Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Große Hoffnungen auf Sobottka

Fortunas Leitfigur im zentralen Mittelfeld ist im Pokal-achtelfina­le am Mittwoch in Nürnberg wieder dabei. Die personelle­n Sorgen reißen aber auch in dieser wichtigen Partie nicht ab.

- VON BERND JOLITZ

Bei Fortuna geht es im Moment zu wie auf der Bühne eines BoulevardT­heaters. Kaum reißt ein Hauptdarst­eller die Tür auf und stürmt auf die Bretter, da verschwind­et schon der nächste durch die Hintertür. Der nicht ganz unwichtige Unterschie­d zum Theater: Dort tritt der eben Verschwund­ene in der Regel ein paar Minuten später wieder auf – bei Fortuna taucht er meistens für eine ganze Weile ab.

Und so freuen sich zwar alle beim Zweitliga-sechsten darüber, dass gegenüber dem bitteren 1:4 beim SC Paderborn am Freitag ein arg vermisstes Trio wieder dabei ist, wenn es am heutigen Mittwoch (18 Uhr) zum Pokal-achtelfina­le beim 1. FC Nürnberg geht: Marcel Sobottka, Dawid Kownacki und Christoph Klarer. Die beiden Letztgenan­nten haben ihre Gelbsperre­n abgesessen (die im Pokal allerdings ohnehin nicht gegolten hätten), „Cello“seine Erkältung auskuriert.

Aber die reine Freude ist es eben nicht, denn es gibt ja diese böse Hintertür. Durch die sind nun gleich beide etatmäßige­n Außenverte­idiger entschwund­en: Matthias Zimmermann wegen eines Faserrisse­s im Gesäßmuske­l, Michal Karbownik wegen einer Muskelverl­etzung im Oberschenk­el. „In Nürnberg und am Sonntag im Ligaspiel gegen Sandhausen ist Michal sicher nicht dabei“, berichtet Trainer Daniel Thioune. „Hoffen wir mal, dass es danach nicht ganz so lang dauert.“Selbst bei gutem Verlauf werden die beiden jedoch einige Wochen fehlen – eine ganz bittere Nachricht.

Eins zu eins ersetzen lassen sich „Zimbo“und Karbownik nämlich nicht. Als Rechtsvert­eidiger könnte ja noch Takashi Uchino einspringe­n, der sich unter anderem beim 1:1 im „Corona-spiel“in Paderborn in der Vorsaison bereits empfehlen konnte. Links dagegen ist Benjamin Böckle dieser Sprung kaum zuzutrauen, und Nicolas Gavory braucht nach seiner schweren Verletzung (Sehnenriss im Oberschenk­el) noch einige Wochen. Gut möglich und sogar wahrschein­lich, dass Thioune deshalb in Nürnberg sein System ändern wird.

Der 48-Jährige geht zwar nicht so weit, dass er dies den Mittelfran­ken gleich öffentlich mitteilt. Immerhin gestattet er aber einen Einblick in seine Überlegung­en. „Wir müssen uns ein wenig neu erfinden“, sagt Thioune. „Zum Glück haben wir ja in der Vorbereitu­ng die Dreier- und

Fünferkett­e reichlich ausprobier­t.“Dieses System ist für das Achtelfina­le dann auch das wahrschein­lichste, da für die bei Fortuna arg dezimierte­n Außenbahne­n dann nur zwei Spieler benötigt werden. Doch welche? „Ich habe da bei einem unserer Spieler eine gewisse Fantasie“, berichtet der Chefcoach lächelnd – und könnte damit durchaus Emmanuel Iyoha meinen. Der

ist zwar von Haus aus Stürmer, hat aber unter Thioune schon bewiesen, dass er auch eine ganze Seite beackern kann. Ebenso Kristoffer Peterson, der diesen Job beim 2:0Sieg in Karlsruhe sehr gut erledigte.

Die wichtigste Personalie bleibt jedoch die Rückkehr von Marcel Sobottka, ohne den in Fortunas zentralem Mittelfeld so gut wie gar nichts geht. Wer das immer noch nicht glauben wollte, durfte sich beim 1:4 in Paderborn einmal mehr davon überzeugen lassen, als Jorrit Hendrix, Ao Tanaka und Shinta Appelkamp planlos umeinander­wuselten. „Ich glaube, ich verrate kein Geheimnis wenn ich sage, dass Marcel und auch Dawid Kownacki in Nürnberg spielen werden“, erklärt Thioune dann auch ganz offen.

Um viel Prestige gehe es im Pokal, „es ist ein Privileg, wenn wir noch einmal in der Lostrommel liegen dürfen“, betont Thioune. Vom finanziell­en Aspekt einmal ganz zu schweigen, denn das Erreichen des Viertelfin­ales kann für Fortuna 1,7 Millionen Euro wert sein. Der Trainer denkt freilich eher an das Sportliche und dabei auch an eine doppelte Wiedergutm­achung. „In der Liga kann es nach Paderborn kein ,Weiter so‘ geben“, versichert er, „und zudem hat Nürnberg uns unsere erste Heimnieder­lage der Saison zugefügt. Das spielt auch eine Rolle.“Alle seien gewillt, in diesem „Do-or-die“-spiel eine bessere Leistung abzuliefer­n als in Paderborn. Das müssen sie allerdings auch.

 ?? FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N ?? Kristoffer Peterson (re.) zeigt auf den Mann, der so schmerzlic­h vermisst wurde: Marcel Sobottka.
FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N Kristoffer Peterson (re.) zeigt auf den Mann, der so schmerzlic­h vermisst wurde: Marcel Sobottka.

Newspapers in German

Newspapers from Germany