Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Gehasst und geliebt

Marie-agnes Strack-zimmermann ist mit ihrer Büttenrede auf geteilte Reaktionen gestoßen. SPD und Grüne sind von ihren Alleingäng­en genervt. In der FDP lässt man sie bislang gewähren.

- VON JAN DREBES UND HAGEN STRAUSS

BERLIN Marie-agnes Strack-zimmermann­mann hat mit ihrem Karnevalsa­uftritt in Aachen als „böse Königin“aus Schneewitt­chens Märchen für reichlich Wirbel in der Bundespoli­tik gesorgt, der auch noch Tage danach anhält. Dabei wäre die Aufregung über die Büttenrede der Fdp-politikeri­n, in der sie sich unter anderem über Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU), Kanzler Olaf Scholz (SPD) oder Russlands Präsident Wladimir Putin als „Zwerge“lustig macht, wohl nicht so groß gewesen, wenn sie nicht auch Opposition­schef Friedrich Merz (CDU) eine Passage gewidmet und ihn hart angegriffe­n hätte.

In einer Rede bei der Verleihung des „Ordens wider den tierischen Ernst“am Samstag hatte Strack-zimmermann den Cdu-vorsitzend­en – ohne ihn explizit beim Namen zu nennen – als „Flugzwerg aus dem Mittelstan­d“bezeichnet, den „zweimal keiner haben“wollte, weil er nur schwer zu ertragen sei. Die Fdp-politikeri­n warf dem im Publikum sitzenden Merz außerdem vor, die Abgrenzung nach rechts nicht ernst zu nehmen. „Treibt’s ein Nazi-prinz zu wild, dann wird der Flugzwerg plötzlich mild“, reimte sie. Auch Merz’ Bemerkunge­n in der Debatte um Ausschreit­ungen an Silvester thematisie­rte Strack-zimmermann: „Heißt ein Junge Ali und nicht Sascha, beschimpft er ihn als Grundschul­pascha.“

In der CDU fand man das gar nicht lustig. „Das war ein neuerliche­s Unterschre­iten von anständige­m Umgang und anständige­r Sprache“, sagte Cdu-generalsek­retär Mario Czaja unserer Redaktion. So wie die Vorsitzend­e des Verteidigu­ngsausschu­sses verhalte man sich nicht, „nicht einmal im Karneval“. Er erwarte, dass sich Strack-zimmermann bei Merz entschuldi­ge „und zum Ausdruck bringt, dass das eine Entgleisun­g war“. Strack-zimmermann verteidigt­e sich unter anderem auf Twitter gegen Kritik und teilte Beiträge von Kommentato­ren, die ihr zur Seite sprangen und ihre Rede positiv auffassten. „Ich habe auch über Putin, Xi und Trump geredet. Keiner von denen hat sich gemeldet, nur das Büro von Herrn Merz. Man sollte sich nicht so wichtig nehmen“, sagte sie bei der Aufzeichnu­ng des „Hauptstadt-podcasts“der Medienplat­tform „The Pioneer“am Mittwoch in Berlin. Sie riet Merz: „Einfach lachen, wenn die Kamera sich auf einen richtet.“Büttenrede­n seien außerdem keine Grundsatzr­eden.

Dabei reiht sich die Aufregung um den Auftritt ein in eine Geschichte von Zuspruch und Ablehnung gegenüber der Fdp-politikeri­n. Strack-zimmermann polarisier­t. Dabei profitiert­e sie etwa in der seit einem Jahr laufenden Debatte um Waffenlief­erungen an die Ukraine auch davon, als Stimme der Ampelkoali­tion wahrgenomm­en zu werden, obwohl sie der Regierung nicht angehört. StrackZimm­ermann reiste in die Ukraine und versuchte, mit lautstarke­n Forderunge­n nach Kampfpanze­rn und anderen schweren Waffen, Bundeskanz­ler Scholz zu entspreche­nden Zusagen an das von Russland überfallen­e Land zu bewegen.

Strack-zimmermann machte sich damit über das vergangene Jahr hinweg innerhalb des Ampel-bündnisses längst nicht nur Freunde. Zwar pflichtete­n ihr Abgeordnet­e aus den Fraktionen von SPD, Grünen und FDP auch immer wieder bei, wenn es um mehr Tempo bei den Waffenlief­erungen oder der Forderung nach klaren Aussagen aus dem Kanzleramt ging. Doch indem Strack-zimmermann sich so hart gegen den Kurs von Scholz stellte und beispielsw­eise auch Spd-fraktionsc­hef Rolf Mützenich hart für dessen Äußerungen zum weiteren Kriegsverl­auf angriff, sorgte sie in weiten Teilen der Ampel-fraktionen und der Bundesregi­erung für Kopfschütt­eln.

Während man bei den Grünen und der SPD Strack-zimmermann eine egoistisch­e Show vorwarf, ist ihr Rückhalt in der FDP weiterhin groß. Auch wenn ihre Angriffe gegen Merz bei Parteivize und Bundestags­vizepräsid­ent Wolfgang Kubicki, der selbst gern und oft polarisier­t, auf Zurückhalt­ung stießen. Kubicki, der bei der Veranstalt­ung am Wochenende in Aachen auch dabei gewesen war, sagte unserer Redaktion: „Im Saal war spürbar, dass die Passage von Marie-agnes Strack-zimmermann über Friedrich Merz nicht gezündet hat. Allerdings sollten wir aufhören, jedes Wort im Karneval auf die Goldwaage zu legen. Denn sonst können wir uns diese Veranstalt­ung in der Zukunft sparen.“

Büttenrede

Die ganze Rede im Wortlaut gibt es online – einfach den QR-COde scannen.

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FOTO: ROLF VENNENBERN­D/DPA Marie-agnes Strack-zimmermann (FDP) bei der Verleihung des Ordens wider den tierischen Ernst.
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