Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Das Gift der bösen Königin
Im Märchengewand der bösen Königin hat FDPPolitikerin Marie-agnes Strack-zimmermann mit harten Versen gegen CDU-CHEF Friedrich Merz gegiftet. Dessen Partei fordert eine Entschuldigung – und tut sich damit keinen Gefallen. Die CDU wirkt nun wie ein Verein humorloser Beleidigter, die Satisfaktion verlangen. Dabei hat Strack-zimmermann nicht auf politischer, sondern auf karnevalistischer Bühne ausgeteilt und die Narrenfreiheit genutzt. Dabei ist sie über das hinausgegangen, was höflich, gerecht und unter Ex-koalitionspartnern üblich ist. Doch sie tat es in der Bütt. Im Karneval ist Rücksichtslosigkeit erlaubt. Es macht ihn sogar aus. Die fünfte Jahreszeit steht nun mal nicht im Kalender. Sie ist ein besonderer Raum, in dem nicht taktiert, sondern gespottet werden soll. So hat Strack-zimmermann auch leichtes Spiel, alle Anwürfe zu kontern. Karnevalismus sei nicht gottgegeben, schrieb sie bei Twitter. Wer ihre Rede kritisiert, ist halt nicht jeck genug.
Dabei reagierte das Publikum in Aachen in den Passagen zu Merz recht verhalten. In ihrem karnevalistischen Furor hat Strack-zimmermann zwar durchaus Selbstironie bewiesen, als sie sich selbst als die „Allergeilste“einführte, doch fehlte ihrer Rede jenes delikate Maß an Milde, das Spott zwar bissig, aber auch weise macht. Die Kunst liegt ja darin, anzudeuten, was nicht ausgesprochen werden muss, und dem Gegner so viel Gesicht zu lassen, dass er lächeln kann. Merz konnte es nicht mehr. Das ist kein Zeichen von Humorlosigkeit, sondern spiegelt die Unerbittlichkeit, mit der die böse Königin in der Bütt zuschlug. Wer da noch gelächelt hätte, hätte nicht richtig zugehört.
Die CDU hätte die Verse trotzdem besser verhallen lassen. Eine solche Vorlage kann auch genutzt werden, um Spott-resilienz zu beweisen. Nun werden die Reime wieder und wieder hervorgeholt. Ein Narr, wer Böses dabei denkt.