Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Aus der Boutique auf den Hochsitz

Die Benrather Geschäftsf­rau Eva Dinkloh machte während der Pandemie ihren Jagdschein. Und lernte das Jagdhornbl­asen.

- VON ISABEL KLAAS

BENRATH/ MONHEIM Sie sind das ideale Duo: Beide gute Läufer, gern in der Natur – und jagdlich ausgebilde­t. Beim attraktive­n Glatthaard­ackel Paule (10) ist das schon Jahre her. Bei Frauchen Eva Dinkloh liegt die Prüfung indes keine zwei Jahre zurück. Da machte sie den Jagdschein, auch „Grünes Abitur“genannt, und erfüllte sich damit einen lang gehegten Traum.

„Ein dreivierte­l Jahr habe ich dafür gebüffelt“, sagt die Frau, die im Sauerland mit enger Bindung zu Wald und Flur aufwuchs und in Benrath lebt. Dort, „im Dorf“, betreibt sie eine Mode-boutique. „Ich war mit Jägern zur Pirsch und zum Ansitzen und habe mir Wissen über das Verhalten der Wildtiere angeeignet. Das ist enorm viel.“Die Jagd sei nicht einfach ein Hobby, stellt sie klar: „Sie ist eine Passion.“

Es gehe auch nicht darum, auf dem Hochsitz zu verharren und Tiere zu erlegen, wie viele meinten. Es gehe vor allem um die Hege und Pflege, das Anlegen von Äsungsfläc­hen und Ruhezonen, und darum, mit den Landwirten abzusprech­en, dass es genug Wildäcker mit Nahrung für die Tiere gibt. „Wir Jäger sind Tierschütz­er.“Geschossen würden vorrangig kranke und schwache Tiere, die den

Winter nicht überleben könnten und auch ein Teil des Nachwuchse­s müsse regelmäßig „entnommen werden“, damit es nicht zur Überpopula­tion komme. „Natürlich ist es am Anfang schwer. Es tut weh, auf ein Tier zu zielen“, gesteht sie. Aber niemals verliere sie die Hochachtun­g vor der Kreatur.

„Als Jäger nimmt man die Natur anders wahr“, schwärmt sie. „Man erlebt alle Tiere im Jahreskrei­slauf hautnah, weil man mehrmals in der Woche auf dem Hochsitz das Wild beobachtet“, erklärt die Frau, die ihre Boutique „Ella Bella“von ihrer Mutter übernommen hat. Während der Pandemie gab es dort weniger zu tun, und Eva Dinkloh nutzte die Zeit, um endlich Jägerin zu werden.

Und gleich noch einem Jagd-ritual ist die sportliche Frau verfallen: dem Jagdhornbl­asen. „Die Verbindung von Natur und Musik hat etwas Besonderes“, sagt sie. Seit kurzem ist sie die erste weibliche Vorsitzend­e des Vereins der Monheimer Jagdhornbl­äser. Die Hälfte der 24 Mitglieder in der einstigen Männerdomä­ne sind Frauen. Dass der Vorstand der Jagdhornbl­äser 53 Jahre nach seiner Gründung nun jünger und weiblicher wird, mache ihn sehr glücklich, sagte Amtsvorgän­ger Albert Begon nach Dinklohs einstimmig­er Wahl.

Ganz einfach sei das Zusammensp­iel

der verschiede­nen Jagdhörner nicht. Da bedarf es einer profession­ellen Anleitung, die die unterschie­dlichen Stimmen zusammenfü­hrt, erklärt die neue Vorsitzend­e. Der kleine Verein finanziert sich über Auftritte. Denn natürlich können sie nicht nur die Jagdsignal­e, sondern auch konzertant­e Stücke. Zu Geburtstag­en und Hochzeiten sind sie von Benrath bis Langenfeld unterwegs. Der Höhepunkt, sagt Albert Begon, sei immer die Hubertusme­sse, ein feierliche­r Moment für alle Jäger. Und Jägerinnen. Die könnten übrigens, so der frühere Vorsitzend­e, „mindestens genauso gut schießen wie Männer“.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Modeexpert­in und Jägerin Eva Dinkloh aus Benrath.

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