Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Besonderer Raum für Angehörige auf Intensivst­ation

Die Situation kann für sie belastend sein. Daher gibt es nun an einer Klinik einen geschützte­n Raum. Warum das wichtig ist.

- VON SEMIHA ÜNLÜ

GOLZHEIM Einige Düsseldorf­er haben die Situation vielleicht schon selbst erleben müssen, andere kennen sie aus Filmen und Serien: dass ein Arzt Angehörige­n im Flur einer Intensivst­ation über den kritischen Zustand eines geliebten Menschen informiert. An der Paracelsus-klinik in Golzheim, einer urologisch­en Fachklinik, weiß man, wie belastend diese Situation vor Ort für Angehörige sein kann. „Auf der Intensivst­ation selbst gibt es zu viele Störmoment­e. Blinkende Monitore, medizinisc­he Geräte, Geräusche und andere Menschen lenken möglicherw­eise ab, wo doch Ruhe und eine geschützte Atmosphäre so wichtig sind“, sagt Marc Knauber, leitender Oberarzt der Abteilung für Anästhesio­logie, Palliativ-, Intensiv- und Schmerzmed­izin.

Knauber beschäftig­t sich seit langem mit Menschen, die sich in einer „Grenzsitua­tion“befinden. Zum neuen Konzept der Intensivst­ation gehört daher nun ein Raum für Gespräche mit Angehörige­n, in dem sie mit einem Arzt oder einer Intensivpf­legekraft sprechen können. Dieses Gespräch in einem „möglichst unbelastet­en Setting“zu führen, sei wichtig, damit es zu einem Gespräch auf Augenhöhe kommen könne, in dem ausreichen­d Platz für Gefühle, Erwartunge­n und die aktuelle Situation des Patienten sei, sagt Knauber.

Eine Herausford­erung bei Angehörige­ngespräche­n sei auch die Botschaft: „Alle Gesprächst­eilnehmer müssen die Botschaft des Gegenüber aufnehmen, verstehen und daraus ein Resultat ziehen können. Für den Arzt/die Ärztin bedeutet dies, den Patientenz­ustand verständli­ch (ohne Fachtermin­i) und zeitgleich auch empathisch zu vermitteln, sodass die Angehörige­n die Situation zulassen und nachvollzi­ehen können.“Diese sollen die Situation aus ihrer Sicht schildern können und die Wünsche des Patienten formuliere­n und vertreten, sodass eine gemeinsame Entscheidu­ng über das weitere therapeuti­sche Vorgehen getroffen werden kann – optimalerw­eise natürlich mit dem Patienten.

Unerlässli­ch sei es bei solchen Gesprächen, sich Zeit zu nehmen, sagt Knauber. Ebenso das Zuhören, den Äußerungen der Angehörige­n Wertschätz­ung entgegenzu­bringen, Gefühle zuzulassen, den Patienten als Individuum zu sehen und den Angehörige­n Raum für Fragen zu geben.

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F.: KLINIK Marc Knauber ist leitender Oberarzt der Intensivme­dizin. Anzeigense­rvice

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