Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Stamps Herkulesau­fgabe

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Es gibt kaum eine Kommune, eine Stadt, einen Landkreis, der derzeit nicht ächzt unter den Belastunge­n durch die steigende Migration im Land. Egal welche politische Richtung Bürgermeis­ter, Landräte oder Stadtoberh­äupter vertreten: „Wir können nicht mehr“, heißt es von allen Seiten. Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) bekommt regelmäßig Hilfsforde­rungen per Brief auf den Schreibtis­ch. Nun soll es ein Flüchtling­sgipfel Mitte Februar richten. Der erste Gipfel im Herbst verlief aus Sicht der Länder ohne greifbare Ergebnisse.

Tatsächlic­h macht es sich der Bund derzeit noch sehr einfach. Scholz verweist immer wieder auf Milliarden Euro, mit denen man den Ländern und Kommunen unter die Arme greife. Doch es braucht Immobilien, Plätze in Schulen und Kindergärt­en, Personal, Integratio­nskurse und vor allem die Bereitscha­ft der Menschen vor Ort, sich um die Ankommende­n zu kümmern. Das Merkel-mantra des „Wir schaffen das“hat immer die Gesellscha­ft mit einbezogen. Und die Solidaritä­t bröckelt allmählich, es ist vor Ort in den Gemeinden zu spüren. Wenn für einheimisc­he Kinder kein normaler Unterricht mehr möglich ist, weil die Schulen aus allen Nähten platzen, dann läuft etwas falsch.

Diejenigen, die kein Bleiberech­t in Deutschlan­d haben oder straffälli­g werden, müssen wieder zurück in ihre Heimatländ­er. Nur auf teure Abschiebun­gen zu setzen, ist hierbei der falsche Weg. Es braucht intelligen­te Abkommen mit Herkunftsl­ändern. Dass das Thema Migration nun auch auf europäisch­er Ebene verstärkt diskutiert werden soll, ist überfällig.

Keiner kann ein Interesse daran haben, dass die Aufnahmebe­reitschaft im Land sinkt. Deswegen braucht es klare Regeln und eine konsequent­e Durchsetzu­ng. Der neue Rückführun­gsbeauftra­gte Joachim Stamp steht vor einer Herkulesau­fgabe.

Newspapers in German

Newspapers from Germany