Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Wie macht dieser Mann das?
Ob Hip-hop, Werbung, Bücher oder Podcasts: Phillip Böndel ist in vielen unterschiedlichen Branchen vertreten. Wie der Düsseldorfer das alles unter einen Hut bringt und was er sich für die Zukunft noch vorstellen könnte.
DÜSSELDORF In Phillip Böndels Leben spielt der Zeitraum von drei Jahren eine große Rolle: Drei Jahre nachdem er sich traute, in die HipHop-welt einzutauchen, kam es zur Goldenen Schallplatte, drei Jahre nachdem er seinen ersten Job in einer Werbeagentur begann, wurde er dort Teil der Geschäftsführung. Seit Kurzem ist er in genau dieser Agentur, „Butter. Gmbh“, beziehungsweise der neu formierten Agenturgruppe „Butter. United“, Mitinhaber und Chief Marketing Officer (CMO).
Dass er diesen Weg einschlagen würde, war für Böndel nicht immer klar. Der gebürtige Kölner beschreibt sich als „Exil-kölner in Düsseldorf“, aus der Landeshauptstadt weg möchte er nicht mehr. Schon während der Schulzeit fing er an HipHop-musik zu hören, prägend sei auch seine Zeit in Amerika gewesen. „Die Us-amerikanische Denkweise hat mir gut gefallen. In Deutschland wird mehr nach dem linearen Lebenslauf gearbeitet und nicht nach den Sternen gegriffen.“
Er machte eine Ausbildung zum Mediengestalter, die ihn bis heute in seinem Berufsleben begleite. Nebenbei begann er auf Hiphop.de zu bloggen, wurde später Teil der Redaktion. „Dabei habe ich viele Künstler interviewt, unter anderem auch Eko Fresh.“Kurz danach habe er die Seiten gewechselt, wurde vom Blogger und Journalist zu der Person, die die Cover und Musikvideos gestaltete, arbeitete gemeinsam mit Ralph M. Jacobs am Ausbau des Labels „German Dream“mit. Böndel lernte immer mehr Menschen in der Branche kennen, begleitete 2010/11 Kool Savas bei der Veröffentlichung seines Albums „Aura“, bis zur Goldenen Schallplatte.
Seine Frau, die er seit der fünften Klasse kennt und mit der er seit der
zehnten Klasse zusammen ist, sei ein wesentlicher Anstoß dafür gewesen, dass er bei „Butter. Gmbh“anfing. „Die Arbeit in der Hip-hop-branche war mein großer Traum und meine Leidenschaft, aber es hat damals nicht dafür gereicht, meinen Lebensunterhalt damit zu verdienen.“Er bewarb sich bei unterschiedlichen Agenturen und startete letztendlich 2014 bei „Butter. Gmbh“. Den Neuanfang habe der damals 28-Jährige direkt in Energie umgewandelt.
Doch auch damit war nicht Schluss: Ende 2017, nur drei Jahre später, wurde er Teil der Geschäftsführung, 2019 führte ihn sein Weg weiter in den Vorstand des Gesamtverbands Kommunikationsagenturen. Dort habe er neue Einblicke gewonnen und Kollegen aus der Branche kennengelernt. „Ich hatte den Impuls, mich selbst auch mal als Unternehmer zu versuchen“, erzählt der heute 36-Jährige. So gründete er Anfang 2021 die Hip-hopBeratungsagentur „The Ambition“. Dabei habe er gelernt, was es bedeutet, ein Unternehmen zu führen, und wie viel Spaß ihm diese Aufgaben machen. Schon als Kind habe er Fußballmanager gespielt, „jetzt manage ich immer noch, nur nicht am PC, sondern im echten Leben“. Ende
Januar verkündete er, dass er ab sofort Mitinhaber und CMO bei „Butter. United“sei.
Dass er zwei Vollzeitjobs auf einmal macht, ginge nur, weil er ein Workaholic sei, sagt Böndel lachend. „Mein Tag beginnt morgens um 5.30 Uhr schon mit Mails von zu Hause aus, von acht bis 19 Uhr bin ich meistens im Büro.“Er tue sich schwer mit der Work-life-balance, da sein Job seine Leidenschaft sei. „Für mich macht es keinen Unterschied, ob ich Playstation spiele oder Mails schreibe.“Nur an den Wochenenden werde das Handy weggelegt, um neue Energie zu sammeln und die Zeit mit seiner Frau zu verbringen.
Obwohl seine Tage schon sehr lang sind, könne er sich vorstellen, noch andere Projekte nebenher zu machen. Vor knapp drei Jahren startete er mit seinem Partner Tobias Kargoll den wöchentlichen Podcast „LRNINGS”, bei dem sie den Zuhörern in 100 Folgen Wissen zu den Themen Business und Karriere weitergegeben haben. Ein Buch mit dem Titel „Erfolgsformel Hip-hop“hat er auch schon geschrieben. Beides wäre wieder eine Option: „Ich bin offen und könnte mir vorstellen, sowohl noch ein Buch zu schreiben als auch wieder einen Podcast zu machen. Es ist schön, sein Wissen weitergeben zu können.“Auch auf eine Dokumentation hätte er Lust, um seine Arbeit und seinen Alltag transparent machen zu können und Leuten zu zeigen, wie es hinter den Kulissen aussehe.
Aus Düsseldorf wegziehen will der gebürtige Kölner nicht mehr: Im Kontext der Werbung sei Düsseldorf eine der drei Top-städte im Land mit vielen Agenturen und guten Netzwerken untereinander. Was nach dem neusten Abschnitt in Böndels Leben nach drei Jahren passieren wird? Eines ist sicher: Keine Veränderung ist keine Option.