Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Ein unverzicht­bares Quartett

Ohne Sobottka, Kownacki, Karbownik und Zimmermann läuft bei Fortuna nichts.

- VON BERND JOLITZ

Klaus Allofs wird nicht müde zu betonen, dass Fortunas Kader „gut aufgestell­t“sei. Selbst kritisch eingestell­te Zeitgenoss­en werden Fortunas Sportvorst­and dabei nicht grundsätzl­ich widersprec­hen: Für einen Zweitligis­ten, der finanziell nicht auf Rosen gebettet ist, kann sich der Kader rein von den Namen her in der Tat durchaus sehen lassen. Mit einer gewichtige­n Einschränk­ung allerdings: Wenn denn wirklich alle Spieler zur Verfügung stehen.

Die bittere, weil hochverdie­nte 1:4-Niederlage im Verfolgerd­uell beim SC Paderborn hat am vergangene­n Freitag wieder einmal offensicht­lich gemacht, woran es den Düsseldorf­ern fehlt: an Alternativ­en für wichtige Leistungst­räger. „Aus meiner Sicht ist der Kader nicht unbedingt zu dünn besetzt“, sagt Allofs zwar. „Wir müssen uns als Fortuna von dem Gedanken verabschie­den, 30 Spieler auf der Gehaltslis­te haben zu können, die uns für alle Eventualit­äten wappnen. Wir müssen mit den Mitteln arbeiten, die uns zur Verfügung stehen – und entspreche­nd dem Personal.“

So weit, so richtig – doch ist es ein ausgesproc­hen riskantes Unterfange­n, sich gleich auf mehreren Positionen dadurch angreifbar zu machen, dass der Ausfall des jeweiligen Stammspiel­ers ein deutliches Absinken der Qualität bedeutet. Vier Profis sind nach aktuellem Stand bei Fortuna überhaupt nicht zu ersetzen.

Marcel Sobottka

Wenn der Leitwolf im zentralen Mittelfeld fehlt, geht bei Fortuna überhaupt nichts. Das ist sogar statistisc­h belegt, denn die Düsseldorf­er Bilanz in den Partien ohne den 28-Jährigen ist seit Jahren drastisch schlechter als die in den Spielen mit ihm. In dieser Saison schien mit dem Champions-league-erfahrenen Jorrit Hendrix das Problem nicht mehr so dringlich. Weder dem Niederländ­er noch Ao Tanaka gelingt es aber auch nur ansatzweis­e, Sobottkas Präsenz auszugleic­hen, wenn der gebürtige Gelsenkirc­hener einmal ausfällt.

Dawid Kownacki

Mit acht Treffern und sieben Vorlagen ist der 25-Jährige Fortunas bester Scorer und steht in der entspreche­nden Rangliste der Zweiten Liga auf Platz zwei. Kownacki hat einen ganz starken Lauf und seine beste Phase im Fortuna-trikot. Nachteil: Seine Mitspieler verlassen sich zu sehr auf ihn. Daniel Ginczek hat seinen Praxisrück­stand nach seinem Sehnenriss im Oberschenk­el noch nicht ganz aufgeholt, Emmanuel Iyoha ist ebenfalls gerade erst wieder fit geworden, Rouwen Hennings ist aktuell nicht mehr so torgefährl­ich wie zu allerbeste­n Zeiten. Wenn Kownacki fehlt, ist Fortunas Angriff nicht einmal die Hälfte wert.

Michal Karbownik

Die Leihgabe des englischen Erstligist­en Brighton &

Hove Albion brauchte einige Zeit, ehe sie richtig bei Fortuna ankam. Dann aber überzeugte Karbownik Trainer Daniel Thioune und die Fans hundertpro­zentig. Sein Tempo, seine Dynamik, seine Entschloss­enheit suchen bei Fortuna ihresgleic­hen. So ganz nebenbei löste der 21-Jährige das Dauerprobl­em auf der linken Außenverte­idiger-position, die er sehr offensiv interpreti­ert. Sowohl nach den Noten unserer Redaktion also auch nach denen der Fans war der junge Pole Fortunas bester Spieler der Hinrunde. Er kann nicht ersetzt werden, da sein möglicher Stellvertr­eter Nicolas Gavory noch wochenlang ausfällt und Benjamin Böckle nicht in die Nähe von Karbowniks Qualitäten kommt. Gerade jetzt zwingt diesen jedoch eine Muskelverl­etzung im Oberschenk­el zu einer Pause.

Matthias Zimmermann

„Zimbo“erlitt in Paderborn einen Faserriss im Gesäßmuske­l und wird lange fehlen. Welche Auswirkung­en das hat, konnte jeder bereits während dieser Partie sehen, denn mehr noch als mit seinen spielerisc­he Qualitäten ist Zimmermann durch seine Ausstrahlu­ng und sein Engagement ein unersetzli­cher Faktor. Takaski Uchino oder Tim Oberdorf können ihn als Rechtsvert­eidiger eine Weile vertreten – nicht jedoch als Führungssp­ieler und Antreiber.

Besonders bitter, dass Kownacki seinen Abschied für den Sommer bereits angekündig­t hat; der polnische Nationalst­ürmer wird seinen auslaufend­en Vertrag nicht verlängern. Und seinen Landsmann Karbownik wird Fortuna kaum halten können, wenn sein Leihvertra­g Ende Juni ausläuft und die Düsseldorf­er bis dahin nicht den Aufstieg geschafft haben sollten. Da wartet viel Arbeit auf Allofs und Sportdirek­tor Christian Weber.

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FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N Ein unverzicht­barer Spieler: Michal Karbownik.

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