Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

250 Kinder räumen in Hassels auf

Beim Dreck-weg-tag in Hassels-nord , den die Diakonie mit anderen Einrichtun­gen im Stadtteil organisier­t hat, sollten die Kleinen auch für das Müllproble­m sensibilis­iert werden.

- VON BERND SCHUKNECHT

HASSELS Das Problem ist beinahe so alt wie die ehemalige Neueheimat-siedlung Hassels-nord mit den Straßenzüg­en Potsdamer und Fürstenber­ger Straße. Es geht um achtlos entsorgten Müll, der bei bei überfüllte­n Mülltonnen einfach in Plastiksäc­ken neben den Tonnen hinterlass­en wird oder um Sperrmüll-gebirge, die offen oder auch in weniger einsehbare­n Ecken aufgetürmt werden. Ein wahres Paradies für Tauben und Ratten, denn nicht selten finden die Tiere auch reichlich Essensrest­e in den Plastiksäc­ken.

Unweit des Ernst-lange-hauses, wo die Diakonie für Anwohnerin­nen und Anwohner aus mehr als 20 Nationen vielfältig­e Stadtteila­rbeit leistet, ist ein unansehnli­cher Müllhaufen aus der fast schon obligatori­schen Kloschüsse­l, Kartons, Styropor und diversen Plastikeim­ern zu sehen. Häufig stellt die hohe Fluktuatio­n der Mieter eine Ursache für die Sperrmüllh­alden dar, die häufig auch noch durchwühlt und damit ausgedehnt werden.

„Es sind jedoch keinesfall­s nur die Nachbarn, die hier ihren Müll abladen, es gibt auch einen regelrecht­en Mülltouris­mus, bei dem Menschen, die von irgendwo herkommen, nach dem Motto „Hier liegt bereits Müll, also pack’ ich meinen noch dazu“verfahren“, sagte Barbara Dully, Leiterin des Ernst-lange-hauses. „Glückliche­rweise nimmt sich mittlerwei­le, seitdem 2016 ein großer Mieterwech­sel stattgefun­den hat, die LEG als Wohnungsei­gentümerin intensiver der Müllproble­matik an“, so Dully.

Unter der Überschrif­t „Hasselsnor­d – Das sind wir“hat das Haus der Diakonie gemeinsam mit zahlreiche­n weiteren Mitstreite­rn wie etwa dem DRK Zentrum plus Reisholz/ Hassels-nord, dem i-punkt Arbeit Renatec, der Awista-abfall-beratung sowie rund 250 Kindern aus Kitas und Grundschul­en im Stadtteil, dem Bürgerhaus Reisholz, Jugendlich­en aus dem Z4, der Jugendfrei­zeiteinric­htung im Viertel, und dem Stadtsport­bund dem Müllproble­m jetzt mittels einer konzertier­ten Aktion den Kampf angesagt. „Doch auf dem Platz an der Fürstenber­ger Straße fehlen immer noch ausreichen­d Abfallbehä­lter, und die vorhandene­n müssten regelmäßig­er geleert werden“, kritisiert­e Björn Behnsch, Leiter des Z4 an der Altenbrück­straße.

„Achtung! Wir retten die Tiere und schmeißen unseren Müll in die Mülltonne“fordert auf dem Platz eins von vielen Plakaten, die Kinder gemalt haben. „Sie für das Müllproble­m zu sensibilis­ieren sehen wir als wichtige Aufgabe, über die Kinder erreichen wir häufig auch die Eltern“sagt Renate Böhm, Abfallbera­terin bei der Awista.

Vor dem Standort der „Musterknab­en eg“, dem Quartiers- und Abfallmana­gement, lernen Kinder bei einer Müllsortie­r-aktion welche Müllart in welche Tonne gehört. „Ich habe hier alle meine Kinder groß gezogen, und ich engagiere mich, damit es hier wieder so sauber und schön wie vor 25 Jahren wird“, erklärte Adisa, Mutter von fünf Kindern. Sie gehört zu jenen Mieterinne­n, die schon lange im Viertel wohnen und auch nicht wegziehen wollen, weil sie hier in der Multi-nationen-nachbarsch­aft heimisch geworden sind und die große Toleranz untereinan­der schätzt.

In der Umgebung wieseln Kinder, ausgerüste­t mit Handschuhe­n und Greifern, über den Platz und durch Grünfläche­n. „Für mich ist es wichtig, dass ich mich hier wohlfühle und dass es sauber ist, und es freut mich, wenn ich da was tun kann, ich will einfach den Weltfriede­n“, sagte mit großer Ernsthafti­gkeit die achtjährig­e Hidaya und bekommt dafür Zustimmung von ihrer gleichaltr­igen Freundin Fideria. Nachdem das Gros der Dreck-weg-arbeit getan ist, füllen sich schnell die Bänke an langen Tischen, der Grill verströmt verführeri­schen Duft und der Weltfriede­n wird ganz elementar durch gemeinsame­s Essen gesichert.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Beim Dreck-weg-tag in Hassels Nord kam viel zusammen – auch durch die illegalen Sperrmülla­blagen im Quartier.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Beim Dreck-weg-tag in Hassels Nord kam viel zusammen – auch durch die illegalen Sperrmülla­blagen im Quartier.

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