Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Pony Patrick ist Bürgermeis­ter

Im Dorf Cockington in der südenglisc­hen Grafschaft Devon bekleidet ein Shetlandpo­ny den inoffiziel­len und eher repräsenta­tiven Posten. In der Region und im Internet ist das Tier ein Star. Doch das gefällt nicht allen.

- VON LARISSA SCHWEDES

COCKINGTON (dpa) In roter Robe, eine goldene Kette samt Dorf-orden um den Hals und in blitzenden Stiefelche­n trottet Patrick im englischen Cockington durch den Park. Ein Spaziergän­ger zieht im Vorbeilauf­en den Hut und grüßt. „Wie geht es dem Bürgermeis­ter heute? Lang möge er leben!“Dieser scheint unbeeindru­ckt und sagt kein Wort. Was nicht ungewöhnli­ch ist – denn Patrick ist ein Pferd. Seit rund einem halben Jahr darf sich das Shetlandpo­ny Bürgermeis­ter des Dorfes Cockington in der südwesteng­lischen Grafschaft Devon nennen.

„Irgendjema­nd hat gesagt, Patrick sollte Bürgermeis­ter sein“, erinnern sich Kirk und Hannah Petrakis, die lange im Ort einen Pferde- und Kutschenbe­trieb hatten und bei denen das Pony zu Hause ist. Im Dorf-pub „The Drum Inn“war Pony Patrick – benannt nach seinem Geburtstag am St. Patrick’s Day – damals schon eine Berühmthei­t. In einem kleinen Gehege im Garten empfing er Kinder, Menschen mit Behinderun­gen und alle, die sich nach Gesellscha­ft sehnten.

Bei einer Spendenakt­ion wurde die Idee für sein Amt geboren. 220 Unterstütz­er unterschri­eben eine Petition, es folgte eine feierliche Zeremonie samt Segnung, bei der sich sogar der örtliche Abgeordnet­e blicken ließ. Der frühere Bürgermeis­ter von Cockington war einige Jahre zuvor gestorben, seitdem war der eher repräsenta­tive Posten unbesetzt. Für das Ehepaar Petrakis hat sich das Leben seitdem ziemlich verändert. „Haben wir mit all der Aufmerksam­keit gerechnet? Dass Patrick in der ‚Washington Post’ landet? Nein, definitiv nicht.“Patrick kann kaum ein paar Meter laufen, ohne dass Menschen stehen bleiben und das Pony mit seiner wuschelige­n Mähne bestaunen. Wer in Cockington und Umgebung heimisch ist, weiß, wen er vor sich hat.

„Wir arbeiten gerade an einem Projekt, an einer virtuellen Stadtführu­ng, in der Patrick vorkommt“, sagt Nicola Shinner, die Patrick mit zwei Freundinne­n auf dem Dorfplatz über den Weg läuft. Die drei belegen am South Devon College einen Tourismus-kurs: „Aber wir wussten nicht, dass er heute hier ist.“

Auch Hannah Petrakis ist stetig dabei, ihr Pony in Szene zu setzen. Mehr als 22.000 Follower verfolgen seine politische Karriere auf Facebook, gut 800 auf Instagram. Viele Touristen, sogar aus Amerika und Australien, würden nach Patrick fragen, wenn sie bei ihm zu Scones und Tee zu Gast seien, erzählt Gordon, der im Herzen von Cockington das „Weavers Cottage“betreibt.

Doch wie wohl alle Vertreter auf der politische­n Bühne hat auch Patrick nicht nur Fans. Nur wenige Wochen nach Amtsantrit­t musste er seinen Amtssitz im „Drum Inn“räumen. Sein Gehege hatte nicht die notwendige bauliche Genehmigun­g, und jemand reichte eine offizielle Beschwerde ein.

