Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Prominente diskutiert­en bei „Women on Top“

Ziel der Veranstalt­ung war es, ein Zeichen für Geschlecht­er- und Generation­engerechti­gkeit zu setzen. Etwa 100 Gäste nahmen teil.

- VON DAGMAR-HAAS PILWAT

HAFEN Sie haben eine Mission: „Wir wollen Gleichbere­chtigung und Generation­engerechti­gkeit, aber keine Gleichmach­erei. Wir wollen keinen Geschlecht­erkampf und keine hitzigen Gender-debatten“, sagen die Journalist­innen Nena Brockhaus (30) und Franca Lehfeldt (33) – sie ist verheirate­t mit Finanzmini­ster Christian Lindner. Die in Verruf geratenen alten weißen Männer (Ü70) nennen die beiden Freundinne­n lieber „Alte, weise Männer“. So lautet auch der Titel ihres vor zwei Wochen erschienen­en Buches, in dem etwa Mario Adorf, Edmund Stoiber und Peer Steinbrück zu Wort kommen.

Das Duo macht sich stark für eine ihrer Ansicht nach „bedrohte Spezies“, die zwar zu einem besonderen Feindbild geworden sei, deren Erfahrungs­schatz und Werte (wie Leistungsw­ille, Opferberei­tschaft und Disziplin) jedoch dringend gebraucht würden. Weil sie es für einen Irrweg halten, „Geschlecht­er und Generation­en gegeneinan­der auszuspiel­en“, versammelt­en sie gemeinsam mit der Schauspiel­erin Vivien Wulf wenige Tage nach dem Weltfrauen­tag etwa 100 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Kultur zu der Veranstalt­ung „Women on Top“mit Talk und Interviews im Lido. „Wir feiern das Female-prinzip für gesamtgese­llschaftli­ches Miteinande­r“, sagte Nena Brockhaus. Sie meint auch: „Ich vermisse zunehmend die Demut vor dem Alter.“

Die Altersspan­ne im Lido reichte von 23 bis 83 – darunter Tv-moderatori­n Katja Burkhard, Medienmana­ger Hans Mahr, Investor Frank Thelen, die Bundesvors­itzende der jungen Unternehme­r, Sarna Röser, Schauspiel­erin Nadine Merz und Franziska Brandman, Vorsitzend­e der Jungen Liberalen. Kontrovers­e Diskussion­en? Fehlanzeig­e. Man war sich einig: Für die gesellscha­ftliche Veränderun­g braucht man alle. Es komme auf die innere Haltung des Einzelnen an. Als Paradebeis­piel saß Rtl-urgestein und einer von Franca Lehfeldts Mentoren, Heiner Bremer (83), auf dem Podium. Er bedauerte das nach wie vor recht „undurchläs­sige Patriarcha­t“, er selbst habe Frauen stets gefördert. „Wenn man bedenkt, dass Ehefrauen

bis in die 70er-jahre ohne die Erlaubnis ihrer Männer nicht arbeiten durften, haben wir inzwischen viel erreicht.“Für die „aufgeregte Gender-debatte einer Minderheit“zeigte Unternehme­r Caspar Brockhaus wenig Verständni­s. Der 38-Jährige bedauerte die Tatsache, dass weibliche Mitarbeite­r in technische­n Berufen nach wie vor so rar seien. Er denkt, „dass Männer einfach ihren nächsten Karrieresc­hritt planen, Frauen oft andere Frauen daran hindern, voranzukom­men“.

Eine, die es in die männerdomi­nierte Autobranch­e geschafft hat, ist Wirtschaft­singenieur­in Maren von Heereman. Als Managerin bei der schwedisch­en E-auto-marke Polestar will sie bis 2025 in ihrem Unternehme­n – ohne Quotenrege­lung – den Frauenante­il auf rund 40 Prozent bringen. Judith Williams ist Unternehme­rin und Investorin – von ihren 220 Mitarbeite­rn sind 80 Prozent weiblich. Sie fordert noch viel mehr „Schwestern­schaft“. Female Empowermen­t gehe die ganze Gesellscha­ft an, alle Geschlecht­er und jedes Alter.

Tv-sportmoder­atorin Esther Sedlaczek erzählte, wie sie über Umwege zum Traumjob gefunden und Männer als Mutmacher erlebt habe. Oftmals seien es aber auch männliche Zuschauer, die in den sozialen Medien die Kompetenz von Sportmoder­atorinnen infrage stellten. Ihr Credo: „Nur gemeinsam sind Frauen und Männer stark.“Schauspiel­erin und Unternehme­rin Vivien Wulf, die zum zweiten Mal mit Nena Brockhaus „Women on Top“organisier­te, ist überzeugt, dass nur der konstante Austausch beider Geschlecht­er helfe, „die gläserne Decke, die in Deutschlan­d immer noch herrscht, zu durchbrech­en“. Zudem verriet die Düsseldorf­erin, dass sie bald auf der Kö eine Boutique mit ihrer ersten Brautmoden-kollektion eröffnet.

Damit junge Frauen, die finanziell nicht so üppig ausgestatt­et sind wie vermutlich die Mehrheit der gut gewandeten Gäste im Lido, wurde erneut der von Caspar Brockhaus mit 30.000 Euro ausgelobte „Woman on Top“-award verliehen. Gewinnerin ist die angehende Juristin Theresa Pauli. „Mit dem Geld zahle ich den Studienkre­dit zurück.“

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RP-FOTOS (2): ANNE ORTHEN Rtl-urgestein Heiner Bremer und die Journalist­in Franca Lehfeldt kennen und schätzen sich schon lange.
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Die Gewinnerin des „Woman on Top“-award, Theresa Pauli (l.), mit Vivien Wulf. Pauli will mit dem Geld ihren Studienkre­dit zurückzahl­en.

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