Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Fans sauer auf Sky

Der Sender leistet sich beim Spiel zwischen Paderborn und Düsseldorf einige Fehler.

- VON GIANNI COSTA

Hat er das jetzt wirklich gesagt? Das kann er doch jetzt nicht ernst meinen? Dafür zahle ich so viel Geld? Ertappt? Für viele Fußball-fans wird das Spiel oft zur Nebensache. Sie arbeiten sich lieber an den vermeintli­chen Unzulängli­chkeiten des Tv-kommentato­rs ab. Zu Fortunas 1:4-Klatsche in Paderborn gesellte sich auch noch ein Reporter, der nicht immer auf der Höhe zu sein schien. Aber der Reihe nach.

Zunächst startete die Ausstrahlu­ng mit einer merkwürdig­en Analyse des Ex-profis Sören Gonther. Sky bat ihn, die „drei Schlüsseld­uelle“der Partie von Paderborn und Düsseldorf einzuschät­zen. Dabei verglich er drei Fortuna-spieler mit drei Paderborne­rn. Der aus seiner Sicht bessere Spieler erzielte für seinen Verein „ein Tor“.

Gonther wollte sich nicht recht entscheide­n, wertete zweimal Unentschie­den und schätzte nur Ron Schallenbe­rg stärker als Ao Tanaka ein. Durch dieses skurrile Konzept kam Gonther auf einen 3:2-Tipp für Paderborn. Wohlwollen­d könnte angeführt werden, dass der ehemalige Innenverte­idiger so nicht weit vom tatsächlic­hen Ergebnis entfernt war, doch auch seine Bewertunge­n überzeugte­n nicht. Beispielsw­eise beschrieb er Shinta Appelkamp als einen Dribbler, der ein „Typ Marko Marin“sei. Eine eigenwilli­ge Deutung, weil Appelkamp weniger für seine Dribbelsol­os als für seine Übersicht und Passqualit­ät bekannt ist.

Es begann die Übertragun­g des Spiels, und auch der Kommentato­r Jürgen Schmitz schien nicht perfekt auf das Spiel vorbereite­t gewesen zu sein. Dawid Kownacki würde nicht von Anfang an spielen, sagte Schmitz. Das war nicht falsch, nur änderte sich das auch bis zum Abpfiff nicht. Schließlic­h war der Pole wegen seiner fünften Gelben Karte gesperrt.

Ähnlich wie die Fortuna fing sich Schmitz zum Ende der ersten Hälfte, obwohl einige Einschätzu­ngen weiterhin streitbar waren. So deutete er den Abpraller von Florian Kastenmeis­ter, den Schallenbe­rg freistehen­d vorbei schoss, als Klasse-parade (24.).

Die Halbzeitpa­use nutzten einige Fortuna-fans um ihren Ärger über Schmitz zu artikulier­en. Sebastian Bellwinkel, laut seiner Twitter-bio Tv-journalist für ARD, ZDF und Arte, schrieb bei Twitter „Jürgen Schmitz von Sky noch blinder als unser Jordy de Wijs. Muss man erst mal hinkriegen“. Mindestens etwas zum Schmunzeln.

Doch schon kurz nach dem Pfiff zur zweiten Hälfte erhitzten sich die Gemüter wieder. Michal Karbownik fiel nach einer Grätsche von Julian Justvan im Strafraum der Paderborne­r, und Schiedsric­hter Tobias Reichel zeigte auf den Elfmeterpu­nkt (57.). Für Schmitz unverständ­lich, denn er meinte direkt erkannt zu haben, dass Justvan „ganz klar den Ball spielt“. Von dieser Meinung konnte ihn auch der Sky-regisseur nicht abbringen, der offenbar verzweifel­t versuchte, Schmitz mit mehreren Wiederholu­ngen und Zeitlupen der Szene vom korrekten Gegenteil zu überzeugen. Auch nach der Var-entscheidu­ng blieb der erfahrende Kommentato­r bei seiner Meinung und erzählte den TV-ZUschauern noch mehrfach von seiner Sicht der Dinge.

Mit dem 2:1 durch Jannis Heuer (62.) begann Schmitz jedes Tor auf das Konto von Tim Oberdorf zu schreiben. Oberdorf erwischte, wie auch Schmitz, keinen guten Tag, jedoch war die Analyse von Schmitz nicht immer nachvollzi­ehbar. Beim 2:1 hob Andre Hoffmann das Abseits auf, und dem 3:1 ging ein verunglück­ter Klärungsve­rsuch von Jordy de Wijs voraus (68.). Dass der Defensivsp­ieler Oberdorf immer in der Nähe der Gegentreff­er stand, war für Schmitz „schon auffällig“.

Die diskutable Leistung wurde mit mutmachend­en Sätzen nach dem 3:1 abgerundet. Als Fortuna-spieler und -Fans bereits die Köpfe senkten, erkannte Schmitz noch eine gute Chance zum Ausgleich, in dem Spiel „in dem noch alles möglich“sei. Erst das 4:1 brachte den Kommentato­r von diesem tapferen Gedanken ab.

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FOTO: DAVID INDERLIED/DPA Eine Szene aus dem Spiel am Freitag: Paderborns Marvin Pieringer (l.) und Fortuna-verteidige­r Tim Oberdorf kämpfen um den Ball.

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