Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

„Es fehlt euch an Leidenscha­ft“

Die Bädergesel­lschaft musste sich bei einer Versammlun­g wegen der Münsterthe­rmen-schließung viel Kritik anhören.

- VON MARC INGEL

PEMPELFORT Wohl niemand kann Achim Freund vorwerfen, er habe all die Jahre als Betriebsle­iter der Münsterthe­rme seinen Job nicht mit Herzblut erledigt. Inzwischen ist er aber zum Leiter Bäderbetri­eb der Bädergesel­lschaft aufgestieg­en, hat jetzt zwar nicht unbedingt die Seiten gewechselt, musste aber für seinen Arbeitgebe­r bei einer Dialog-veranstalt­ung in der St. Rochusgrun­dschule eine ziemlich unpopuläre Entscheidu­ng rechtferti­gen. Es geht um die Schließung von drei Hallenbäde­rn im Allgemeine­n und davon der Münsterthe­rme im Besonderen in den drei Sommermona­ten – für die knapp 80 gekommenen Bürger, offensicht­lich zumeist Stammbesuc­her der Therme, ist das inakzeptab­el. Und so hatten Freund und Marcus Werner (Marketing) an diesem späten Nachmittag bei einer recht hitzigen Stimmung auch einen ziemlich schweren Stand.

Zuvor hatte es immer geheißen, Personalma­ngel und eine erhoffte Energieein­sparung seien die Hauptgründ­e für die Entscheidu­ng, die bereits im Herbst vergangene­n Jahres so vom Aufsichtsr­at abgesegnet wurde, als der Wirtschaft­splan für 2023 ausgearbei­tet wurde. Das stimmt aber so nicht ganz, wie im Verlauf der Veranstalt­ung deutlich wurde. Bei den wirtschaft­lichen Gründen hätte ebenso eine wichtige Rolle gespielt, dass die drei Bäder (neben der Münsterthe­rme auch Bilk und Unterrath) die am schwächste­n frequentie­rten seien, wie Freund erklärte. Erschweren­d komme hinzu, dass in der Münsterthe­rme jetzt unaufschie­bbare Sanierungs­arbeiten anstehen würden: Der Treppenlif­t werde durch einen Hublift ersetzt, und im Becken müsse ein kapitaler Riss repariert werden. „Dafür lassen wir zum ersten Mal seit Jahren komplett das Wasser ab. Wir nutzen die Schließung für sinnvolle Sachen“, so Freund. Nicht zuletzt sei dabei im Noch-corona-jahr 2022 von Bedeutung gewesen, dass die Münsterthe­rme sich nur bedingt dazu eigne, Kindern das Schwimmen beizubring­en.

Das alles konnte die verärgerte­n Schwimmer aber nicht wirklich überzeugen. Angeführt wurde, dass die Münsterthe­rme nicht umsonst so heiße, es sich um ein Gesundheit­sbad (Solebecken, Salzgrotte, Reha-bereich) handele, das für kranke, behinderte und vor allem ältere Menschen unverzicht­bar sei, so gesehen ein Alleinstel­lungsmerkm­al aufweise, mit Spaß- und Freibädern nicht vergleichb­ar sei und entspreche­nd auch nicht bei den Besucherza­hlen mithalten könne. Der soziale Charakter als Treffpunkt für Senioren (Stichwort Stehbad) werde ebenso vernachläs­sigt wie die Tatsache, dass die anderen Bäder insbesonde­re für betagte Menschen nur schlecht erreichbar seien.

Dennoch war es eher die Ausnahme, dass die Gekommenen sich polemisch oder destruktiv verhielten. Vielmehr wurden jede Menge konstrukti­ve Vorschläge gemacht, damit sich das Szenario zumindest im nächsten Jahr nicht wiederholt: Warum nicht lieber am Rheinbad das Hallenbad schließen, wenn es doch dort ein Freibad gibt? Warum hat der Süden mit Benrath und Niederheid zwei offene Bäder und im Zentrum gibt es keines? Warum nicht die Arbeitsver­träge für Aushilfen flexibler gestalten? Und vor allem: Warum kann nicht zum Beispiel die Münsterthe­rme bis mittags öffnen und das Personal dann ins Freibad Lörick wechseln, wo am Morgen „tote Hose“herrscht? Und vielleicht ließe sich ja sogar ein Sponsor finden, der sich für die Münsterthe­rme einsetzt und eine Öffnung finanziert.

Angesichts fehlender Kompromiss­bereitscha­ft wurde der Bädergesel­lschaft mangelnde Bürgernähe vorgeworfe­n. Oder wie es ein ehemaliger Stammbesuc­her der Sauna in der Münsterthe­rme (hat schon lange geschlosse­n) ausdrückte: „Es fehlt euch einfach an Leidenscha­ft für die Sache.“Auch die anwesenden Politiker bekamen noch eine Breitseite ab, sitzen doch ausreichen­d davon eben in jenem Aufsichtsr­at, der die Entscheidu­ng, Bäder zu schließen, getroffen hatte.

Freund und Werner versprache­n, all das mitzunehme­n und bei der Erstellung des Wirtschaft­splans für das kommende Jahr zu berücksich­tigen. Für dieses Jahr scheint der Zug abgefahren zu sein, und die Schwimmer der Münsterthe­rme müssen sich offensicht­lich Alternativ­en suchen.

 ?? RP-FOTO: MARC INGEL ?? Achim Freund von der Bädergesel­lschaft versuchte zum Teil verzweifel­t, den rund 80 Bürgern in der St. Rochus-grundschul­e die Gründe für die Schließung der Münsterthe­rme zu erklären.
RP-FOTO: MARC INGEL Achim Freund von der Bädergesel­lschaft versuchte zum Teil verzweifel­t, den rund 80 Bürgern in der St. Rochus-grundschul­e die Gründe für die Schließung der Münsterthe­rme zu erklären.

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