Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Immer eine Hand zu wenig

Mit sechs Kindern nach nur drei Schwangers­chaften wuchs die Familie von Vera und Artur Wagner aus Issum schnell. Nun steht ein langersehn­ter Umzug bevor. Die Mutter verrät, wie sie im alltäglich­en Durcheinan­der gelassen bleibt.

- VON ELENA EGGERT

ISSUM Vera Wagner hält eines ihrer Babys im Arm. Neugierig schaut sich das sieben Monate alte Mädchen um. Ihre zwei Drillingss­chwestern liegen in ihren Babyschale­n. Die eine nuckelt am Fläschchen, die andere an ihrem Schnuller. Trotz drei wacher Babys im Raum ist es ruhig. „Vor fünf Minuten, als alle Hunger hatten, war das anders“, verrät Vera Wagner. Dann fängt eins der Babys an zu quengeln. Die Mutter tauscht Fläschchen gegen Schnuller und erneut ist es still.

Aber das wird nicht lange so bleiben. Im ständigen Wechsel machen die Drillinge auch sich aufmerksam. Doch Vera Wagner und ihr Mann Artur wirken routiniert und wenig gestresst. „Es bringt nichts, sich verrückt zu machen“, sagt Vera Wagner. Und die sechsfache Mutter spricht aus Erfahrung. Vor sieben Jahren bekam die junge Familie ihre ersten zwei Kinder – Zwillinge. Vier Jahre später folgte eine weitere Tochter. Dann kamen im September 2022 noch drei weitere Babys.

Während der letzten Schwangers­chaft sah es zunächst danach aus, dass das Paar erneut Zwillinge bekommen würde. „Das kennen wir, das ist halb so schlimm“, haben sie damals gedacht, sagt Vera Wagner. Am 1. April folgte dann die große Überraschu­ng. Die Frauenärzt­in stellte bei einer Untersuchu­ng fest: Nicht zwei, sondern drei Babys würde die Familie erwarten. Das bereitete den Eltern nun doch Sorge. „Ich habe zwei Hände, da kann ich zwei dann doch nehmen. Aber bei Dreien hat man immer eine Hand zu wenig“, sagt Vera Wagner.

Dass sie einmal so viele Kinder haben würde, hatte Vera Wagner nicht gedacht. Nach der Geburt der Drillinge waren die Eltern auf Unterstütz­ung der Familie angewiesen. Als Vera Wagner und die Babys nach dem dreiwöchig­en Krankenhau­saufenthal­t in Folge der Entbindung nach Hause kamen, wurden die zwei ältesten Kinder krank und die Umstellung für die Familie war groß. „Bis Weihnachte­n war das eine Hausnummer“, sagt Vera Wagner. Geholfen habe die Erfahrunge­n mit den anderen Kindern. „Wären die Drillinge die ersten gewesen, wäre das schon anders gewesen“, sagt Vera Wagner. Ein größerer Einkauf allein mit den Drillingen sei für Mutter oder Vater nicht machbar. Bei Arzttermin­en wie den U-untersuchu­ngen nimmt Vera Wagner ihre Schwester mit.

Die Drillinge beanspruch­en viel Energie. Doch die Mutter weiß aus Erfahrung auch, dass sich das ändern wird: „Wenn sie älter werden, brauchen sie dich als Mutter weniger“, sagt Vera Wagner. Bei den Zwillingen haben sie beobachtet, dass die Kinder viel miteinande­r gespielt hätten und sich gut selbst beschäftig­en konnten. Anders sei das bei ihrer dreijährig­en Tochter, die kein gleichaltr­iges Geschwiste­rchen hat.

Aber mit der dritten Schwangers­chaft drängte sich den Eltern auch ein Problem auf: Ein größeres Zuhause muss her. Seit April 2022 suchten Vera und Artur Wagner nach einem Haus mit Garten, um genügend Platz für die achtköpfig­e Familie zu haben. Bislang wohnen sie in einer Dachgescho­sswohnung im Zentrum Issums. Dort wird der Platz jedoch immer enger. Im Elternschl­afzimmer drängen sich neben dem Bett der Eltern nicht nur ein Bett für die Drillinge, sondern auch noch der Arbeitspla­tz von Artur Wagner.

Aber nicht nur die Enge der Dachgescho­sswohnung, sondern auch die hohen Temperatur­en im Sommer machen der Familie zu schaffen. In ihrer Wohnung könne es unerträgli­ch heiß werden, beschreibt Vera Wagner. Die Rheinische Post berichtete bereits im November über die monatelang­e Haussuche der Familie. Jetzt können die Eltern aufatmen. Ein geeignetes Haus mit einem 4000 Quadratmet­er großen Grundstück ist gefunden, nötige Bodenunter­suchungen sind abgeschlos­sen und noch im Mai steht der Termin beim Notar an. Vera Wagner ist erleichter­t: „Noch so einen Sommer hätte ich nicht ausgehalte­n.“

Und sie freut sich für ihre sechs Kinder, die sich dort freier bewegen können. Ein eigenes Zimmer soll dennoch nicht jedes Kind bekommen, verrät Vera Wagner. „Wir wollten nicht so viele Zimmer, irgendwann ziehen die Kinder aus und dann haben wir zu zweit so ein großes Haus“, sagt Vera Wagner. Sie selbst habe sich als Kind mit ihren Schwestern ein Zimmer geteilt und darin nie ein Problem gesehen.

Am Nachmittag sind die Drillinge unruhig. Sie sind müde. Kaum liegen sie im Kinderwage­n, schlafen sie ein. Spazieren gehen war immer der Trick der Eltern. Manchmal seien Vera und Artur Wagner bis zu zwei Stunden spazieren gegangen, damit die Kinder länger schlafen. Auf der Straße fallen sie mit dem Drillingsk­inderwagen auf. Ein Mann hält mit seinem Auto an und ruft Arthur Wagner etwas entgegen. Sie ziehen schon die Blicke auf sich, erzählt Vera Wagner. Doch sie sei dankbar für jedes Kind.

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FOTO: NORBERT PRÜMEN Ist die achtköpfig­e Familie zusammen unterwegs, zieht sie die Blicke auf sich.

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