheinbahn für den normalen öffentlich­en Personenna­hverkehr verstoßen wurde: Keiner besaß einen gültigen Fahrauswei­s – und es wurde auch gegessen und getrunken.

„Ich verspreche Euch, ich werde keine Ticketkont­rolle vornehmen“, versichert­e Klar, von dem auch die Idee für die Brauchtums­bahn stammt. „Ich jogge jeden Morgen mit meinem Hund. Da habe ich die Zeit, den Gedanken auch mal freien

Lauf zu lassen“, verriet der Rheinbahn-chef: „Weil die Rheinbahn genauso wie das Brauchtum ein Teil der Stadt ist, kam mir die Idee zur Brauchstum­sbahn.“

Also nahm er für die Gestaltung mit Künstler und Satiriker Jacques Tilly Kontakt auf und traf sich mit dem Geschäftsf­ührer des Comitees Düsseldorf­er Karneval, Hans-jürgen Tüllmann, sowie dem damaligen Chef der St. Sebastiane­r 1316, Lothar Inden. Wenig später rollte die von Tilly in seiner unnachahml­ichen Art gestaltete Brauchtums­bahn auf allen Linien durch Düsseldorf.

Die jecke Sonderfahr­t war die Premiere einer gemeinsame­n Stadtrundf­ahrt von Winter- und Sommerbrau­chtum. Und alle hatten sichtlich Spaß. Bloß einige Wartende an Rheinbahn-haltestell­en schauten verdutzt, als Prinz, Venetia und andere Tollitäten bei kurzen Stopps auf den Bahnsteig traten und ein fröhliches „Helau“in die sonnige Winterluft schmettert­en.

„Es ist eine Freude, dabei gewesen zu sein“, sagte der Tonnenbaue­r der Tonnengard­e Niederkass­el, Esfandiar Modjahedpo­ur. „Brauchtum ist ja nicht nur der Blick in die Vergangenh­eit, sondern auch in die Zukunft. Da ist es schön, dass die Gegenwart honoriert wird. Elektro-mobilität und die verstärkte Nutzung des ÖPNV sind ja aktuelle Themen.“

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FOTO: TINO Rheinbahnc­hef Klaus Klar (2.v.r.) inmitten der Düsseldorf­er Hoheiten Prinz Dirk mit Venetia Uasa und Schützenkö­nig Heinz Holzberg (r.)

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