Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Aus der Boutique auf den Hochsitz
Die Benrather Geschäftsfrau Eva Dinkloh machte während der Pandemie ihren Jagdschein. Und lernte das Jagdhornblasen.
BENRATH/ MONHEIM Sie sind das ideale Duo: Beide gute Läufer, gern in der Natur – und jagdlich ausgebildet. Beim attraktiven Glatthaardackel Paule (10) ist das schon Jahre her. Bei Frauchen Eva Dinkloh liegt die Prüfung indes keine zwei Jahre zurück. Da machte sie den Jagdschein, auch „Grünes Abitur“genannt, und erfüllte sich damit einen lang gehegten Traum.
„Ein dreiviertel Jahr habe ich dafür gebüffelt“, sagt die Frau, die im Sauerland mit enger Bindung zu Wald und Flur aufwuchs und in Benrath lebt. Dort, „im Dorf“, betreibt sie eine Mode-boutique. „Ich war mit Jägern zur Pirsch und zum Ansitzen und habe mir Wissen über das Verhalten der Wildtiere angeeignet. Das ist enorm viel.“Die Jagd sei nicht einfach ein Hobby, stellt sie klar: „Sie ist eine Passion.“
Es gehe auch nicht darum, auf dem Hochsitz zu verharren und Tiere zu erlegen, wie viele meinten. Es gehe vor allem um die Hege und Pflege, das Anlegen von Äsungsflächen und Ruhezonen, und darum, mit den Landwirten abzusprechen, dass es genug Wildäcker mit Nahrung für die Tiere gibt. „Wir Jäger sind Tierschützer.“Geschossen würden vorrangig kranke und schwache Tiere, die den
Winter nicht überleben könnten und auch ein Teil des Nachwuchses müsse regelmäßig „entnommen werden“, damit es nicht zur Überpopulation komme. „Natürlich ist es am Anfang schwer. Es tut weh, auf ein Tier zu zielen“, gesteht sie. Aber niemals verliere sie die Hochachtung vor der Kreatur.
„Als Jäger nimmt man die Natur anders wahr“, schwärmt sie. „Man erlebt alle Tiere im Jahreskreislauf hautnah, weil man mehrmals in der Woche auf dem Hochsitz das Wild beobachtet“, erklärt die Frau, die ihre Boutique „Ella Bella“von ihrer Mutter übernommen hat. Während der Pandemie gab es dort weniger zu tun, und Eva Dinkloh nutzte die Zeit, um endlich Jägerin zu werden.
Und gleich noch einem Jagd-ritual ist die sportliche Frau verfallen: dem Jagdhornblasen. „Die Verbindung von Natur und Musik hat etwas Besonderes“, sagt sie. Seit kurzem ist sie die erste weibliche Vorsitzende des Vereins der Monheimer Jagdhornbläser. Die Hälfte der 24 Mitglieder in der einstigen Männerdomäne sind Frauen. Dass der Vorstand der Jagdhornbläser 53 Jahre nach seiner Gründung nun jünger und weiblicher wird, mache ihn sehr glücklich, sagte Amtsvorgänger Albert Begon nach Dinklohs einstimmiger Wahl.
Ganz einfach sei das Zusammenspiel
der verschiedenen Jagdhörner nicht. Da bedarf es einer professionellen Anleitung, die die unterschiedlichen Stimmen zusammenführt, erklärt die neue Vorsitzende. Der kleine Verein finanziert sich über Auftritte. Denn natürlich können sie nicht nur die Jagdsignale, sondern auch konzertante Stücke. Zu Geburtstagen und Hochzeiten sind sie von Benrath bis Langenfeld unterwegs. Der Höhepunkt, sagt Albert Begon, sei immer die Hubertusmesse, ein feierlicher Moment für alle Jäger. Und Jägerinnen. Die könnten übrigens, so der frühere Vorsitzende, „mindestens genauso gut schießen wie Männer“.