Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Stieler wieder einmal in der Kritik
Im Dfb-pokal sorgt eine Entscheidung des Schiedsrichters für Diskussionen.
BOCHUM Da stand er also, alle Blicke auf ihn gerichtet, mit dem Rücken zum Spielfeld. Minutenlang schaute sich der Schiedsrichter Tobias Stieler die Bilder einer vermeintlichen Elfmeter-situation im Achtelfinale des Dfb-pokals zwischen dem VFL Bochum und Borussia Dortmund auf einem Monitor an. Erst Minuten später bestätigte Stieler sein Urteil – für nur wenige nachvollziehbar. Schlussendlich stand Kevin Stöger am Punkt und traf zum zwischenzeitlichen Ausgleich für den VFL in einer Partie, die der BVB mit 2:1 gewinnen sollte.
Was geschehen war: Bochums Kapitän Anthony Losilla versuchte eine Flanke in den Dortmunder Strafraum zu schlagen, traf aber Jamie Bynoe-gittens aus kurzer Distanz am Arm. Gleich zwei Dinge waren unklar: War es ein Handspiel – und falls ja, war es auch im Strafraum? „Jamie dreht sich weg, am Ende ist der linke Arm angelegt und für mich somit kein strafwürdiges Vergehen“, sagte Bvb-sportdirektor Sebastian Kehl.
Stieler sah das anders. „Es war ein strammer Schuss, der Dortmunder
Spieler dreht sich weg, der Arm war leicht abgewinkelt und nicht ganz eng am Körper“, erklärte er bei Sport1. „Klar: Das ist nicht die Mutter aller Handelfmeter.“
Noch fragwürdiger wurde die Entscheidung, als man sich die Szene vorher noch einmal genau anguckte. Bynoe-gittens wurde unmittelbar vor Entstehung der Handsituation von Bochums Saidy Janko geschubst. „Was mich am meisten stört, ist, dass es ein klares Foul an Bynoe-gittens gibt, bevor es überhaupt zu dieser Szene kommt“, ärgerte sich Bvb-trainer Edin Terzic. „Da steht der Schiedsrichter einen Meter daneben und hat klare Sicht.“Das konnte auch der ehemalige Schiedsrichter Manuel Gräfe nicht nachvollziehen. „Strafstoß nicht korrekt: klares Foul zuvor, da Stoß in den Rücken mit beiden Händen“, schrieb er bei Twitter. „Ob im Strafraum fraglich: vielleicht Linie – Treffer an Ellenbogen/oberarm nah am Körper in natürlicher Bewegung nicht strafbar.“
Wieder einmal machte Stieler keine gute Figur. Wie so häufig in den vergangenen Jahren. Erst am vergangenen Wochenende im Franken-derby zwischen Greuther Fürth und dem 1. FC Nürnberg war seine Leistung umstritten. Immer wieder wurde in den vergangenen Jahren über zweifelhafte Entscheidungen des Unparteiischen gesprochen, mehrfach gab der Deutsche Fußball-bund im Nachgang der Spiele Fehler zu. Er eckt mit seiner Art an.
Das brachte Gräfe zu einer erneuten Generalkritik. „Es ist bedenklich, dass aller Orten von noch so entfernten Personen alle das deutsche Schiedsrichterwesen gleich einschätzen: mit seit Jahren immer mehr sinkender Qualität“, schrieb er bei Twitter. Eine Diskussion, die das Spiel nicht verdient hat.