Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Speeddating mit Betrieben und Jugendlichen
In der Handwerkskammer kamen 800 Jugendliche zusammen, um sich die Ausbildungsmöglichkeiten bei 80 Betrieben anzuschauen.
DÜSSELDORF 80 Betriebe, mehr als 350 Ausbildungsplätze und 40 Berufe: Beim siebten Azubi-speeddating der Handwerkskammer Düsseldorf hatten Unternehmen und junge Menschen die Chance, sich in Gesprächen auszutauschen. Rund 800 Jugendliche waren vor Ort, die Gründe ganz unterschiedlich. Dabei kamen Betriebe mit potenziellen Azubis ins Gespräch, Lebensläufe wurden übergeben und Probearbeitstage oder Praktika vereinbart.
Ob Einzelgespräche oder kleine Gruppen: „Es sind viele da, die wirklich motiviert sind“, sagte Kammerpräsident Andreas Ehlert beim Rundgang zu den einzelnen Ständen. Das Speeddating sei eine barrierearme Form, wie Unternehmen in Kontakt mit zukünftigen Azubis und Praktikanten kommen könnten. Das Verhältnis, wie viele Jugendliche mit ihrer Schulklasse vor Ort waren und wie viele privat aus Interesse, liege etwa bei 50 Prozent, sagte Ehlert.
Shirin Sander schaute mit ihrer Mutter den Stand der Bäckerei Terbuyken an. Sie steht kurz vor ihrem Abitur und ist noch unschlüssig, was sie danach machen möchte. „Was für ein Duales Studium kann man denn bei Terbuyken machen?“, fragte sie Sebastian Drabik, Ausbildungsbetreuer bei Terbuyken, der selbst vor acht Jahren dort seine Ausbildung gemacht hat. Die Ausbildung lässt sich mit einem dualen Studiengang BWL Food Management kombinieren. Auch ein Triales Studium ist möglich, bei dem zusätzlich der Meister gemacht wird. „Die Schulnoten sind nicht das Wichtigste. Zuverlässigkeit und Werte, die bei der Arbeit im Alltag von Bedeutung sind, zählen sehr viel“, erklärte Drabik.
Friseurmeisterin Nicole Meßner vom Salon Tausendschön war zum ersten Mal beim Azubi-speeddating dabei. „Ich bin total begeistert von der Resonanz und habe schon einige vielversprechende Bewerbungen bekommen, damit hatte ich gar nicht gerechnet.“Mit dabei war ihre aktuelle Auszubildende Janine, die den Jugendlichen aus eigener Erfahrung Fragen beantworten konnte. Ein Aspekt, mit dem Meßner und ihr Salon punkten können: Sie bietet die Vier-tage-woche an. „Das zieht auch die Bewerber an“, sagt die Friseurmeisterin.
Die Naivität mancher junger Menschen habe sie überrascht, vor allem der jungen Männer: „Viele denken, dass der Friseurberuf sehr einfach ist.“Einer von ihnen war Oliver, der „nicht wusste, dass Friseure zum Handwerk zählen“. Er war bei der
Veranstaltung, um sich verschiedene Ausbildungen anzuschauen. „Ich bin nicht so der handwerkliche Typ, aber habe bei dem Stand der Heinrich-heine-universität Düsseldorf interessante Einblicke bekommen.“
Für den Beruf Friseurin konnte Nicole Meßner auch Khonaf begeistern: „Eigentlich habe ich das gar nicht in Betracht gezogen, aber das klingt interessant“, sagte die Jugendliche nach ihrem Gespräch. Sie wolle sich nun mehrere Bereiche in Praktika anschauen, bevor sie eine Entscheidung trifft, welche Ausbildung sie beginnen möchte.
Erst seit eineinhalb Jahren ist Mohammad in Deutschland. Für ihn war das Azubi-speeddating eine Chance, sich den Arbeitsmarkt mal genauer anzuschauen. Nachdem er sich umgeschaut und mehrere Gespräche geführt hatte, konnte er sich Informatiker oder Elektroniker gut vorstellen. „Es ist sehr gut, dass man hier mit Mitarbeitern
und Chefs reden kann.“Die Betriebe haben sich auch unterschiedliche Möglichkeiten einfallen lassen, um auf sich aufmerksam zu machen. So hatte die Firma KKL KlimatechnikVertriebs Gmbh einen Showtruck dabei, mit dem sie Wärmepumpenund Klimasysteme veranschaulichen wollte, sagte Patrick Peters, einer der Geschäftsführer.
Für andere Gewerke, wie Orthopädieschuhtechnik oder Modellbau, war es erst mal schwieriger, den Jugendlichen ein passendes Bild des Berufs zu vermitteln, da sich die meisten nichts darunter vorstellen konnten. „Ich wurde mehrfach gefragt, ob man damit im Miniaturwunderland arbeitet“, sagte Adam Schürmann von der Duisburger Modellfabrik, die beispielsweise Gussformen für Teile von Windkraftanlagen oder für den Schiffbau herstellt.