Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Flugpreise werden 2023 weiter steigen
Der Luftverkehr wird sich in diesem Sommer weiter erholen, wobei Düsseldorf stärker unter dem früheren Niveau bleibt als Köln. Erneut droht Reisenden Wartechaos, die Branche hofft auf ausländische Arbeitskräfte.
BERLIN/DÜSSELDORF Die Passagiere an den meisten Flughäfen Deutschlands müssen sich in diesem Sommer wohl wieder auf Warteschlangen einstellen, ganz so schlimm wie vergangenes Jahr wird es aber wohl nicht. Gleichzeitig ist mit weiter steigenden Ticketpreisen zu rechnen. Das sind zwei der Hauptaussagen der Jahrespressekonferenz des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) vom Mittwoch.
Bundesweit werde das Angebot an Tickets in diesem Sommer in Deutschland wieder auf 85 Prozent des Niveaus des Jahres 2019 steigen, dem letzten Jahr vor der CoronaKrise, so BDLPräsident Jost Lammers, der im Hauptberuf Chef des Flughafens München ist. Dabei wird Deutschlands größter Airport Frankfurt 91 Prozent des Buchungsaufkommens aus dem Jahr 2019 haben; Düsseldorf nur auf 80 Prozent, München auf 83 Prozent kommen. Deutlich besser schneidet Köln-bonn ab – mit 86 Prozent des Angebotes aus dem Jahr 2019. Dortmund erreicht dank vieler Flüge nach Osteuropa sogar 120 Prozent des früheren Niveaus, Weeze kommt in der Bdl-statistik nicht vor.
Bundesweit liegen Interkontinentalflüge und Flüge innerhalb Europas beim Wachstum mit jeweils 88 Prozent des früheren Niveaus vorne, Zubringerrouten zu den zwei innerdeutschen Drehkreuzen Frankfurt und München erreichen 77 Prozent, aber reine Inlandsrouten, sogenannte Punkt-zu-punktFlüge innerhalb von Deutschland, werden in diesem Sommer nur 43 Prozent von früher ausmachen.
Matthias von Randow, Hauptgeschäftsführer des BDL, sagte, dies liege auch an zu hohen Kosten des Luftverkehrs in Deutschland, weswegen manche Airlines viele Jets lieber außerhalb Deutschland fliegen ließen. Dieser Trend treffe insbesondere mittelgroße Airports wie Düsseldorf, Berlin und Hamburg. Umweltpolitisch könne man diese Entwicklung aber auch positiv begrüßen, weil sich durch Verin Millionen, Ankunft und Abflug zicht auf innerdeutsche Flüge – relativ betrachtet – besonders viel CO2 einsparen lasse. „Kurze Flüge lassen sich am leichtesten durch Reisen mit der Bahn ersetzen“, sagt Werner Kindsmüller, früherer Manager der NRW-BANK und nun Sprecher der Initiative Kaarster gegen Fluglärm, „insofern ist eine Abnahme doch nur zu begrüßen. Hinzu kommt, dass Videokonferenzen ja viele Termine unnötig machen.“
Der BDL glaubt, dass die Branche auf einen verkehrsreichen Sommer deutlich besser vorbereitet ist als im Vorjahr. Im Jahr 2022 habe sich der Luftverkehr geradezu „sprunghaft“insgesamt um 110 Prozent gegenüber 2021 erholt, wogegen er nun nicht einmal um 20 Prozent zulegt. „Wir setzen darauf, dass der Reiseverkehr störungsfreier wird“, sagte Lammers. Aber gerade an den Hauptreisezeiten an den Wochenenden seien Warteschlangen nicht auszuschließen. „Die Rahmenbedingungen bleiben in einigen Bereichen herausfordernd.“
Nachdem die Branche vergangenes Jahr praktisch damit scheiterte, Mitarbeiter aus der Türkei einzufliegen, um Gepäck auszuladen, hofft sie nun auf großzügigere Einreiseregeln. „Die Diskussion um den Einsatz von Arbeitskräften aus der Türkei 2022 hat gezeigt, dass der Weg über eine komplizierte Sondergenehmigung zu umständlich und langwierig ist“, so Lammers. Die mit dem geplanten Arbeitskräftezuwanderungsgesetz vorgesehene Schaffung von befristeten Kontingenten würde „die Personalrekrutierung erleichtern“. Aber es sei falsch, wenn neue Gastarbeiter nur für sechs Monate kommen sollen, eine Befristung müsse mindestens acht Monate betragen. Und weil das neue Gesetz Zeit brauche, seien jetzt „kurzfristig wirkende Genehmigungen“, nötig, so Lammers.
Der BDL begrüßte, dass künftig unter anderem in Düsseldorf der Airport selber für die Sicherheitskontrollen zuständig sein soll, wobei die reale Umsetzung erst 2024 starten wird. „Die Steuerung muss vor Ort erfolgen“, so Bdl-manager von Randow.
„Wir setzen darauf, dass der Reiseverkehr störungsfreier wird“
Jost Lammers
Chef des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft
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