„Überall hat man engstirnig­e Menschen, die einfach nicht aus ihrer Haut können“, meint Kirk Petrakis. 99 Prozent der Dorfbewohn­er würden Patrick lieben, aber einige störten sich daran, dass er Bürgermeis­ter sei: „Was verrückt ist, denn wer würde nicht gern ein Shetlandpo­ny als Bürgermeis­ter haben? Patrick taucht bei Eröffnunge­n auf und beißt Bänder durch. Es ist ja nicht so, dass er im Rathaus sitzt und Entscheidu­ngen trifft.“Dafür ist der örtliche Stadtrat zuständig, der neben Cockington auch das angrenzend­e Chelston vertritt. Gemeinsam zählen die Orte gut 8000 Einwohner.

Auch ein halbes Jahr nach seinem Amtsantrit­t ist das „Drum Inn“in Cockington für Patrick noch Sperrgebie­t. Die Betreiber wollen sich auf

Anfrage nicht zu dem Pony äußern und verweisen auf die Entscheidu­ng des Bezirks. Hannah Petrakis wittert hinter dem Gegenwind andere Motive. Ein Mann, der gar nicht in Cockington lebe, habe selbst Ambitionen auf Patricks Amt, vermutet die Britin.

Nach seiner Verbannung aus dem Pub ist Patrick neben regelmäßig­en Besuchen in Cockington auch viel in der Umgebung unterwegs. Im wenige Kilometer entfernten RowcroftHo­spiz können unheilbar Kranke seine Wuschelmäh­ne streicheln und sich aufmuntern lassen. „Man sieht, wie sie sich entspannen“, erzählt

Kirk Petrakis. Die „Pony-therapie“solle sogar gegen hohen Blutdruck, Ängste und Depression­en helfen.

Während der eine oder andere Dorfbewohn­er über Patricks Amt eher schmunzelt oder ihn als willkommen­en Touristenm­agnet begrüßt, sind Kirk und Hannah Petrakis fest überzeugt, dass er auch inhaltlich wie für das Amt gemacht ist: „Die Menschen haben genug von Politik. Ein Abgeordnet­er kommt nur kurz vorbei, lässt sich fotografie­ren und zieht dann weiter. Wenn Patrick kommt, ist überall Freude. Keine politische­n Spielchen.“Politische Ambitionen soll Patrick trotzdem besitzen: „Weltfriede­n“, meint Kirk Petrakis. „Wir stecken dich in einen Raum mit Putin und all den anderen Mächtigen, und du regelst das“, sagt er zu seinem tierischen Volksvertr­eter gewandt. Cottage-betreiber Gordon hofft gar auf einen „Geniestrei­ch“des Ponys, mit dem es den Brexit rückgängig macht. Patrick selbst bringen diese Erwartunge­n nicht aus der Ruhe. An seiner mobilen, hellblauen „Patrick’s Bar“mampft er nach seinem Dorfspazie­rgang eine Karotte und nimmt einen tiefen Schluck Guinness – in Maßen sei das gesund für Ponys, sind seine Besitzer überzeugt.

„Es ist ja nicht so, dass Patrick im Rathaus sitzt und Entscheidu­ngen trifft“

Kirk Petrakis

Besitzer von Patrick

WELLINGTON (ap) Der neuseeländ­ischen Polizei ist ihr bislang größter Schlag gegen Rauschgift­schmuggel gelungen: Sie entdeckte auf einem in einem entlegenen Teil des Pazifiks treibenden Transitpun­kt 3,5 Tonnen Kokain. Es sei von einem südamerika­nischen Drogensynd­ikat dort für den Weitertran­sport vermutlich nach Australien zwischenge­lagert worden, sagte der neuseeländ­ische Polizeiche­f Andrew Coster. Festnahmen habe es zunächst keine gegeben, dennoch sprach er von einem schweren Schlag gegen die Rauschgift­kriminalit­ät. Der Schwarzmar­ktwert des Kokains liege bei umgerechne­t 287 Millionen Euro.

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FOTO: LARISSA SCHWEDES/DPA Shetlandpo­ny Patrick mit seinem Orden auf dem Dorfplatz von Cockington.

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