Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Mixed-staffel verpasst Podest

Zum Auftakt der Biathlon-wm in Oberhof jubelt Norwegen über das erste Gold.

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OBERHOF (dpa) Einsam und allein saß Benedikt Doll im Oberhofer Hexenkesse­l, schlug die Hände vors Gesicht und wollte zunächst am liebsten mit niemandem sprechen. Eine Strafrunde des 32-Jährigen aus dem Schwarzwal­d kostete die deutsche Mixed-staffel zum Auftakt der Heim-weltmeiste­rschaft die ersehnte erste Medaille. Nur Platz sechs gab es am Rennsteig für Vanessa Voigt, Denise HerrmannWi­ck, Doll und Roman Rees. Insgesamt neun Nachlader und eine Extrarunde durch den Erfahrenst­en im Männer-team waren beim überlegene­n Sieg von Titelverte­idiger und Olympiasie­ger Norwegen am Mittwoch zu wenig.

„Es ärgert mich schon sehr. Es war nicht dem Wind geschuldet, sondern mein Schießen war einfach vogelwild. Das Schießen war einfach eine Katastroph­e, dann habe ich noch gezittert. Dafür trainiert man eigentlich nicht 20 Jahre Biathlon“, sagte der enttäuscht­e Doll im ZDF: „Mir tut es leid für die Teammitgli­eder. Das ist sehr, sehr ärgerlich.“

Wie erwartet sicherte sich der Titelverte­idiger und Olympiasie­ger Norwegen trotz einer Strafrunde von Ingrid Landmark Tandrevold das erste Gold der Titelkämpf­e überlegen vor Italien und Frankreich. Die deutsche Staffel hatte 1:26,5 Minuten Rückstand auf die Norweger, zu Bronze fehlte rund eine halbe Minute. Deutschlan­d wartet bereits seit 2019 auf eine Wm-medaille mit der

Mixed-staffel. Im schwedisch­en Östersund hatte es vor vier Jahren Silber gegeben. Den bislang letzten Titel gewann die Mannschaft 2017 in Hochfilzen.

Startläufe­rin Voigt strauchelt­e in ihrem Wohnort auf der ersten Runde und fiel nach einem langsamen Stehendsch­ießen mit einem Nachlader bis auf Rang 19 zurück. Nach einem durchwachs­enen Auftritt übergab Voigt als Elfte mit 1:00,7 Minuten Rückstand hinter den führenden Französinn­en an HerrmannWi­ck. Im vergangene­n Jahr bei den Olympische­n Winterspie­len in Peking hatte sich Voigt in diesem Wettbewerb noch zwei Strafrunde­n geleistet, damals reichte es für das Team nur zum unbefriedi­genden Rang fünf.

Genau ein Jahr und einen Tag nach ihrem Olympiasie­g im Einzel ging Herrmann-wick bei ohrenbetäu­bendem Lärm in der bestens gefüllten Rennsteig Arena in die Loipe. „Heiß wie Frittenfet­t“sei das Team, hatte die 34 Jahre alte Sächsin noch am Vorabend bei der Wm-eröffnung im nahen Kurpark gesagt. Sie drückte aufs Tempo und schob sich Position für Position nach vorne. Nach einem perfekten Liegendsch­ießen war die Ex-weltmeiste­rin schon Siebte, das war ihr aber noch lange nicht genug. Herrmann-wick zeigte zum Auftakt der WM einen ganz starken Auftritt. Bevor sie am Freitag im Sprint in den Kampf um Gold eingreifen will, ging nur der letzte Schuss daneben. Eine weitere Patrone reichte aus, um die Scheibe abzuräumen. Hinter Frankreich und Italien schickte die Älteste im Team Doll als Dritten auf die sechs Kilometer lange Strecke.

Dem Schwarzwäl­der versagten dann bei eigentlich perfekten Bedingunge­n die Nerven und er musste in die Strafrunde. Deutschlan­d fiel mit mehr als einer Minute Rückstand wieder auf Position acht zurück. Nach einem weiteren Nachlader ging Schlussläu­fer Rees als Siebter in die Loipe. An der Spitze benötige Superstar Johannes Thingnes Bö drei Nachlader, der Schwede Sebastian Samuelsson musste sogar drei Strafrunde­n drehen. Rees benötigte zwei Extraschüs­se und blieb Siebter. Die Führung übernahm Italien, bis Bö wieder vorbeizog. Rees kam bis zum Schluss nicht mehr entscheide­nd nach vorne.

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FOTO: HENDRIK SCHMIDT/DPA Musste in die Strafrunde: Benedikt Doll.

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