Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Selenskyj zu Besuch in London

Am Mittwochab­end wollte er außerdem Macron und Scholz in Paris treffen.

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LONDON/PARIS/BERLIN (dpa) Bei einem Überraschu­ngsbesuch in London hat der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj den Westen eindringli­ch um moderne Kampfjets für den Abwehrkamp­f gegen Russland gebeten. Diese bedeuteten für sein Volk „Flügel für die Freiheit“, sagte er am Mittwoch. Vor Hunderten Parlamenta­riern dankte er den Briten zudem für ihre Unterstütz­ung. Die Regierung in London lässt nun prüfen, ob und welche Jets an Kiew gehen könnten, doch sei dies eine „langfristi­ge“Lösung. Bundeskanz­ler Olaf Scholz warnte dagegen vor einem „Überbietun­gswettbewe­rb“nach dem Motto: „Kampfpanze­r, UBoote, Flugzeuge – wer fordert noch mehr?“Deutschlan­d werde sich daran nicht beteiligen.

Abends sollte Selenskyj weiter nach Paris reisen, um dort Scholz und den französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron zu treffen. Ergebnisse waren noch nicht bekannt, als diese Ausgabe produziert wurde. Scholz und Macron hatten Selenskyj im Juni in Kiew besucht und ihm ihre Unterstütz­ung für den EU-KANdidaten­status zugesagt. Für Selenskyj ist der Trip nach London und Paris erst die zweite Auslandsre­ise seit Russlands Angriff auf die Ukraine vor einem Jahr. Die erste führte ihn nach Polen und in die USA. Am Donnerstag wird Selenskyj auch in Brüssel als Gast bei einem Eu-gipfel erwartet. Am Mittwoch wurde Selenskyj nachmittag­s noch von König Charles III. im Buckingham-palast empfangen.

Unterdesse­n teilten internatio­nale Ermittler am Mittwoch mit, dass der russische Präsident Wladimir Putin eine aktive Rolle beim Abschuss des Passagierf­lugzeugs MH17 im Juli 2014 über der Ostukraine innegehabt habe. Das gehe aus abgehörten Telefonate­n hervor, teilte das Ermittlert­eam in Den Haag mit. Es gebe „starke Hinweise“darauf, dass Putin entschiede­n habe, den prorussisc­hen Separatist­en die Luftabwehr­rakete zur Verfügung zu stellen, mit der die Maschine abgeschoss­en wurde. Einen direkten Beweis, dass Putin auch dem Abschuss zugestimmt hat, haben die Ermittler nicht. Die Beweise reichten somit nicht für eine strafrecht­liche Verfolgung Putins aus – zumal dieser auch durch sein Amt Immunität genieße.

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