Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Kalenderbl­att

10.02.1673

- TEXT: JENI | FOTO: GEMÄLDE VON PIERRE MIGNARD / WIKIMEDIA COMMONS

„Der eingebilde­te Kranke“feiert Premiere

Argan ist krank, zumindest glaubt er das. Der Arzt empfiehlt immer neue, teure

Heilmethod­en. Die Tochter, so wünscht es sich der bettlägeri­ge Mann, soll einen Mediziner heiraten und auf diese Weise den Tod so lang wie möglich von ihm fernhalten. Der Zuschauer indes ahnt schon aufgrund des Titels dieser berühmten Komödie: Der Titelheld ist nicht wirklich leidend, er bildet sich seine Krankheit nur ein. Am 10. Februar 1673 wurde in Paris „Der eingebilde­te Kranke“von Molière uraufgefüh­rt. Es ist das bekanntest­e Stück des Dramatiker­s, und es wurde sein letztes. Molière, der mit bürgerlich­em Namen Jean-baptiste Poquelin hieß, feierte schon seit Jahren in Paris Erfolge. Er hatte die Komödie salonfähig gemacht – lange hatte die Gattung im Schatten der Tragödie gestanden. Zu Molières Unterstütz­ern gehörte Ludwig XIV. Sein einflussre­icher Gönner hatte ihn jedoch mehr als einmal im Stich gelassen. Vor allem mit dem Stück „Tartuffe“hatte Molière viel Ärger gehabt. Die Komödie, in der es um religiöse Heuchelei ging, war kurz nach ihrer Uraufführu­ng 1664 verboten worden. Der König hatte seinen Dramatiker in dem Streit eher halbherzig unterstütz­t und so hatte Molière das Stück erst nach Jahren und zahlreiche­n umfangreic­hen Änderungen wieder aufführen dürfen. Die lange Auseinande­rsetzung hatte der Gesundheit des Autors stark zugesetzt. Kurz nach der Premiere von „Der eingebilde­te Kranke“starb Molière. Er hatte die Hauptrolle des Argan selbst übernommen und war bei der vierten Vorstellun­g auf der Bühne zusammenge­brochen. Die Zuschauer glaubten, der Schwächean­fall gehöre zum Stück. Wenige Tage später starb er.

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