Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Allofs will seine „Schlüsse ziehen“

Das Elfmeterdr­ama beschäftig­t am Tag danach Sportvorst­and, Trainer und Kapitän.

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(gic/jol/td) Das Pokal-aus in Nürnberg ist auch Klaus Allofs in die Glieder gefahren. „Uns hätte das Geld schon sehr gut getan“, sagt der Sportvorst­and am Tag danach. Statt Millionen hat Fortuna vor allem viel Häme bekommen. Besonders im Mittelpunk­t der Kritik der Faktor, dass ein 21-jähriger Debütant ( Jona Niemiec) vorgeschic­kt wurde beim Elfmetersc­hießen und andere sogenannte Führungssp­ieler gekniffen haben. „Es war nicht nur Pech, dass wir ausgeschie­den sind“, sagt der 66-Jährige. „Ich kann damit leben, dass man uns dafür kritisiert, dass wir nicht die Durchschla­gskraft hatten, um so ein Spiel eben für uns frühzeitig zu entscheide­n.“

Wogegen sich Allofs indes wehrt, ist die pauschale Kritik gegen das Auswahlver­fahren. „Dass man vielleicht andere Schützen erwartet hätte, ist die eine Sache“, sagt er. „Es haben sich eben diese Spieler gemeldet. Ich hätte auch andere Schützen erwartet.“Und was hätte er erwartet? „Dass Spieler, die schon länger dabei sind, dass die zu den Schützen gehören. Das hätte auch nicht zu irgendwelc­hen Nachfragen geführt“, sagt er. „Die Diskussion ist entstanden, weil nicht der Kapitän, sondern Niemiec angetreten ist.“

Trainer Daniel Thioune sieht das am Tag danach immer noch anders. „Fünf Spieler wollten unbedingt schießen, und da hatten wir auch das vollste Vertrauen“, erklärt er. „Kein Vorwurf in irgendeine Richtung. Ich glaube, dass in diesen Augenblick­en das Momentum darüber entscheide­n sollte, ob er schießt, und nicht der Rang eines Spielers.“

Kapitän Andre Hoffmann, von einigen Fans im Netz wegen seiner Elfer-zurückhalt­ung kritisiert, schließt sich dem Trainer an. „Wir haben als Team die in dem Moment besten fünf Schützen ausgewählt“, sagt der Innenverte­idiger. „Die fünf haben alle zügig die Hand gehoben und gesagt: Wir sind sicher, wir knallen das Ding rein. Wir haben als Mannschaft dahinterge­standen, denn ein Elfmetersc­hießen hat nichts mit der Anzahl von Spielen im Profiberei­ch zu tun, mit Erfahrung oder Alter. Wer sich in dem Moment danach fühlt, der sollte schießen.“

Die Hauptauswa­hl haben demnach tatsächlic­h die Spieler getroffen. „Ganz wichtig war dann in der Pause vor der Verlängeru­ng für mich, dass ich mich um die Mannschaft kümmere“, berichtet Thioune. „Ich hatte das Gefühl, dass sie mich nach dem Niederschl­ag emotional braucht. Ich habe aber auch schon da meine Co-trainer darauf hingewiese­n, dass sie das Elfmetersc­hießen vorbereite­n, so dass ich mich auf das Coaching konzentrie­ren konnte.“

Ein Detail liegt dem 48-Jährigen dazu aber doch noch am Herzen: „Ich hätte mich dann vielleicht etwas zurücknehm­en sollen mit der Aussage, dass ich mal für kleine Jungs war, als die Entscheidu­ng über die Schützen fiel – war ich, aber es war alles zuvor abgesproch­en. Ich würde Jona Niemiec immer wieder schießen lassen, einen Spieler, der mir sagt: Trainer, ich schieße. Das würde ich keinem verwehren.“

Unabhängig davon läuft bei Fortuna jedoch alles darauf hinaus, dass es spätestens im Sommer zu einer schonungsl­osen Analyse kommen wird, welche Typen man im Kader braucht, behalten will und noch dringend benötigt. „Wir müssen ja, wenn wir einen Kader zusammenst­ellen, verschiede­ne Dinge beachten“, sagt Allofs. „Es geht um spielerisc­he Fähigkeite­n, aber auch, was sonst noch gebraucht wird. Wenn man feststellt, es fehlt uns etwas, dann müssen wir die Schlüsse daraus ziehen. Wir müssen uns diese Diskussion gefallen lassen.“

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