Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Kalenderblatt
10.02.1673
„Der eingebildete Kranke“feiert Premiere
Argan ist krank, zumindest glaubt er das. Der Arzt empfiehlt immer neue, teure
Heilmethoden. Die Tochter, so wünscht es sich der bettlägerige Mann, soll einen Mediziner heiraten und auf diese Weise den Tod so lang wie möglich von ihm fernhalten. Der Zuschauer indes ahnt schon aufgrund des Titels dieser berühmten Komödie: Der Titelheld ist nicht wirklich leidend, er bildet sich seine Krankheit nur ein. Am 10. Februar 1673 wurde in Paris „Der eingebildete Kranke“von Molière uraufgeführt. Es ist das bekannteste Stück des Dramatikers, und es wurde sein letztes. Molière, der mit bürgerlichem Namen Jean-baptiste Poquelin hieß, feierte schon seit Jahren in Paris Erfolge. Er hatte die Komödie salonfähig gemacht – lange hatte die Gattung im Schatten der Tragödie gestanden. Zu Molières Unterstützern gehörte Ludwig XIV. Sein einflussreicher Gönner hatte ihn jedoch mehr als einmal im Stich gelassen. Vor allem mit dem Stück „Tartuffe“hatte Molière viel Ärger gehabt. Die Komödie, in der es um religiöse Heuchelei ging, war kurz nach ihrer Uraufführung 1664 verboten worden. Der König hatte seinen Dramatiker in dem Streit eher halbherzig unterstützt und so hatte Molière das Stück erst nach Jahren und zahlreichen umfangreichen Änderungen wieder aufführen dürfen. Die lange Auseinandersetzung hatte der Gesundheit des Autors stark zugesetzt. Kurz nach der Premiere von „Der eingebildete Kranke“starb Molière. Er hatte die Hauptrolle des Argan selbst übernommen und war bei der vierten Vorstellung auf der Bühne zusammengebrochen. Die Zuschauer glaubten, der Schwächeanfall gehöre zum Stück. Wenige Tage später starb er.